Berühmte Österreicher und ihre Museen

Beethovenfries / Gustav Klimt / Secession in Wien © Österreich Werbung, Fotograf: Trumler
Beethovenfries / Gustav Klimt / Secession in Wien © Österreich Werbung, Fotograf: Trumler

Von Egon Schiele, über Oskar Kokoschka bis zu Sigmund Freud: Lernen Sie Österreichs berühmteste Persönlichkeiten kennen – durch ihre Werke und ihre Wirkungsstätten.

Gustav Klimt

14. Juli 1862 in Baumgarten bei Wien †6. Februar 1918 in Wien

„Wer über mich etwas wissen will, der soll meine Bilder aufmerksam betrachten.“

Gustav Klimts Karriere beginnt früh: Mit 14 erhält der Sohn eines aus Böhmen eingewanderten Goldschmieds ein Stipendium für die Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, in der bald auch sein Bruder Ernst lernt. Nach dem Abschluss, 1883, gründen die beiden eine Ateliergemeinschaft mit dem Mitschüler Franz Matsch und führen etwa zehn Jahre lang zahlreiche dekorative Wand- und Deckengemälde in Palästen, Villen und Theatern aus.

Die historisierenden Bilder sind damals überaus populär und bringen Klimt das Goldene Verdienstkreuz, den Kaiserpreis und die Mitgliedschaft des Wiener Künstlerhauses ein. Heute wäre er allein dafür jedoch wohl praktisch vergessen.

Doch etwa ab 1890 löst er sich zunehmend von der starren akademischen Tradition, sucht nach einem individuellen Stil, wird expressionistischer und entwickelt seine typischen flächigen Ornamente. 1897 tritt er aus dem Künstlerhaus aus und wird Mitbegründer und erster Präsident der Wiener Secession, die den staatlichen Vorgaben an die Kunst den Kampf ansagt.

Im Jahr 1900 erschüttert ein Skandal das Leben des erfolgsverwöhnten Künstlers. Sein Deckenbild „Philosophie“ – ein Auftragswerk für die Aula der Wiener Universität, das auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille gewinnt – stößt auf schroffe Ablehnung bei den Professoren und in der Öffentlichkeit. Das düster- morbide und hocherotische Werk wird als hässlich und pornografisch verhetzt, schließlich kauft er es zusammen mit zwei weiteren Bildern zurück und versetzt die Gemälde privat.

Er überwirft sich mit der Secession und lebt zunehmend abgeschieden, aber produktiv und alles andere als enthaltsam. Er gibt sein Geld mit vollen Händen aus, seine üppigen Abendmahl-Darstellungen sind legendär, seine Modelle entlohnt er fürstlich und zeugt mit einigen von ihnen Kinder. Über seine zahlreichen Beziehungen zu Damen der besseren Gesellschaft wird bis heute viel spekuliert.

Neben hingabevollen Frauenporträts ist er mit Landschaftsbildern erfolgreich, deren eigentümlich flache Wirkung er kreiert, indem er die Motive durch ein Fernglas betrachtet. Trotz seines großen Erfolges wird der Katzenliebhaber von der Kritik noch Jahrzehnte nach seinem Tod meist als dekorativ abgetan. Dabei steht seine kunstgeschichtliche Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Jugendstils außer Zweifel.

Beethovenfries / Gustav Klimt / Secession in Wien © Österreich Werbung, Fotograf: Trumler

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Egon Schiele

  • 12. Juni 1890 in Tulln † 31. Oktober 1918 in Wien

„Alles ist tot, während es lebt.“

Schon in der Schule gab es über Egon Schiele Beschwerden, weil er im Unterricht ständig zeichnete, was seinen Noten nicht gut bekam. Dafür erkannten seine Kunstlehrer sein Talent und unterstützen ihn bei der Bewerbung für die Akademie der bildenden Künste in Wien, in die er mit sechzehn aufgenommen wurde – gegen den Willen seines Vormunds. Schieles Vater, ein Tullner Bahnhofsvorsteher, war zwei Jahre zuvor gestorben. Die Studien, die Schiele in der Meisterklasse des erzkonservativen Historienmalers Christian Griepenkerls widerwillig praktizierte, hatten keinen Einfluss auf seinen persönlichen Stil. In Wien lernt er Gustav Klimt kennen, der ihm ein väterlicher Freund wird, und dessen Gestaltungsprinzipien er sich zunehmend aneignet. Die Akademie verlässt er nach nur gut zwei Jahren. Um künstlerische Verwirklichung zu suchen gründet er mit Freunden die „Neukunstgruppe“ und übernimmt deren Vorsitz. Schiele verfügt stets über gute Kontakte, Förderer und Aufträge. Allgemein wird seine avantgardistische und einzigartige Kunst aber zunächst als hässlich und abstoßend empfunden. Seine nervösen, spröden Linien überbetonen körperliche Besonderheiten. Fragil, spröde und nervös werden seelische Zustände und Abgründe auf expressionistische Art deutlich. Seine oft unschönen Aktbilder und – Zeichnungen wirken mitunter eher schicksalhaft und tragisch als erotisch.

