Inhaltsverzeichnis
Eine Reise ins Licht: Winter unter Palmen
In der Po-Ebene liegt weißer, leichter Nebel. Die Sonne lässt sich bestenfalls im Dunst erahnen. Weiter auf der Autobahn Richtung Süden und Genua wird der Himmel klarer und kurz vor Menton auf der französischen Seite der Mittelmeerküste stellt es sich von einem Moment auf den anderen ein: das Gefühl, als hätte jemand am Firmament eine schwachbrüstige Energiesparlampe gegen eine strahlend, helle Xenonlampe ausgetauscht. Die Kontraste wirken hier plötzlich viel schärfer, die Farben intensiver und die Wintersonne kräftiger.
Lichttherapie im südlichen Winter
Das berühmte Licht der Französischen Riviera alleine wäre schon Grund genug, ihr während der trüben, kurzen Wintertage einen Besuch abzustatten. Ihr unvergleichlich helles Licht lockte schon vor über hundert Jahren berühmte Maler und sonnenhungrige Vertreter der britischen Oberschicht nach Nizza, Cannes und Antibes. Sogar Queen Victoria zog es hierher. Sie residierte standesgemäß in Nizza – im majestätischen Hotel Regina (heute in Privatbesitz) am exklusiven Boulevard Cimiez mit seinen wunderbaren Belle-Epoque-Palästen.
Damals war die Côte d´Azur ein typisches Winter-Reiseziel. Aus ganz Europa und sogar aus dem fernen St. Petersburg reiste der betuchte Adel Richtung Süden, um dem nassen, frostigen und nebeligen Klima seiner Heimatländer zu entfliehen. Viele verbrachten hier Wochen, ja Monate, aber wohlgemerkt nur im Winter. Während der Sommer-monate an die Riviera zu reisen, war damals undenkbar und kein Hotelier wäre auf die Idee gekommen, etwa im Juli oder August sein Haus zu öffnen.
Stephanie Rousseau/Shutterstock.com
Blick auf Antibes. Die dahinter aufragenden Berggipfel der Seealpen liegen bis weit ins Frühjahr hinein unter einer dichten Schneedecke.
Das magische Licht der französischen Riviera lockte aber nicht nur Menschen mit Geld, es zog vor allem Künstler in seinen Bann. Das tiefblaue Meer, das leuchtende Gelb der schon im Februar blühenden Mimosen, die Ockertöne der Altstadthäuser und die roten Felsen von l’Estérel begeisterten schon Renoir, Matisse, Chagall und Picasso und inspirierten sie zu farbenfrohen, heiteren Gemälden. Dieses Licht- und Farbenspiel kommt gerade in den Wintermonaten zur Geltung. In der warmen Jahreszeit trüben Dunst und Hitze die Weitsicht und lassen die Farben verblassen.
Mildes Klima und exotische Vegetation
Die im Winter oft angenehmen Temperaturen sind ein weiterer Pluspunkt der Region. Die im Norden an die Côte d’Azur angrenzenden Gebirge schützen vor den Stürmen, die vom Atlantik in Richtung Osten brausen. Dieser Schutzwall beschert der Küste ein besonderes Mikroklima, das für sehr milde Winter sorgt, in denen das Thermometer an Sonnentagen auf 15 bis 20 Grad Celsius klettern kann. Davon profitiert auch die herrliche Pflanzenwelt der Côte d’Azur. Die Küste beherbergt heute eine Fülle von exotischen Pflanzen, die ursprünglich gar nicht heimisch waren und die exzentrische Engländer hier kultivierten. Darunter unzählige Palmen, die zahlreiche Strandpromenaden schmücken. In Verbindung mit dem türkisfarben schimmernden Meer wähnt man sich hier hin und wieder wie in der Karibik. Dafür sorgt auch die vergleichsweise geringe Zahl an Regentagen.
Ab Elena/Shutterstock.com
Während an der nahen ligurischen Küste zwischen Oktober und März gerne mal die Wolken hängen hängen bleiben, ist auf der französischen Seite oft nach ein, zwei Regentagen wieder schönes Wetter angesagt.
Wenn die Sonne lacht, zeigt sich die französische Küste auch in Sachen Bekleidung durchaus kontrastreich. Während auf der Promenade Pelzmantel und Stiefel zu sehen sind, sind oft direkt daneben am Strand Badehose und Bikini kein ungewöhnlicher Anblick.
Ruhe statt Touristenrummel
All das kann man in relativer Ruhe genießen. Während sich im Sommer die Touristenströme Stoßstange an Stoßstange durch die Straßen quälen und oft auch das letzte Fleckchen am Strand belegt ist, herrscht im Winter wohltuende Beschaulichkeit. Selbst an den Stränden der Reichen und Schönen kann man jetzt ungestört einen faulen Nachmittag und ein Sonnenbad genießen.
Auch andere Touristenziele und selbst Monaco lassen sich im Winter relativ ungestört und ohne störende Menschenmassen in Augenschein nehmen.
Gaspar Janos/Shutterstock.com
Selbst wenn es mal regnet, muss man auf das Licht und die Farben nicht verzichten und kann diese in Form der wunderschönen Bilder, die hier berühmte Maler geschaffen haben, erleben: in einem der vielen Museen wie etwa dem Renoir-Museum in Cagnes-zur-Mer etwa, wo die ehemalige Villa des berühmten Malers auch im Winter geöffnet hat.
Es gibt also viele Gründe, der trotz Verbauung noch immer wunderschönen französischen Mittelmeerküste in der kalten Jahreszeit einen Besuch abzustatten. Doch Vorsicht: Ein winterlicher Besuch an der Côte d´Azur kann unerwartete Nebenwirkungen haben: Rückkehrer berichten von Anpassungsschwierigkeiten. Dabei ist es weniger das trüb, feuchte Klima, das womöglich zu Hause herrscht, sondern vielmehr der Lichtmangel, der einem nun schmerzhaft bewusst wird. Und so mancher Besucher konnte der Riviera nicht dauerhaft widerstehen und hat sich irgendwann einmal seinen Traum von einem Zweit- oder sogar Hauptwohnsitz unter der südlichen französischen Sonne erfüllt.
