Inhaltsverzeichnis
Im Porträt: das Osttiroler Villgratental und das Innergschlöß im Nationalpark Hohe Tauern plus Tipps für gutes Essen und Übernachten in Osttirol.
Das Osttiroler Villgratental
So viele Sterne! Ein einziges Funkeln am schwarz samtenen Himmel, während der Betrachter staunend auf dem Balkon sitzt, den man hier „Solder“ nennt. Die zweite Sensation, die sich sofort offenbart, ist die Abwesenheit von Lärm.
Nur das Rauschen des Baches begleitet den Blick über den Himmel. Einfache Freuden sollte man meinen, doch diese Kombination aus Sternenhimmel und Stille, erlebt der durchschnittliche Stadtbewohner viel zu selten. Nur so abgelegene Täler, wie das Osttiroler Villgratental können damit noch aufwarten. Was für sternentwöhnte Städter ein fast kindliches Erlebnis ist, war für die Bewohner des Tales lange Zeit hartes tägliches Brot.
Die Abgeschiedenheit bedeutete im Wesentlichen: Armut. Der Platz in den fruchtbaren Ebenen des Landes war vergeben, aber hier oben auf 1400 Meter Seehöhe gab es noch Boden und die Möglichkeit als freier Bauer sein Dasein zu fristen. Aber das Brot war eben hart. In einem Reiseführer von 1842 schrieb Beda Weber: „Nur rastlose Arbeitslust und äußerste Genügsamkeit schützt sie vor drückender Noth“. Lange änderte sich nichts an der Lage der Villgrater Bauern. Das raue Klima formte Menschen, die viel arbeiteten, alles recycelten, so gut wie keinen Müll produzierten, aber auch geniale Erfindungen, wie die frei hängende Materialseilbahn hervorbrachten. Der Ablauf des Jahres, seine Höhepunkte, Feste und Feiern wurden bestimmt vom Wetter und dem Kalender der Kirche. Bis in die 1970-er Jahre konnte man ihn noch sehen, den sonntäglichen Gänsemarsch der Bauern mit ihrer Kinderschar, alle in Tracht, wie sie über die schmalen Wege von den hoch gelegenen Höfen zu Fuß hinab ins Tal stiegen um die Sonntagsmesse zu besuchen.
Dann kam die Bergbauernförderung, der subventionierte Straßenbau und das Ende der Armut. Für ein Achthundert-Seelen-Dorf, das über Jahrhunderte autark gewirtschaftet hatte, in dem jeder seine Butter im eigenen Haus herstellte und die Einwohner des Tales den widrigsten klimatischen Bedingungen entgegengetreten waren, brachen bequemere Zeiten an. Der Segen hatte aber auch eine Kehrseite. Plötzlich geschah, was Jahre zuvor undenkbar gewesen wären: Geräte wurden nicht erneuert, Seilbahnen verfielen, Baumaterialien wurden nicht recycelt und im Kühlregal des Kaufladens stand Milch, abgepackt in Kartons, gemolken von Kühen die vielleicht Hunderte Kilometer entfernt lebten.
Als man überlegte, es den reichen Skiorten im Norden nachzumachen, kamen die Villgrater zu spät. Es fand sich kein Investor für den Traum vom großen Skigebiet, dem Massengeschäft mit fröhlicher Abendunterhaltung bis weit nach Sonnenuntergang. Die Trauer war groß und es verging einige Zeit, bis die Villgrater bereit waren, den Schatz, der in ihrem Tal verborgen lag, zu heben.
Den Anfang machten wieder ein paar „geniale“ Villgrater. Sie gründeten einen Heimatpflegeverein und renovierten in mühevoller Kleinarbeit Geräte, eine Mühle und ein ganzes Sägewerk, das nur von der Kraft des vorbei fließenden Baches angetrieben wird. Neue Monumente autarken Wirtschaftens im Einklang mit der Natur entstanden und weil sie so einzigartig sind, wurden sie europaweit gewürdigt. Vor wenigen Jahren hat sogar die moderne Architektur Einzug gehalten.
Tipps:
Gannerhof
Authentisch schlafen und essen in Innervillgraten.
www.gannerhof.at
Genussregion Österreich
Übersicht der Genusswirte in Österreich, mit der Option, Tiroler Genusswirte zu suchen, die auch das Fleisch des Osttiroler Berglammes verarbeiten.
www.genusswochen.at
Das Innergschlöß im Nationalpark Hohe Tauern
„Der schönste Talschluss der Ostalpen“ – so wird das Innergschlöß im Osttiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern immer wieder bezeichnet. Im Sommer schätzen Spaziergänger, Bergwanderer und all jene, die sich in Begleitung eines Bergführers auf den Weg zum vergletscherten Gipfel des Großvenedigers machen, das stille, unerschlossene Tal.