Zeichnung von Egon Schiele
Zeichnung von Egon Schiele “Sitzende Frau” (Sammlung Leopold). Leopold Museum / Museumsquartier. © Österreich Werbung, Fotograf: Trumler

Mit zwanzig entflieht Egon Schiele dem Wiener Großstadtleben und zieht in die böhmische Kleinstadt Krumau. Dass er dort mit einem Modell in „wilder Ehe“ lebt und Aktbilder junger Mädchen malt, sorgt für einen Skandal, der ihn nach wenigen Monaten dazu bringt, nach Neulangbach bei Wien zu übersiedeln. Dort wird er des Missbrauchs einer Minderjährigen verdächtigt und kommt in Untersuchungshaft, wird aber am Ende nur wegen der „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen“ zu drei Tagen Arrest verurteilt. Er geht nach Wien zurück, bezieht ein Atelier und heiratet. 1915 wird er in den militärischen Verwaltungsdienst einberufen, so dass er zumeist auch während dieser Zeit weiterhin malen kann. 1918 erkranken er und seine Frau an der Spanischen Grippe. Er stirbt drei Tage nach ihr, im Alter von nur 28 Jahren. Wenige Monate zuvor darf er noch seinen großen Durchbruch erleben – bei einer Ausstellung in der Wiener Sezession, wo er und seine Gemälde international triumphale Anerkennung ernten.

LINKTIPPS:

Egon Schiele Museum
Donaulände 28
3430 Tulln
www.egon-schiele.eu

Egon Schiele in Wien

  • Leopold Museum
    Größte Egon-Schiele-Sammlung der Welt, Schwerpunkt: österreichische Malerei
    des 19./20. Jahrhunderts.
    Museumsplatz 1, 1070 Wien
    www.leopoldmuseum.org
  • Österreichische Galerie Belvedere
    Das Obere Belvedere beherbergt die weltweit größte Gustav Klimt-
    Gemäldesammlung. Im Unteren Belvedere kann man Sonderausstellungen, wie
    Alfons Mucha, Ferdinand Waldmüller, und andere bewundern.
    Prinz-Eugen-Straße 27
    1030 Wien
    www.belvedere.at

Arnulf Rainer

  • 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien

„Wenn ich zeichne, bin ich aufgeregt, spreche ich mit mir selbst, verziehe mein Gesicht, beschimpfe Leute, bewege und verwandle mich permanent als Leib, Charakter und Person.“

Arnulf Rainers Kunst unterliegt bis heute einem ständigen Wandel. Im Laufe seines langen Künstlerlebens fertigt er detailbesessene surrealistische Gemälde, zeichnet mit geschlossenen Augen oder unter Alkohol- und Drogeneinfluss (wobei er sich sogar filmen lässt), er überschreitet Grenzen zwischen Malerei und Plastik, Schauspielerei und bildender Kunst. Er malt Bilder von Schimpansen nach, arbeitet aktionistisch, wenn er etwa nackte Körper oder sich selbst bemalt, er schießt mit Schrot auf Pappe, bezieht Video und Film in seine Kunst ein und vieles mehr. Besonders viel Aufsehen erregen seine Übermalungen von Werken anderer Künstler, denn er bedient sich nicht nur gekaufter Gemälde oder extra angefertigter Fotos: In Wolfsburg wird er 1961 festgenommen und verurteilt, nachdem er öffentlich und ungefragt ein Bild einer Ausstellung übermalt hat. Für seine ständig wechselnden Ausdrucksformen findet er ständig neue Namen, spricht von Zentralisationen, Grundmalerei, Atomisationen, Hyperzeichnungen. Übermalte Kreuze aus Hartfaserplatten nennt er „Kruzifikationen“, leere aufgehängte Bilderrahmen sind „Nadamalerei“, übermalte Fotos von Grimassen werden als „Face Farces“ berühmt.