Kavram/Shutterstock.com
Manchmal wirkt es in seiner Schönheit fast mystisch: das Mittelmeer bei Antibes, das silbern in der Wintersonne schimmert.
Das laueste Lüftchen weht in Menton
„Sainte nuit! A minuit! Le hameau dort sans bruit.” Auch wenn die allgegenwärtige französische Version von “Stille Nacht! Heilige Nacht” etwas anderes verspricht: In Menton geht es zur Weihnachtszeit im Gegensatz zu den vielen anderen Orten der Küste alles andere als still zu. Jetzt wird man in den Geschäftsstraßen beschallt, zwar nur zur Geschäftszeit, aber doch unaufhörlich. Von strategisch über die Straßen verteilte Lautsprecher klingen flächendeckend die Weihnachtslieder. Man fühlt mit den Angestellten der Geschäfte mit und fragt sich, etwas befremdet, ob man in einer Orwell´schen Weihnachthölle gelandet ist. Dabei erinnert hier vieles rein gar nicht an Weihnachten, wie man es in nördlicheren Gefilden gewohnt ist – die unzähligen Palmen, die Menton so reizvoll machen, haben trotz der sorgfältig um sie drapierten Lichterketten mit dem vertrauten heimischen Nadelbaum nichts gemein und auch die illuminierten Orangen- und Zitronenbäumchen lassen keine wirkliche Weihnachts-stimmung aufkommen. Rostislav Glinsky/Shutterstock.com
Rostislav Glinsky/Shutterstock.com
Stefano Guidi/Shutterstock.com
Beim „Fête du Citron”® (Zitronenfest), das in Menton von Mitte Februar bis Anfang März stattfindet, werden Tonnen Zitrusfrüchten zu kunstvollen Figuren verarbeitet.
Beim traditionellen Korso präsentieren die Bewohner riesige Figuren aus Zitronen (Info: www.feteducitron.com). Die illuminierten Orangebäumchen haben ihren großen Auftritt als mediterrane Weihnachtsbäume bereits etwas früher.
Giancarlo Liguori/Shutterstock.com
Egal, schließlich ist man nicht hier, um stimmungsvolle Weihnachten zu erleben, wofür ist bestimmt bessere Ziele gibt, sondern unter anderem deshalb, weil hier ein wunderbares Winterklima herrscht (und auch Ruhe, sobald der Weihnachtstrubel vorbei ist). Tatsächlich ist Menton die sonnigste Ecke unter den von der Sonne ohnehin reichlich gesegneten Plätzen der Côte d´Azur.
Hier gibt es übers Jahr gerechnet noch ein paar Sonnenstunden mehr, die Luft ist noch etwas lauer, die Nächte sind etwas milder als in anderen Regionen des Südens. Die Stadt schmiegt sich in eine vor kühlen Winden schützende Bucht. Menton umgibt ein Kreis hoher Berge, darunter der Mont Agel (1149 m) oder der Mont Ours (1249 m). Das macht sich im Winter besonders in den Nächten bemerkbar, in denen es hier oft einige Grad wärmer sein kann als etwa im nahen Nizza.
Das Barometer fällt im Winter selten unter 0 Grad; die niedrigste Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 11 Grad im Januar. Das macht sich auch in der üppigen Vegetation bemerkbar: Palmen, Zitronenbäume, Bananenstauden und Jasmin fühlen sich hier besonders wohl. Auch robustere Rosen stehen im Dezember in prachtvollster Blüte.
Und Sonne gibt es reichlich. Rund 316 Tage im Jahr verwöhnt sie (auch in der kalten Jahreszeit) die Bewohner des Städtchens, das sogar einen Klimarekord für sich in Anspruch nimmt: Das Klima im Garten der Villa Maria Serena gilt als das mildeste Frankreichs bei Temperaturen, die angeblich nie unter fünf Grad Celsius sinken. Was durchaus stimmen kann, denn immerhin wächst hier unter freiem Himmel ein Drachenbaum, einer von wenigen am Mittelmeer, wo sich die lebenden Fossilien unter den Bäumen vor der letzten Eiszeit noch weit wohler fühlten. Das milde Klima hat es vor allem Senioren angetan. Auch jüngere Leute zieht es nach Menton, doch in so manchem Hotel hat eindeutig die ältere Klientel das Sagen. Besonders Briten fühlen sich in Menton traditionell zu Hause.
Doch Menton ist für alle da – das Städtchen kennt keinen Winterschlaf. Das hat auch seine Schattenseiten. Im oder nahe dem Zentrum einen Parkplatz zu finden, ist auch in der kalten Jahreszeit eine Herausforderung. Und so empfiehlt es sich, auch im Winter bei der Hotelbuchung auf Parkmöglichkeiten für das Auto zu achten.
Nicht jedes Hotel hat einen Parkplatz oder eine Parkgarage und falls doch, fallen dafür mitunter saftige Extragebühren an. Günstig und zentrumsnah parken kann man zum Beispiel bei einer Übernachtung im Hotel Vacences Pierre. Es liegt direkt im Zentrum und bildet doch so etwas wie eine Oase inmitten des hektischen Treibens.
Am Rande eines wunderschönen kleinen Parks mit auch im Winter üppiger mediterraner Vegetation liegt es abgeschirmt vor der allgegenwärtigen Weihnachtsbeschallung. Die Zimmer der alten Villa vermitteln dank ihrer überdimensionalen Raumhöhe einen luftigen Eindruck.