Geduckt und eng aneinandergeschmiegt stehen die Häuser ihren wettergegerbten Holzwänden und Schindeldächern in den Almdörfern Außergschlöß und Innergschlöß. Doch so romantisch das Bild wirkt, die Hütten sind höchst spartanisch eingerichtet und wurden den Almsommer über von Hirten und ihren Familien bewohnt. Gäste übernachten in Innergschlöß im Venedigerhaus, einem traditionsreichen Almgasthaus mit bodenständiger Küche. Etwas anderes würde in diese Idylle auch nicht passen. Der private PKW-Verkehr endet beim Matreier Tauernhaus (1.512 m), wo es ausreichend Parkplätze gibt. Es liegt unmittelbar unterhalb des Südportals des Felbertauerntunnels und ist mit dem Pkw von Salzburg, Klagenfurt, Innsbruck und Bozen in zwei bis zweieinhalb Stunden erreichbar. Auch die Anreise per Postbus ist möglich.
Vom Tauernhaus zur Almsiedlung ins Innergschlöß (1.691 m) geht man zu Fuß eine gute Stunde. Wer will, kann auch das Venedigerhaustaxi oder die Pferdekutsche benutzen. Zu Fuß ist es natürlich eindrucksvoller. Hat man erst einmal Außergschlöß erreicht, weitet sich das Tal und führt fast eben bis Innergschlöß und zum Talschluß.
Das Innergschlöß ist von einer Reihe alpiner Schutzhütten umgeben, von denen viele auch für Bergwanderer mit guter Kondition und alpinen Grundkenntnissen ohne Begleitung erwanderbar sind. Nur in Begleitung von Bergführern sollte man sich allerdings auf den Gletscher wagen (Touren von der Neuen Prager Hütte (2.796 m) auf den Großvenediger (3.674 m) und seine Nebengipfel).
Der Gletscherweg-Rundweg
Ein besonderes Erlebnis bietet der 1978 vom Österreichischen Alpenverein angelegte Gletscherweg. Dieser Rundweg hat das Venedigerhaus als Ausgangs- und Zielpunkt, nimmt rund vier Stunden reine Gehzeit in Anspruch und ist von den Anforderungen als mittelschwer eingestuft. Der Weg führt durch Landschaftsteile, die seit dem jüngsten Gletscherhöchststand um 1850 eisfrei geworden sind. Man sieht Moränen, die der Gletscher abgelagert hat und bewegt sich durch den Gletscherschliff. Diese vom Gletscher glatt geriebenen und erst vor wenigen Jahrzehnten freigegebenen Felsen beeindrucken nicht nur mit ihren bizarren Formen, sondern auch mit vielfärbigen Felszeichnungen. Zu bestaunen gibt es auch den tosenden Schlatenbach, der im Hochsommer, am Höhepunkt der Gletscherschmelze gewaltige Wassermassen transportiert. Heute liegt das ganze Gebiet im Nationalpark HoheTauern.
Ein besonderes Naturjuwel am Gletscherweg ist das „Auge Gottes“. Moränenwälle haben hier einen annähernd dreieckigen Tümpel gebildet, in dessen Mitte eine Wollgrasinsel liegt und damit die namensgebende Assoziation ausgelöst. Im Juli und August ist sie mit den weißen Kugeln des blühenden Wollgrases übersät. Der Weg führt ziemlich nahe an den Eisriesen heran, der sich immer weiter zu den ihn speisenden Gipfeln des Venedigers zurückzieht. Der Eindruck, den dieser Gletscher aus unmittelbarer Nähe hinterlässt, ist aber noch immer großartig.
Das Innergschlöß bietet sich für einen Tagesausflug mit einem Spaziergang zum Talschluß ebenso an, wie als Ausgangs- und Zielpunkt mehrtägiger hochalpiner Wanderungen.
LINKTIPPS:
Venedigerhaus Innergschlöß
Familie Resinger
9971 Matrei in Osttirol
Tel.: +43 4875 8820
www.venedigerhaus-innergschloess.at
Matreier Tauernhaus
Familie Brugger
Tauer 22
9971 Matrei in Osttirol
Tel.: +43 4875 8811
www.matreier-tauernhaus.com
Nationalpark Hohe Tauern
Kirchplatz 2
9971 Matrei in Osttirol
Tel.: +43 4875 5112 0
www.hohetauern.at
Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol
www.hohetauern.at
Bergsteigerdörfer
Das Villgratental gehört zu den Bergsteigerdörfern Österreichs
www.bergsteigerdoerfer.at
Gut essen & übernachten
Adler Lounge
Mit Blick auf über 60 Dreitausender kann man in der Adler Lounge essen und wohnen.