Rainers Biografie erscheint ähnlich aufwühlend und irritierend wie seine Kunst: Als Kind besucht er die „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ in Traiskirchen, verlässt die Nazi-Eliteschule aber, nachdem ein Zeichenlehrer ihn zu Naturstudien zwingt. 1945 flüchtet er mit dem Fahrrad vor den Russen – aus Baden bei Wien fährt er bis nach Kärnten zu Verwandten. Nach der Matura wird er auf der Akademie für angewandte Kunst in Wien aufgenommen, verlässt sie aber schon am ersten Tag nach einem Streit mit einem Assistenten. Auch in die Akademie der bildenden Künste schafft er es, bleibt jedoch nur drei Tage, weil man seine Kunst als „entartet“ bezeichnet. Rainer geht dennoch seinen Weg, lernt bedeutende Kollegen kennen, wird trotz Verspottungen und Anfeindungen zunehmend erfolgreich, gründet Künstlergruppen und verlässt sie wieder, wenn sie nicht gar durch die Vereinspolizei aufgelöst werden wie das „Pintatorium“ mit Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser. Längst gilt Arnulf Rainer als einer der bedeutendsten europäischen Künstler: Er war Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wurde mit namhaften Auszeichnungen geehrt und erhielt ein eigenes Museum in seinem Geburtsort Baden.

Das Museum wird seinem Schaffen gerecht, indem es zweimal jährlich eine neue Ausstellung präsentiert. Kommentiert wird die Kunst dabei quasi vom Meister selbst – durch in den Schauräumen angebrachte Zitate und Aphorismen Rainers sowie durch ein aufschlussreiches Filmportrait. Die eindrucksvolle Architektur des 1821 errichteten Marienbades wurde beim Umbau vollständig erhalten und geschickt adaptiert – so hängen manche Bilder etwa in holzvertäfelten Umkleidekabinen oder über steinernen Schwimmbecken.

Arnulf Rainer Museum
Hauptplatz 1
2500 Baden
www.arnulf-rainer-museum.at


Otto Wagner

  • 13. Juli 1841 in Wien † 11. April 1918 in Wien

„Es kann daher nicht befremden zu hören, dass in der Baukunst der höchste Ausdruck menschlichen, an das Göttliche streifenden Könnens erblickt wird.”

Säulchen, Zinnen, Spitzbögen Obeliske – Ende des 19ten Jahrhunderts wurden Europas Städte mit historistischem Zierrat ausgestattet, als hätten Antike, Mittelalter, Renaissance oder die Pharaonenzeit nie aufgehört. Auch Otto Wagner baute Jahrzehnte lang sehr erfolgreich in diesem populären Stil, bis er den Künstlern der Wiener Secession anschloss, die sich vehement gegen den Historismus stemmten und der Kunst neue, freie Wege eröffneten. Wagners Wende verursachte einen Aufschrei im konservativen Wien. Die fortan verwirklichten Entwürfe gehören heute zu Wiens größten Attraktionen, Gebäude wie die Postsparkasse sehen viele als wesentlichen Beitrag zur Geburt der modernen Baukunst. Wagner verwendete neueste Materialien wie Aluminium und Stahlbeton, nutzte die modernste Technik, tragende und funktionellen Bauelemente erhöhte er zu sichtbaren Teilen der Ästhetik, statt sie zu verstecken. Er baute oft nüchtern und funktional, ohne aber mit der Tradition radikal zu brechen. Otto Koloman Wagner stammte aus einer wohlhabenden Familie, sein Vater starb früh, seine Mutter vergötterte er fast maßlos.