ChiccoDodiFC/Shutterstock.com
Bestehen Sie auf einem Zimmer Richtung Park mit den hübschen Zitronen- und Mandarinenbäumen! Die Nordseite des Vacences Pierre geht in Richtung der nahen Bahngleise, was die Nachtruhe empfindlich stören kann.
Als „Geburtshelfer“ des winterlichen Tourismus in Menton gilt übrigens der britische Arzt James Henry Bennett aus Manchester, der 1859 Menton und sein besonders mildes Klima auf seinen Reisen entdeckt. Zurückgekehrt ins neblige feuchte britische Empire beschrieb der an Tuberkulose erkrankte Mediziner die besondere Heilkraft des Ortes und des Klimas an der Côte d´Azur. In der Folge entwickelte sich Menton zu einem gerade unter britischen Gästen beliebten Winterkurort. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs verfügte die Stadt bereits über 75 Hotels und Hunderte von Villen, die zahlungskräftige Ausländer als Winterdomizil nutzten. Etwas „british“ mutet Menton auch heute noch an. Noch immer halten sich Bennetts Landsleute in den Wintermonaten in der Region auf, auch wenn die Bedeutung des Städtchens als Winterkurort heute geringer ist.
Pulsierendes Strandleben in Cagne-sur-Mer
Cagnes-sur-Mer besteht aus dem eigentlichen Stadtzentrum sowie den beiden Stadtteilen „Le Haut de Cagnes“ und „Le Cros de Cagnes“. Wer sich in dem unübersichtlichen Konglomerat, das das Gemeindezentrum heute bildet, bis zum Meer durchgekämpft hat, versteht, warum es hier trotz Beton und so mancher architektonischer Scheußlichkeit auch wunderschön sein kann. Die Bucht glitzert in der tief stehenden Wintersonne und bietet einen wunderbaren Panoramablick bis nach Nizza und die Halbinsel von Antibes, einem Highlight unseres Reisebuchs. Selbst die monströsen Hochhäuser im Osten wirken durch das strahlende Licht erträglicher und man fragt sich unwillkürlich, wie es sich dort in den Wohnungen mit ihren riesigen, teilweise mit richtigen Bäumen bepflanzten Terrassen wohl leben lässt.
FrimuFilms/Shutterstock.com
Die muntere, oft nicht geglückte Bautätigkeit der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat gerade in der kalten Jahreszeit auch ihr Gutes: Der Strand, die vielen auch im Winter geöffneten Cafés und Restaurants sind keine reine Touristenkulisse. In Cagnes-sur-Mer wird gelebt, gearbeitet und Freizeit verbracht. Auf der langen Küstenpromenade flanieren Menschen aller Altersgruppen; der anschließende Radweg ist zwar nicht so überfüllt wie im Sommer, wird aber fleißig genutzt, und zwar nicht nur zu rein sportlichen Zwecken. Denn gerade in den flachen Küstenregionen lassen sich Alltagswege ohne Parkplatzsorgen bequem mit dem Rad erledigen.
Am alten Fischerhafen von Cros de Cagnes wird Pétanque gespielt und sogar ein paar Fischer sind hier noch unterwegs. Allgegenwärtig ist der stetig fließende Verkehrsstrom. Die gut befahrene Küstenstraße treibt einen Keil zwischen dem bunten Treiben am Meer und den dahinter liegenden Bars, Hotels und Geschäften.
KievVictor/Shutterstock.com
Die engen, verwinkelten Gassen von Le Haut de Cagnes, das auf einem Hügel oberhalb des Stadtzentrums liegt.
Während Cros-de-Cagnes auf seine ganz eigene Art und Weise pulsiert, erinnert die weniger Kilometer am Berg gelegene Altstadt von Le Haut de Cagnes (Oberstadt) eher an ein Freilichtmuseum. Zwar kann es hier auch im Winter durchaus zu Parkplatzproblemen kommen, immerhin ist hier das Schloss Grimaldi mit einem angeschlossenen Museum zu Hause, doch lange hält es in der kalten Jahreszeit in den Altstadtgässchen nur wenige Besucher. Wenn selbst das Café am zentralen Platz seine Pforten schließt, wird das pittoreske Bergdörfchen zur windgebeutelten, ungastlichen Stätte. Der Ausflug ist dennoch lohnend, denn der Schlossplatz bietet einen spektakulären Blick auf die Seealpen und die vorgelagerten Hügel.
Blick auf die Seealpen von der Altstadt von Le Haut de Cagnes aus, das früher auch das „Montmartre der Côte d’Azur“ genannt wurde.
Dem Meer lauschen in Juan-les-Pins
Juan-les-Pins: Agatha-Christie-Fans spitzen sofort die Ohren, wenn dieser Name fällt: In ihren Büchern wird das zur Gemeinde Antibes gehörende Seebad als Winterziel für vom schlechten Wetter genervte britische Reisende genannt. Ab den 1920er Jahren zog das ehemalige Fischerdorf illustre Gäste an – neben Briten auch das deutsche Schriftstellerehepaar Thomas und Erika Mann.
Das winterliche Leben in Juan-les-Pins spielt sich an der für die Côte d’Azur typischen Strandpromenade ab: mit alter und neuer Wohnbebauung bis kurz vor dem Ufer, Nationalstraße, palmengesäumte Promenade und einem wunderschönen, allerdings relativ schmalen Strand.
Während sich hier im Sommer die Menschen Handtuch an Handtuch drängen, ist der Strand in Winter zwar nicht leergefegt, aber doch von einer angenehmen, beschaulichen Ruhe. So kann man etwa bei einem Drink im zentralen Strandcafé in unmittelbarer Nähe des Casinos den beruhigenden Klängen des Meeres lauschen mit Blick auf die herrliche Westküste der Halbinsel von Antibes und dem Port de Gallice (Jachthafen).