Die Region Großglockner-Resort Kals/Matrei präsentiert sich im Winter mit mehr als 110 Pistenkilometern als größtes Ski-Gebiet Osttirols, im Sommer lädt hier der größte Nationalpark Mitteleuropas, der Nationalpark Hohe Tauern, Wanderer und Mountainbiker ein. Die Adler Lounge liegt auf rund 2.500 m Seehöhe direkt an der Bergstation der Bergbahn. In Kabinen schwebt man nahezu lautlos von Kals hinauf zum voll verglasten „Alpen-Wohnzimmer“, das mit Designer-Möbeln, Holzböden und moderner Kunst ausgestattet ist.
Kontaktdaten:
Adler Lounge, 9981 Kals am Großglockner. www.adlerlounge.at
Gannerhof im Innervillgraten
Im Innervillgraten befindet sich der Gannerhof der Familie Mühlmann, die in und rund um ein typisches, altes Bauernhaus aus bescheidensten Anfängen eine weitum bekannte Adresse gemacht hat. Das Geheimnis dabei ist vielleicht, dass es gar keines gibt. Außer immer auf die Qualität zu schauen und auf die Regionalität. Das Brot selbst zu backen, die Bergschafe der Region zu kulinarischen Köstlichkeiten zu verarbeiten und dazu mit die passenden Weine aus dem Keller zu reichen.
Kontaktdaten:
Gannerhof, Familie Mühlmann, 9932 Innervillgraten 93. www.gannerhof.at
Gradonna Mountain Resort, Chalets & Hotel
Außen Holzschindeln, innen Luxus. Das Gradonna Resort in Kals (Osttirol) befindet sich direkt an der Talabfahrt am Fuße des Großglockners.
Ein modernes Bergdorf inmitten einer Naturlandschaft: Das autofreie Gradonna Mountain Resort offeriert 42 Chalets mit eigenem Wellnessbereich gebaut mit Holz. Dank der großen Glasfenster ist der Großglockner von jedem Punkt im Hotel zu bewundern. Das Hotel befindet sich am Fuße des Großglockners, direkt an der Talabfahrt nach Kals. Gekocht werden Osttiroler Spezialitäten und leichte mediterrane Kost mit asiatischen Zutaten. Alte Rezepte werden neu interpretiert mit regionalen und saisonalen Produkten.
Kontaktdaten
Gradonna Mountain Resort, Gradonna 1, 9981 Kals am Großglockner. www.gradonna.at
Kräuterwirtshaus Strumerhof
Beinahe schon wie ein Schwalbennest in den Hang hoch über Matrei gebaut, lädt das Kräuterwirtshaus Strumerhof mit einer Terrasse zur Einkehr ein.
„Was es heint gibt“ bildet die Überschrift zur Speisen- und Getränkekarte. Wie wäre es also mit einem alkoholfreien Weidentonic oder einem Schafgarben-Campari zur Einstimmung? Von der Terrasse lässt man seinen Blick über den Kräutergarten schweifen, während die Bedienung eine Frittatensuppe oder eine Unkraut-Suppe serviert. Nicht fehlen dürfen natürlich die Osttiroler Schlipfkrapfen, Kasnocken mit Lauchragout sowie Brennnessel-Knödel mit Gorgonzola-Sauce.Beliebt sind die gebratene Leber mit karamellisierten Äpfeln und Kartoffeln oder das Krautgulasch, beides vom Rind aus eigener Aufzucht. Sehr gut auch das gebratene Duo vom Reh aus heimischem Revier, bestehend aus Medaillons und Schlögel sowie Blaukraut und Spätzle. Wer noch Platz hat, sollte auf keinen Fall die Schwarzbeer-Palatschinken oder Strumerhof-Torte auslassen. Neben einer kleinen, aber feinen Auswahl an Weinen gibt es auch diverse, typische „Verdauerli“, wie beispielsweise den Osttiroler Pregler, den Frauenmantel- oder Lärchenzapfenschnaps.
Kontaktdaten:
Kräuterwirtshaus Strumerhof, Hinteregg 1, 9971 Matrei in Osttirol. www.strumerhof.at