Stationen seines Studiums waren das Wiener Polytechnikum, die Königliche Bauakademie in Berlin und die Wiener Akademie der bildenden Künste. Mit 23 gründete er sein eigenes Büro in Wien, mit dem er wirtschaftlich sehr erfolgreich wurde, auch als Bauherr. Seine erste, von der Mutter arrangierte Ehe war wenig inspirierend, mit seiner Geliebten hatte er derweil zwei Kinder. Seine um 18 Jahre jüngere zweite Frau und Muse verehrte er schwärmerisch-überhöht, und sie unterstützte ihn harmonisch. Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste lehrte er mit Leidenschaft eine radikale Erneuerung der gesamten Baukultur, er publizierte das revolutionäre Buch „Moderne Architektur“ und arbeitete als Designer. Seine stadtplanerischen Leistungen für die Moderne Großstadt waren wegweisend, Wien bekam durch ihn die modernste Verkehrsplanung Europas. Der nicht eben bescheidene Vordenker Gewann viele Preise und Auszeichnungen, doch von seinen mit Besessenheit erarbeiteten Entwürfen blieben sehr viele unrealisiert. Ginge es nach ihm, wäre der ganze Weg vom Karlsplatz bis Schönbrunn eine Prachtallee im Stil seiner berühmten Häuser am Naschmarkt geworden.

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Oskar Kokoschka

  • 1. März 1886 in Pöchlarn, Niederösterreich † 22. Februar 1980 in Montreux, Schweiz

„Das Leben ist kein Stillleben.“

„Die drei Jahre mit ihm waren ein Liebeskampf. Niemals zuvor habe ich so viel Krampf, so viel Hölle, so viel Paradies gekostet.“, schrieb Alma Mahler-Werfel über Oskar Kokoschka. 1912 hatte der um sieben Jahre jüngere Künstler den Auftrag für ein Portrait der umschwärmten Komponistenwitwe. Gleich nach der ersten Sitzung schrieb er ihr den ersten von über 400 Liebesbriefen – Auftakt zu einer legendären, zügellosen Liebe. Seinen Ruf als „Oberwildling von Wien“ hatte der unberechenbare, launische und mitunter gewalttätige Sohn eines Handlungsreisenden schon bevor er berühmt wurde. Sein Zeichenlehrer verschafft ihm ein Stipendium für die Wiener Kunstgewerbeschule verschafft, er will zunächst auch selbst Zeichenlehrer werden. Während seines Studiums lebt er von kleinen Aufträgen. Zunächst ist er vom Jugendstil begeistert und arbeitet für die Wiener Werkstätten, wendet sich aber früh von deren Ästhetik ab und sorgt schon als maßgeblicher Wegbereiter des Expressionismus für Aufregung.

Sein Stil wird als „Verwesungsmalerei“ beschimpft. Besonders in seinen aufwühlenden Portraits geht es ihm immer weniger um das Äußere einer Person, sondern um die drastische Abbildung ihres Seelenzustandes in einer intensiven, visionären Farbensprache. Auch seine Beiträge in der expressionistischen Zeitschrift „Sturm“ lassen aufhorchen, mit einem geradezu wüsten Theaterstück löst er einen Tumult im Publikum aus und zwingt die Polizei zum Eingriff. 1914 wird Alma Mahler schwanger, entscheidet sich gegen seinen Willen zum Abbruch und verlässt das besitzergreifende Enfant Terrible, das sie nicht mehr erträgt. Verzweifelt, aber auch von Alma dazu gedrängt und weil er ohnehin wehrpflichtig ist, meldet sich Kokoschka freiwillig beim Militär und lässt sich von Adolf Loos an ein vornehmes Reiterregiment vermitteln. An der russischen Front wird er durch einen Stich in die Lunge schwer verletzt, kaum genesen folgt eine zweite schwere Verletzung. In der Zwischenkriegszeit reist er viel und wird ein anerkannter Künstler, 1934 flieht er vor den Nazis, die viele seiner Werke als „entartet“ beschlagnahmen. Nach Stationen in Prag und London, wo er seine langjährige Freundin Olga Pavlovská heiratet, lässt er sich in der Schweiz nieder, wo er im Alter von 94 Jahren stirbt.

LINKTIPPS:

Das Oskar Kokoschka Geburtshaus
Regensburger Straße 29
3380 Pöchlarn
www.oskarkokoschka.at

Mai bis Oktober findet alljährlich im Oskar Kokoschka-Haus die von der Oskar
Kokoschka Dokumentation Pöchlarn erfolgreich veranstaltete Sommerausstellung
statt.

Österreichische Galerie Belvedere
Das Obere Belvedere beherbergt die weltweit größte Gustav Klimt-
Gemäldesammlung. Im Unteren Belvedere kann man Sonderausstellungen, wie
Alfons Mucha, Ferdinand Waldmüller, und andere bewundern.