Das Publikum, das sich hier an der Seepromenade tummelt, ist bunt gemischt, wirkt allerdings noch etwas betuchter als im nahen Antibes. Auch die Dichte der Schoßhündchen ist hier überdurchschnittlich hoch.
Da die Südfranzosen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Haustiere im Winter gerne warm einpacken, erinnert das Promenieren oft an eine Modeschau für exklusive Hundekleidung.
Alexandere Rothenberg
Teilweise auch im Winter geöffnet: der Strand von Juan-Les- Pins.
Am Strand vergnügen sich ein paar Kinder, die auch im tiefsten Winter bei Sonnenschein mit nackten Beinen im klaren türkisfarbenen Wasser herumplanschen. Einige ältere Damen genießen mit Campingstühlen, Thermoskanne und Lektüre ausgerüstet unter einer Palme das Strandleben und die Sonne. Und ab und zu wagen einige besonders widerstandsfähige Schwimmer ein Bad im Meer: angesichts der Wassertemperaturen von maximal 15 Grad in Strandnähe meist ein kurzes Vergnügen. An Sonn- und Feiertagen wie etwa dem Neujahrstag tummeln sich hier schon mal ganze Familien, um bei einem leckeren Picknick das wunderbare Licht und die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen.
Mittagessen direkt am feinsandigen Strand mit Traumblick auf die Bucht von Cannes: Das ist Juan-Les-Pins selbst im Dezember und Jänner möglich.
Auf der Ostseite in Richtung des Fünf-Sterne-Hotels Rive wetteifern die Pétanque-Spieler auf ihrem Logenplatz direkt über dem Strand. Währenddessen genießen im Rive zahlungskräftige Gäste very british ihren Nachmittagstee inklusive Traumblick auf die in der Wintersonne glitzernde See.
Viele der Strandlokale direkt am feinsandigen Strand haben – oft unterbrochen von einer kurzen Weihnachtspause bis Neujahr – auch im Winter geöffnet. Die angebotenen Plats de Jour (Mittagsmenüs) werden etwas preisgünstiger, wenn man der Uferpromenade in Richtung Westen folgt.
Doch auch hier wird ein angesichts der bescheidenen Holz-konstruktionen erstaunlich gutes Essen geboten: herrlich aromatischer, fein panierter Ziegenkäse etwa, perfekte Miesmuscheln in Weißweinsoße oder eine wunderbare Fischsuppe, die direkt am Meer gegessen noch einmal so gut schmeckt.
Die Luxusvillen von Cap d’Antibes
Während in Juan-Les-Pins zwar nicht gerade Trubel, aber doch ein munteres Winter-Alltagsleben spürbar ist, herrscht in der direkt angrenzenden Halbinsel Cap d’Antibes vornehme Ruhe: Hier wohnen die Reichen und Superreichen in luxuriösen Villen, perfekt abgeschirmt durch meterhohe Zäune, Hecken und Security-Einrichtungen.
Smartviewphoto.ch/Shutterstock.com
Hier einen Winterspaziergang zu machen, ist dennoch ein Vergnügen: schon allein, weil sich der Blick auf die vielen fantastischen Villen, teilweise mit wunderbarem Panoramablick auf das azurblaue Meer, lohnt. Und die vielfältige Vegetation mit Palmen, Olivenbäumchen, Orangen-, Mandarinen-, und Zitronenbäumen, Kletterpflanzen, blühenden Rosen und einer immergrünen mediterranen Strauchlandschaft lassen vergessen, wie kahl es weiter nördlich gerade in den meisten Gärten ist.
Ganz und gar nicht winterlich wirkt auch der botanische Garten Jardin Thuret, der am Cap kostenlos besucht werden kann (Eingang während der Wintermonate am Chemin Raymond und nicht wie im Sommer am Boulevard du Cap). Der 3,5 Hektar große Park beeindruckt auch in der kalten Jahreszeit mit seiner Fülle an exotischen Pflanzen und ganz besonders mit seinen zahlreichen Palmenarten. Das hier ansässige Botanikforschungszentrum siedelte 1857 die ersten Eukalyptusbäume und Palmen an der Côte d’Azur auf Initiative des französischen Botanikers Gustave Thuret an.
Margarita Hintukainen/Shutterstock.com
Exotische Vegetation im botanische Garten Jardin Thuret, der von Antibes aus auch mit dem Bus erreichbar ist.
Wer nach der Parkbesichtigung in Richtung des 103 Meters hohen Leuchtturms Phare de la Garoupe weiterspaziert, hat mitunter das Gefühl, den Park noch gar nicht verlassen zu haben. Üppig mediterran wirkt auch im Winter der von Pinien durchsetzte Hotelpark des Cap-Eden-Roc ganz an der Südspitze von Cap Antibes.
Arthur R./Shutterstock.com
Das Hotel Cap-Eden-Roc wird von Hollywoodstars wie etwa George Clooney, Kevin Spacey und Jude Law geschätzt, die hier während der Filmfestspiele von Cannes logieren.
Das Fünf-Sterne-Luxushotel liegt am südlichen Ende der schmalen Küstenstraße, die von Antibes hinaus aufs Kap führt. Das schlossartige Anwesen aus dem 19. Jahrhundert schließt während der Wintermonate und öffnet seine Pforten erst ab Ostern wieder für Tom Cruise, Bruce Willis und andere Stars oder einfach für Menschen, die genügend Kleingeld besitzen. Das Haus ist dafür bekannt, seinen Gästen einfach jeden Wunsch zu erfüllen. Sogar für die letzte Ruhe der Vierbeiner der Gäste ist gesorgt auf einem eigenen, wunderschönen Tierfriedhof in einer idyllischen Ecke des zehn Hektar großen Hotelparks (nicht öffentlich zugängig).