Prinz-Eugen-Straße 27
1030 Wien
www.belvedere.at


Hermann Nitsch

  • 29. August 1938 in Wien

„Meine Arbeit soll eine Schule des Lebens, der Wahrnehmung und der Empfindung sein.“

Die Aktionskunst des Hermann Nitsch erfasst alle Sinne und erfordert mitunter starke Nerven: da werden nackte Menschen mit verbundenen Augen an Kreuze gebunden, man gießt ihnen Blut in den Mund und bindet ihnen geschlachtete Schweine auf den Leib; Helfer in besudelten weißen Gewändern stopfen Eingeweide in die Kadaver zurück und wühlen bis zum Ellenbogen darin herum, hantieren mit Organen und Messern; Blut, Schleim und Gedärme fließen in Massen. Orgien-Mysterien-Theater nennt Nitsch diesen zentralen Teil seines Schaffens – es sind aufwühlende Inszenierungen, bedeutungsbeladen und assoziationsreich, gleichzeitig Rituale voller Wucht und Urgewalt. Als Nitsch in den Sechziger Jahren mit dieser Kunstform begann, musste er dafür drei Mal ins Gefängnis und sah sich gezwungen, Österreich zu verlassen.

Bald darauf wurde er weltweit gefeiert und längst stellen die rennomiertesten Sammlungen seine Werke aus. Zwei Museen sind sogar allein ihm gewidmet: das Museo Nitsch in Neapel und das Hermann Nitsch Museum im Niederösterreichischen Mistelbach. Nitsch malt auch mit Farben, und auch das ist ein Spektakel. Die abstrakten Schüttbilder können gigantische Formate annehmen. Der massige Maler mit dem langen weißen Bart koordiniert dabei oft ganze Scharen von Assistenten in weißen Kitteln, Farbe wird eimerweise vergossen und mit Händen, Füßen oder Besen verteilt und bearbeitet, während sich Fotografen, Kameraleute und Zuschauer um das Geschehen drängen. Die Ergebnisse dieser Aktionen sind auch in Österreich in zahlreichen Museen zu erleben.

LINKTIPPS:

  • Homepage Hermann Nitsch
    www.nitsch.org
  • Museumszentrum Mistelbach
    Das MZM beherbergt das Hermann Nitsch Museum sowie eine Ausstellung über
    die Lebenswelt Weinviertel.
    Waldstraße 44-46
    2130 Mistelbach
    www.mzm.at
  • Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, MUMOK
    Permanente Ausstellungen mit Fokus auf österreichische Kunst des 20./21.
    Jahrhunderts, wechselnde Themenausstellungen.
    Museumsplatz 1
    1070 Wien
    www.mumok.at
  • Essl Museum
    Die Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst bietet einen einzigartigen
    Blick auf die Kunst des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.
    An der Donau-Au 1
    3400 Klosterneuburg
    www.essl.museum
  • Lentos Kunstmuseum Linz
    Das 2003 eröffnete Kunstmuseum zählt zu den wichtigsten Museen moderner und
    zeitgenössischer Kunst in Österreich und vereint eigene Bestände um Klimt,
    Schiele, Kokoschka, Nolde, Corinth und Pechstein mit internationalen Leihgaben.
    Ernst-Koref-Promenade1
    4020 Linz
    www.lentos.at
  • Landesmuseum Joanneum:
  • Neue Galerie Graz
    Wechselnde Ausstellungen geben einen guten Überblick über die gegenwärtige
    Kunstproduktion auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
    Sackstraße 16
    8010 Graz
    www.museum-joanneum.at/de/neue_galerie
  • Museum Moderner Kunst Kärnten
    Das MMKK hat sich zu einer führenden Adresse für moderne und zeitgenössische
    Kunst im Alpen-Adria-Raum entwickelt. Die hauseigene Burgkapelle steht als
    Projekt- und Installationsraum jungen Künstlern zur Verfügung.
    Burggasse 8
    9020 Klagenfurt
    www.mmkk.at
  • Museum der Moderne, Mönchsberg, Salzburg
    Zweitgeteiltes Museum mit Sonderausstellungen zur zeitgenössischen Kunst: in
    modernem Ambiente (Mönchsberg) oder im barocken Umfeld (Rupertinum).
    Am Mönchsberg 32
    5020 Salzburg
    www.museumdermoderne.at