Traumweg am türkisfarbenen Wasser
Am berühmten Plage de la Garoupe am Cap d’Antibes beginnt und endet ein Wanderweg, der wohl zu den schönsten und romantischsten Pfaden an der Côte d´Azur zählt. Während der Parkplatz am Ausgangspunkt gleich hinter dem Plage de la Garoupe im Sommer oft restlos zugeparkt ist, findet man hier im Winter problemlos einen Parkplatz. Doch menschenleer ist der Rundweg auch in der kalten Jahreszeit nicht. Ganz im Gegenteil: Gerade am Wochenende sind hier zahlreiche Franzosen unterwegs.
Der Startpunkt der Wanderung ist leicht zu finden: Vom Strand hält man sich rechts – Richtung Süden- bis zu einem befestigten Fußweg. Erst noch auf einem Schotterweg geht es vorbei an einsamen Buchten mit Kieselstränden und Pinien und schließlich weiter zu einem in den Fels gehauenen Pfad.
Circumnavigation/Shutterstock.com
Plage de la Garoupe
Gutes Schuhwerk ist hier Pflicht. Dem Beispiel so manch eleganter Französin, die waghalsig in Stöckelschuhen entlangbalanciert, sollte man lieber nicht folgen.
Der Weg geht mitunter steil bergauf und bergab, meerseitig gut mit Seilen gegen das je nach Windstärke hier gar nicht so sanfte Mittelmeer gesichert.
Immer wieder öffnen sich atemberaubende, romantische Ausblicke auf das türkisfarbene Wasser, eingerahmt von mächtigen Schirmpinien mit vom Wind gebeugten Stämmen.
Der Blick reicht über Antibes und die östliche Côte d’Azur; sogar die schneebedeckten Seealpen ganz am Horizont sind zu sehen.
Inu/Shutterstock.com
Das indigoblau und türkisfarben schimmernde Meer vom Pfad aus gesehen.
Noch vor dem Hotel Eden Roc führt der Weg ins pinienbewachsene Hinterland des Kaps und über immergrüne Alleen nach etwa zwei Stunden zurück zum Parkplatz. Eine weitere Variante erlaubt es, vor der Abzweigung bei Eden Roc noch ein Stück weiter um das Cap gehen. Der Weg schlängelt sich hier durch einen besonders schönen Küstenabschnitt mit hohen, steil ins Meer abfallenden Felsen und dichter Vegetation bis zum Eingang der Villa Eilenroc, von wo es dann wieder retour zum Parkplatz geht.
Volcano/Shutterstock.com
Die Abzweigung nach Eden Roc lohnt sich, denn hier ist die Küste noch beeindruckender und romantischer als im östlichen Teil des Weges.
Während die Tour entlang des Caps im Sommer ziemlich schweißtreibend werden kann, herrscht im Winter angenehmes, mildes Wanderwetter. An der Ostseite des Wanderwegs fällt der Blick in Richtung Nizza und auf die im Winter schneebedeckten Berge der Seealpen, dem nahen Wintersport-Paradies.
Flanieren in Antibes
Die Strandpromenade in der Bucht von Antibes am östlichen Beginn der Halbinsel Cap d’Antibes ist auch im Winter eine überaus gut besuchte Flaniermeile.
NiegelSpiers/Shutterstock.com
Sogar im Spätherbst genießen Kälteresistente in der Bucht von Antibes (hier die Ostseite nahe dem Jachthafen) ein erfrischendes Bad im Meer, das trotz der unmittelbaren Nähe zur Stadt wunderbar klar ist.
Bis zum frühen Nachmittag, wenn die tief stehende Wintersonne hinter den Hügeln des Kaps versinkt, treffen sich hier einheimische Familien, Hundebesitzer und eine überschaubare Zahl von sonnenhungrigen Touristen.
Am Strand wird gepicknickt, ein Schläfchen gehalten, Kindern puddeln im Sand und hin und wieder nehmen besonders kälteunempfindliche Menschen sogar ein Bad im kühlen, klaren Meer. Weiter draußen in der Bucht sieht man ein paar Standup-Paddler und Schwimmer in Neoprenanzügen, die durchs Wasser pflügen. So richtig rund in Sachen Badevergnügen geht es unweit der Bucht dann zur Mittagszeit des Neujahrstages beim traditionellen Neujahrsschwimmen.
Im Winter ist hier das Licht ganz weich, die Luft oft mild und sanft. An klaren Tagen scheinen die schneebedeckten Gipfel der Seealpen zum Greifen nahe. Noch genussvoller wird dieses Ambiente bei einem Besuch in der Boulangerie mit angeschlossenem Café gleich hinter dem an die Bucht anschließenden großen Parkplatz.
Hier gibt es als Draufgabe zum Bilderbuch-Panorama auf der Sonnenterrasse Pain au Chocolat, duftige Croissants, üppig belegte Sandwiches oder herrlich flaumige Tartes.
Die Altstadt von Antibes ist weniger von der Sonne gesegnet und in den Gassen mit ihren eng stehenden hohen Häusern kann es schon mal etwas fröstelig werden.
Doch auch hier – etwa unweit der nahen Busstation – pulsiert in den Cafés das Leben, während auf den Gassen heiße, geröstete Kastanien verkauft werden und mit künstlichem Schnee bedeckte Tannenbäume mediterrane Weihnachtsstimmung verbreiten.
Auch in der Vorweihnachtszeit gut bestückt: der Markt in Antibes, nahe der beliebten Einkaufsmeile, die in Richtung Meer verläuft.
Ein besonderes Wintererlebnis ist der Besuch des Jachthafens, der westlich an die Altstadt anschließt. Dicht an dicht, wie im Sommer die Handtücher der Badenden, reihen sich hier die kleinen und größeren Jachten. Sie werden in der kalten Jahreszeit für die Sommersaison fit gemacht.