Friedensreich Hundertwasser

  • 15. Dezember 1928 in Wien † 19. Februar 2000 an Bord der Queen Elizabeth 2

„Ich will zeigen, wie einfach es im Grunde ist, das Paradies auf Erden zu haben.“

Über die Architektur von Friedensreich Hundertwasser stolpert man in doppelter Hinsicht. Einmal, weil die Fassaden unübersehbar auffällig sind: bunt, verspielt, unregelmäßig und in ihrem Stil absolut unverwechselbar – ein überbordender, unübersehbarer Farbfleck im Stadtbild, der sich sofort ins Gedächtnis prägt. In den Gebäuden selbst, manchmal schon davor, stolpert man dann fast ein zweites Mal: über den Boden, der sich willkürlich wellt und wölbt, den Besucher überrascht und Aufmerksamkeit einfordert. Und genau das ist eine der Absichten dieser „natur- und menschengerechteren“ Bauweise. Die gewohnten, kaum noch bemerkten rechten Winkel und planen Flächen fehlen hier, denn nach Ansicht Hundertwassers versklavt solche „sterile, rationale Rasterarchitektur“ den Menschen mit ihrer „tödlichen Eintönigkeit“. Der exzentrische Künstler formulierte ein Konvolut an Manifesten, Essays oder Reden, spricht im „Architekturboykott“ von „Ornament und Verbrechen“, tritt für die individuelle Freiheit der Menschen bei der Gestaltung ihrer Häuser ein und vieles mehr.

Seine oft sehr gewagten Thesen trägt er gerne auch nackt vor Publikum vor. Friedrich Stowasser, so sein katholischer Taufname, durchtaucht die Nazidiktatur trotz seiner jüdischen Mutter in Wien, ist sogar in der Hitlerjugend. Die Wiener Akademie der Bildenden Künste bricht er nach drei Monaten ab, auf der Pariser Ecole des Beaux Arts hält er es kaum einen Tag aus. Stattdessen inspiriert er sich auf ausgedehnten, teils abenteuerlichen Reisen durch die ganze Welt, auf denen er ständig malt und Theorien entwickelt. 1962 bringt seine Retrospektive auf der Biennale in Venedig den großen internationalen Durchbruch. Fortan reist, arbeitet, wohnt und schreibt er quer über den Globus und tritt lautstark für Ökologie und Menschenrechte auf. Seine Ausstellungen sind große Erfolge, seine Malerei gilt als singulär. In seinem unverkennbaren Stil gestaltet der bekennende Monarchist Schiffe, Häuser, Briefmarken, Münzen, eine Bibel, ein Lexikon, eine Müllverbrennungsanlage und vieles mehr. Obwohl gerade die Architektur des Weltbürgers auch scharf kritisiert wird, ist sie besonders in Österreich längst zum Publikumsmagneten, ja zu einem Wahrzeichen geworden.

Hundertwasser Haus. Museen berühmter Österreicher.
Hundertwasser Haus

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Sigmund Freud

  • 6. Mai 1856 in Freiberg, Tschechien † 3. September 1939 in London

„Der Mensch ist nicht Herr seiner selbst.“

Unterbewusstsein, Verdrängung, Über-Ich, Ödipuskomplex … Die Begriffe und Ideen, die Sigmund Freud geprägt hat, sind nicht nur in Psychologie und Medizin bedeutend, sie sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen – bis hin zum Freudschen Versprecher. Freud war einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts, sein Werk prägt unser Menschenbild, unsere Vorstellung der Realität, es durchdringt die Kunst. Schon zu Lebzeiten wurde und bis heute wird seine Arbeit äußerst kontrovers diskutiert, widerlegt und weiterentwickelt, vieles davon erscheint inzwischen reichlich demontiert. Und doch: seine Bedeutung für die Psychologie ist bahnbrechend. Sigismund Schlomo Freud war der Sohn eines jüdischen Wollhändlers. Er war ein brillanter Schüler, maturierte mit Auszeichnung, studierte Medizin und promovierte 1881 „Über das Rückenmark niederer Fischarten“. In der Folge arbeitete er im Laboratorium für Gehirnanatomie des Wiener Allgemeinen Krankenhauses, forschte – auch mit Selbstversuchen – über Kokain und Hypnose, hielt einen heftig umstrittenen Vortrag „Über männliche Hysterie“.