Giancarlo Liguori/Shutterstock.com
Der Jachthafen von Antibes. Im Hintergrund das Fort Carré. Die Festung auf einem kleinen Hügel hinter dem Hafen steht dem Besucher zur Besichtigung offen. Von der Festung aus hat man einen großartigen Ausblick auf das Hafenbecken und die dahinter liegende Altstadt von Antibes.
Cannes, wo Luxusjachten ihren Winterschlaf halten
Wer im Winter einen Abstecher nach Cannes macht, sollte sich keinesfalls einen Rundgang am Hafen entgehen lassen: Hier liegen sie im Winterschlaf – die Jachten der Reichen und Superreichen, schon fast obszön in ihrer beeindruckenden Pracht.
Nadezda Murmakova/Shutterstock.com
Von den Liegeplätzen der der exklusivsten Luxusjachten der Welt ist es nur ein kurzer Weg in die Altstadt, wo auch in Cannes das ganz normale Winter-Alltagsleben seinen Gang geht. Die Zahl der Luxusgeschäfte ist hier zwar überdurchschnittlich hoch, doch ihr zahlungskräftiges Publikum scheint in der kalten Jahreszeit etwas weniger präsent als in der Hochsaison. Geschäftige Handwerker möbeln in den engen Gassen Geschäftslokale für den kommenden Ansturm der Touristen auf. In den Cafés ist wenig los, doch die Raucher unter den Gästen versammeln sich verlässlich unter den windgeschützten Vorbauten. Diese sind, wie generell an der Côte d´Azur oft besonders gemütlich ausgestattet.
Weihnachtliches Flair ist hier weniger gegenwärtig (und hörbar!) als etwa in Menton. Doch das besonders üppige Angebot auf dem Marchè Forville rund um die Festtage zeigt, dass das Feiern hier durchaus ernst genommen wird. Der Markt zwischen dem Rathaus und dem Bahnhof auf der Rue Félix Faure lässt auch im Winter keine Wünsche offen. Hier gibt es frisches Obst, Gemüse, Blumen, Fisch, Käse und Eier. Wer nicht gerade seinen Einkaufskorb mit Leckereien füllt, genießt in der Wintersonne in einem der angrenzenden Cafés eine Erfrischung oder besorgt in den umliegenden Läden Praktisches für den Haushalt.
Bildpixel / Pixelio.de
Blick vom Burghügel dem Suquet-Hügel (“Mont Suquet”) in Cannes zum Platz “Place Bernhard Cornut Gentille” mit dem Busbahnhof und dem Rathaus. Ein Besuch des Burghügels lohnt sich wegen der schönen Panoramablicke auf die Stadt und zum alten Hafen am Fuß des Hügels, zum Festspielhaus und zum Markt in der Altstadt.
Das Winter-Wunderland der Corniche d´Or
Zwischen Saint-Raphaël und La Napoule schlängelt sich die wunder-bare “Corniche d’Or” entlang dem rötlich schimmernden Esterel-Gebirge.
Das Befahren der zauberhaften Kurvenstraße ist ein besonderer Tipp unsres Reisebuchs für die kalte Jahreszeit. Denn während hier im Sommer der Autoverkehr oft richtig dicht ist, kann man diese Tour jetzt so richtig genießen und auch problemlos mal auf einem der Parkplätze nahe den schönsten Aussichtspunkten anhalten: etwa unweit der sich ins Mittelmeer schiebenden Felsspitzen Pointe de l’Aiguille bei Théoule oder beim Pointe du Cap Roux etwas weiter südlich.
Circumnavigation/Shutterstock.com
Rot, grün, blau – im klaren Licht der Wintersonne kommen die wunderbaren Farben der Corniche d’Or noch besser zur Geltung.
Die bizarren roten Felswände bilden mit der grünen Vegetation und dem indigoblauen Meer im klaren Winterlicht eine wunderbare Rot-grün-blau-Kombination.
Die im Sommertrubel kaum wahrnehmbare Stille und Erhabenheit des Esterel-Gebirges wird jetzt spürbar. Ohne lärmende Touristenströme kommt die unglaubliche Schönheit dieses Küstenabschnitts noch mehr zu Geltung.
Krönender Abschluss für alle, die von St. Rapahel in östlicher Richtung unterwegs sind (empfehlenswert, da man hier auf der den Aussichtspunkten und Parkplätzen zugewandten Seite fährt), ist ein Abstecher ins Strandcafé am Hafen von La Napoule. Der kleine Strand des Städtchens erholt sich jetzt vom Trubel des Sommers.
Nur ein paar Fischer werfen am feinkörnigen Sandstrand ihre Angeln aus. Das Strandcafé bietet ohne Stress und Hektik seine Plats du Jour an. Immer inklusive: ein traumhafter Blick auf den ersten Abschnitt der „goldenen Küste“ und das glitzernde Meer, das die Strahlen der Wintersonne spiegelt!
Rochus/Shutterstock.com
Die Aussichtspunkte lassen sich am besten bei einer Fahrt in östlicher Richtung (Cannes) erkunden.
Gut zu wissen
Unterkünfte
Von der italienischen Grenze die Riviera entlang bis nach St. Raphael im Westen haben relativ viele Hotels auch im Winter geöffnet. Diese werden nicht nur von Wintertouristen frequentiert, sondern auch von Geschäftsreisenden, die in Nizza oder in der Hightech-Schmiede Sophia Antipolis mit ihren zahlreichen Firmen zu tun haben. Auch die internationalen Kongresse und Veranstaltungen, die in Nizza oder in Cannes stattfinden, sorgen in der Region ganzjährig für Übernachtungsmöglichkeiten. Abgesehen von den auch im Winter oft gut gebuchten Feiertagen (und hier insbesondere die Tage um Neujahr) kann man hier mit deutlich günstigeren Preisen als im Sommer rechnen.