Gemeinsam mit Josef Breuer behandelte er 1896 Bertha Pappenheim, die unter anderem an Zuständen tiefer Traurigkeit, Wahnvorstellungen und Halluzinationen litt. Indem sie den Ursachen nachging und darüber offen sprach, verschwanden die Symptome. Hier sprach Freud erstmals von Psychoanalyse. Das Arbeitspensum des distanzierten, wenig warmherzigen Forschers war in den kommenden Jahrzehnten enorm. Bis zu zwölf Stunden täglich arbeitete er mit den Patienten, anschließend schrieb er bis spät in die Nacht. Er rauchte etwa 20 Zigarren am Tag und nahm große Mengen Kokain, publizierte, lehrte, gründete die Internationale Psychoanalytische Vereinigung. 1923 erkrankte er an Rachenkrebs, Teile seines Kiefers und Gaumens mussten entfernt werden, über dreißig Operationen folgten, am Ende konnte er kaum noch sprechen. Die von den Nazis ausgehende Gefahr verkannte er lange, erst im Sommer 1938 emigrierte er nach London. Ein Jahr darauf setzte er mit Hilfe seines Arztes seinem Leben mittels Morphium ein Ende.

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Manfred Deix

  • geboren am 22. Februar 1949 in St. Pölten – † 25. Juni 2016

„Ich überzeichne nicht, ich finde, ich beschönige die Realität.“

Katholische Pfarrer beim Sex, Arnold Schwarzenegger weinend beim Unterzeichnen von Todesurteilen, ein Rentner, der Sternsinger mit dem Gewehr bedroht, weil er Ausländer nicht leiden kann. Genüsslich und respektlos tauchte Manfred Deix seinen Aquarellpinsel ein und malte Österreich und die Welt in den „grauslichsten“ Farben: voller Heuchelei, Doppelmoral, eitlen Lebenslügen und niederen Gelüsten. Der Wahlwiener sah sich als „malender Journalist“ und bezog in seinen Karikaturen und Cartoons klare politische und gesellschaftskritische Positionen zu aktuellen Ereignissen oder zur Zeitgeschichte. Die Bilder sind meist mit Texten versehen, oft in Sprechblasen und nicht selten in Gedichtform. Mal- und Zeichentechnik sind mitunter so derb wie sein Humor, zotig und explizit, aber stets treffsicher und herrlich komisch. Menschen erscheinen stets von ihrer ungünstigsten Seite. Man kann dem geselligen „Nestbeschmutzer“ seine Boshaftigkeit im Grunde nicht verübeln, denn sie richtet sich gleichermaßen gegen alle Gesellschaftsschichten, und er verschont sich auch selbst nicht. Stets bleiben die Verspotteten menschlich und noch in ihrer Niedertracht liebenswert.

Schon mit sechs Jahren verkauft Deix seine ersten Zeichnungen von „Nackerten“ für ein paar Groschen an Mitschüler. Mit elf veröffentlicht er, vermittelt von seinem Religionslehrer, Cartoons in der Niederösterreichischen Kirchenzeitung. Er verlässt das Gymnasium vorzeitig, wird aus der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt hinausgeworfen und bricht das Studium an der Akademie der Bildenden Künste nach 14 Semestern ab, ohne Abschluss. Doch da arbeitet er längst für Österreichs bedeutendste Magazine. Bald wird er auch im Ausland bekannt, Stern, Spiegel, Titanic und der Playboy drucken seine Bilder, er veröffentlicht Bücher, wird mit Preisen ausgezeichnet und mit Klagen eingedeckt. Nach einem Lungeninfarkt und Alkoholproblemen gibt er sein exzessives Leben zugunsten einer „braven Phase“ auf. Seinen Bildern, die er zur Musik der geliebten Beachboys und umgeben von dutzenden Katzen malt, merkt man diese Bravheit nicht an.