Dünner gesät ist das Übernachtungsangebot allerdings im Hinterland sowie auf Halbinsel von Saint-Tropez südwestlich von Frejus und St. Raphael. Gerade über die Weihnachtsfeiertage, wenn hier viele Familienhotels schließen, ist die Auswahl an Unterkünften relativ mager. Über Online-Buchungsplattformen lässt aber auch in dieser Zeit kurzfristig ein ordentliches Zimmer finden, selbst dann, wenn man nur eine Übernachtung plant.
Bitte denken Sie bei der Anfahrt zu Ihrer Unterkunft daran, dass es früh dunkel wird. Die kurvigen, oft engen Straßen sind mitunter schon bei Tageslicht eine Herausforderung. Das Navi führt gerade auf der Halbinsel von St. Tropez nicht immer verlässlich zum Ziel. Auch die Tatsache, dass französische B & B oft nicht mit einem Schild gekennzeichnet werden, macht das Finden der Unterkunft mitunter etwas schwierig. Man sollte daher ausreichend Zeit dafür einplanen.
Das Hôtel Emeraude in Juan-Les-Pins (11 Av Saramartel, Cap d’Antibes) ist eines jener Hotels, die ihren Gästen auch im Winter zur Verfügung stellt. Das Haus bietet kein Frühstück, punktet aber mit liebevoll eingerichteten, geräumigen Zimmern (meist mit Küchenzeile) und einer sehr freundlichern Leitung durch durch die beiden Brüder Mike und Andrew. Auch die Lage ist gut – ruhig und doch nur drei Minuten vom Zentrum entfernt.
Das Sandton Hôtel Domaine Cocagne liegt in einer Oase der Ruhe auf einem Südhang über dem quirligen Cagnes-Sur-Mer. Der Pool lädt zwar nur Hartgesottene zum Baden ein, doch ein Plätzchen auf den Poolliegen zum Sonnen ist hier im Winter immer frei.
Heizung
Viele Unterkünfte an der Côte d´Azur entsprechen in puncto Heizung nicht dem, was man in nördlicheren Breiten gewohnt ist. Besonders gilt das für Unterkünfte älterer Bauart. Viele sind schlecht oder gar nicht isoliert. Ein zentimeterbreiter Spalt an Eingangstüren, durch die der kalte Nachtwind pfeift, regen hier kaum jemanden auf. Atomstrom ist schließlich billig zu haben und die Zahl der Urlaubsgäste, die hier im Winter logieren, überschaubar.
In Unterkünften neueren Datums ist man eher gefeit vor Zugluft. Doch auch hier kann es temperaturmäßig schon mal etwas ungemütlich sein, wenn man wohlig warme Zentralheizungen gewohnt ist. Diese sind in Südfrankreich durchaus nicht Standard. Häufig wird mit Klimaanlagen, die auch warme Luft ins Zimmer pusten, geheizt. Das sorgt für trockene Luft und erwärmt ausgekühlte Mauern nur unzureichend.
Wer kälteempfindlich ist, sollte darauf achten, ob eine Unterkunft eine richtige Zentralheizung bietet bzw. nachfragen, ob bzw. wie das Urlaubsdomizil geheizt wird. Schlafzimmer ohne Türe zu Balkon oder Terrasse sind im Winter meist wohnlicher. Zwar kann auch in diesem Fall durch schlecht isolierte Fenster mal der kalte Wind pfeifen, doch direkt ins Freie führende Türen sind ein weit größerer Risikofaktor für zugige Nächte. Hilfreich ist eine Richtung Süden bzw. Südwesten gelegene Unterkunft. Die tagsüber munter scheinende Sonne erwärmt diese bis in die Nacht hinein.
Ein Vorteil für Kälteempfindliche ist der oft sehr gute Komfort der Bettdecken. Die überbreiten Decken für ein Grand Lit, also ein Doppelbett, erlauben Paaren wohliges Kuscheln ohne nächtliche Streitereien über jeden Quadratzentimeter der Bettdecke. Doch auch diese sind nicht immer und überall Standard. Wer Pech hat, muss sich mit einer für die oft kühlen Nächte zu dünnen Bettdecke begnügen. Im Zweifelsfall sollte man schon bei der Buchung nachfragen, welcher Komfort in dieser Hinsicht geboten wird und ob man mit einer wärmenden Couette (Daunendecke) rechnen kann.
Photocritical/Shutterstock.com
Nizza im Januar
Klima und Reisekleidung
Lange Schönwetterperioden sind an der Côte d´Azur auch im Winter keine Seltenheit. Tagsüber klettert das Thermometer auf freundliche 17 oder sogar 20 Grad. Und während die Franzosen im Norden unter Kälte und miesem Wetter leiden, sitzt man im Süden nur mit einem T-Shirt bekleidet bei herrlichem Sonnenschein am Mittagstisch.
Doch mit einer Schönwettergarantie, wie es sie zum Beispiel in weit höherem Ausmaß auf den Kanarischen Inseln gibt, kann man an Côte d´Azur nicht rechnen. Die Tagestemperaturen sind zwar (auch in der Nacht) immer im Plus, doch Regentage und kühlere Tagestemperaturen um die 12 Grad sind hier durchaus möglich. Vor allem der Wind macht Schlechtwetterphasen dann so richtig ungemütlich.
Die Außenbereiche der sonst so belebten Cafés sind verrammelt und der gerade noch so freundliche Landstrich wird mit einem Mal zu einem wenig einladenden windgepeitschten Ort, der wenig Lust auf Außenaktivitäten macht. Doch wenn der Wind nicht allzu schlimm bläst, können an der Côte d´Azur auch Regentage ihren Reiz haben. Das Spiel der Wolken und das silbrig graue Meer sind ein ganz besonderer Anblick, den man – gut eingepackt – bei einem Spaziergang genießen kann.