Dauerpräsentation „Für immer Deix!“ im Karikaturmuseum Krems

Manfred Deix bot in der Schau  FÜR IMMER DEIX! eine schonungslose Zeitreise in die Untiefen der österreichischen Seele, so wie er sie sieht. Der Zeichner provoziert, schockiert und rüttelt an gesellschaftlichen Tabus wie selten zuvor ein österreichischer Künstler. Das Karikaturmuseum Krems zeigt bisher zum Teil noch nie ausgestellte Arbeiten aus dem exklusiven Privatbesitz des Künstlers. Zwei echte Highlights aus dem Kosmos von Manfred Deix erleben dabei ihre Premiere: Erstmalig präsentiert wird die Installation Das Deix‘sche Aquarium. Es ist allgemein bekannt, dass Manfred Deix Katzen über alles liebte, auch galt er als Beschützer von Problembär Bruno und als Retter geschundener Hunderln. Ein wahrer Tierfreund eben.

Manfred Deix Deix´sche Fischkunde, 2008 © Manfred Deix, 2016
Manfred Deix. Deix´sche Fischkunde, 2008. © Manfred Deix, 2016

Aber Deix war auch Entdecker bisher unbekannterarten mit recht klingenden Namen. In der Ausstellung können die Besucher mit den eigenwilligen Geschöpfen auf Tuchfühlung gehen und tief in die Deix’sche Fischkunde eintauchen. So trifft man hier auf den steierischen Stäbchenstöhr, den finnischen Ferkelflosser, den katalanischen Katzenkarpfen oder den bengalischen Busenbarsch.

Eine der letzten Werke aus der Feder von Manfred Deix waren die sogenannten „Blitzblätter“. Die „Deix Blitzblätter“ sind ein flüchtiges Spiel mit dem Kohlestift, ohne Vorbereitung oder Vorskizzen. Die lustvollen Zeichnungen, die blitzschnell in wenigen Sekunden entstehen, zeigen Porträts aus dem reichhaltigen Repertoire an „Deix Figuren“ voller Leichtigkeit und Humor.

Die verschiedenen Kapitel der Ausstellung sind durch bislang noch nicht gezeigtes Material aus rund 40 Jahren aufgefrischt worden. Der Großteil davon ist auch nach Jahrzehnten noch von brisanter Aktualität. So forderte der Künstler zum Beispiel im Abschnitt Der ungemütliche Deix in seinem Cartoon aus den 1980er Jahren Mehr Frauen in Männerberufe! In Ja zur Atomenergie! (1990) zeichnete Manfred Deix ein gruseliges Bild von verwachsenen, mutierten Gesichtern von seelenlosen Geschäftsmännern, die kaltblütig den Folgen krankmachender Atomstrahlung trotzen. Er trifft in diesem Cartoon die provozierende Feststellung, dass Profitdenken über der menschlichen Gesundheit steht. Im Kapitel Der gläubige Deix findet sich die  Arbeit Sollen Priester heiraten dürfen? aus dem Jahr 1995, was seiner Meinung nach bei dem zu erwartenden Kindersegen bei den ärgerlichen Nachwuchsproblemen im Kirchenamt sehr hilfreich sein könnte. Im Abschnitt Der politische Deix huldigte der Zeichner dem Parteibuch: Man kann nie früh genug Parteimitglied werden.

Verantwortungsvolle Eltern wollen für ihr Kind nur das Beste. Und so ist es nur logisch, dass der Nachwuchs umgehend in die Obhut liebevoller Parteiwerber genommen wird, denn jeder weiß: Nur mit dem Büchlein gibt’s einen gesicherten Kindergartenplatz, den besseren Schulplatz, die Festanstellung mit Karrieregarantie  und optimale Pensionsvorsorge. Der Cartoon ist um 1984 entstanden und Deix hat ausgesprochen was jeder vermutete und leider 30 Jahre später sogar in einer Studie belegt wurde.

Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik, Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen? (Manfred Deix)

Die aktualisierte Ausstellung FÜR IMMER DEIX! ist von einem „Hearonymus“, dem Audioguide im Karikaturmuseum Krems, begleitet. Damit können die Besucher mehr zu einzelnen Werken erfahren. Von Manfred Deix dargebrachte Gedichte, Kommentare zu Cartoons und zusätzliche Informationen zum Karikaturmuseum Krems lassen den Besuch im Haus für Satire multimedial werden.

Auf der Internetplattform www.hearonymus.at sind alle Audioguides zu finden, die Kunstwerke, Sehenswürdigkeiten und die schönsten Plätze der Gegend auf spannende Weise näher bringen.

LINKTIPPS:

Karikaturmuseum Krems
Die größte Sammlung an Deix-Cartoons ist im Karikaturmuseum in Krems
ausgestellt.
www.karikaturmuseum.at