Generell mit eher tiefen Temperaturen muss man in der Nacht rechnen. Sobald die Sonne verschwunden ist – im Dezember und Januar so gegen 17:00 Uhr – ist es vorbei mit dem Flanieren in Wärme und Licht.
Der Temperaturwechsel kann sehr abrupt sein. Man sollte daher immer nach dem Zwiebelprinzip genügend warme Kleidungs-schichten dabei haben, um frühabendliches Zähneklappern zu verhindern.
Laura Bartlett/Shutterstock.com
Gewitterstimmung rund um Cap D’Antibes
Kleidung für alle Temperaturen einpacken!
Sonne, Kälte, Regen und Wind – an der Côte d´Azur ist alles möglich! Daher sollte man in puncto Kleidung möglichst gut gerüstet sein. Wer leicht friert, wird hier übrigens auch tagsüber mit einer Daunenjacke kein Aufsehen erregen. Was dem Mittel- und Nordeuropäer angesichts der vergleichsweise milden Temperaturen übertrieben erscheint, ist hier ganz normal. Und wenn es am Abend mal etwas frostiger wird, dann freuen sich Kälteempfindliche, wenn auch Haube, Schal und Handschuhe mit auf die Reise gehen.
Sonnenempfindliche sollten übrigens nicht nur ihre Sonnebrille einpacken, sondern auch eine Schirmkappe. Die im Winter sehr tief stehende Sonne blendet leicht und kann gerade am Meer das Gucken anstrengend machen.
Und noch ein Tipp unseres Reisebuchs für alle, die es gut mit ihren Nieren meinen: Kleine, faltbare, transportable Sitzauflagen sind hier im Winter ganz wunderbar, wenn man etwa beim Wandern in der Natur eine Pause auf einer Steinbank einlegen möchte.
Weitere Tipps der Redaktion Reisebuch
Wo die Wintersonne am schönsten im Meer versinkt
Arthur R./Shutterstock.com
Romantische Stimmung auf der Terrasse des Hotels Belles-Rives in Juan-Les-Pins. Das auch im Winter beliebte Hotel öffnet an sonnigen Tagen seine Terrasse mit Blick Richtung Cannes, die Lérins-Inseln sowie das Esterel-Gebirge.
Wer mag, kann in diesem Jugendstilpalais sogar einen traditionellen Nachmittagstee einnehmen.
Am feinsandigen Strand zu Mittag essen
Tom Bleser/Shutterstock.com
So wunderbar tafelt man im Winter am Strand von Cannes. In den Bars und Lounges direkt am feinsandigen Strand in Juan-Les-Pins kann man wunderbar nur Kaffee trinken oder auf ein (nicht nur hier ziemlich teures) Bier gehen. Einige der Lokale bieten im Winter komfortable Strandliegen an für ein Sonnenbad direkt am kristall-klaren Wasser.
Bizarre Steinformationen am Kap von Saint-Tropez
© René Lutz / pixelio.de
Saint Tropez ist auch im Winter alles andere als ein beschauliches Ziel. Sogar jetzt kann es schwierig sein, in dem früheren Fischerdörfchen und jetzigem Touristenmagneten einen Parkplatz zu bekommen. Doch immerhin erspart man sich in den Wintermonaten den Stau bei der Anfahrt, dem man im Sommer kaum entkommen kann.
Das Kap südlich an der Küste der Halbinsel von Saint-Tropez bietet noch viel mehr als das Touristenziel Saint Tropez. Hier befindet sich mit dem Cap Taillat eine absolute landschaftliche Sehenswürdigkeit, die ihren wahren Charme besonders im Winter zeigt, wenn wenig los ist:
Der kleine felsige Hügel, durch einen Sandstrand mit dem Festland verbunden, ist ein Naturschutzgebiet und ein Refugium für alle, die Ruhe und eine wunderschöne Natur schätzen.
Ein guter Startpunkt, um das Cap in einer ein- bis zweistündigen Wanderung zu erkunden, ist der Strand “Plage de l’Escalet”. Von dort aus verläuft ein Weg immer entlang der Küste; er kann teilweise etwas anspruchsvoller sein und ab und ein wenig Trittsicherheit erfordern. In Escalet liegt gegenüber dem Strand ein Parkplatz.
Blütenduft rund ums Jahr in Grasse
Laborant/Shutterstock.com
Fragonard (im Bild) ist nur einer von mehreren Parfumherstellern, die während des Winters in Grasse im Hinterland der Côte d´Azur ihren Blütenduft verbreiten. Das Unternehmen direkt im Ortszentrum von Grasse gegenüber dem zentralen Parkhaus bietet auch in der kalten Jahreszeit kostenlose Führungen durch seine Produktionsräume (in englischer und französischer Sprache).
Sehenswert ist zudem die Kathedrale Notre-Dame-du-Puy auf einer Hügelkuppe inmitten der Altstadt von Grasse. Das Zentrum des Städtchens ist wunderschön mit alten Häusern, verwinkelten Gassen und charmanten Läden.
Baden im Mittelmeer – ein erfrischendes Wintervergnügen
Rochus/Shutterstock.com
Auch im tiefsten Winter sieht man immer wieder Leute, die Spaß an einem erfrischenden Bad im Meer haben (hier an der Bucht von Cannes – siehe Bild – mit ihrem flachen Strand und dem herrlich klaren türkisfarbenen Wasser). Die Wassertemperaturen liegen im Schnitt im November bei etwa 17 Grad (dieser Wert wird dann erst wieder Anfang Mai erreicht). Im Dezember und Jänner bewegen sich die Temperaturen des Wassers etwa um 14 bis 15 Grad Celsius, um dann im im Februar und März auf etwa 13 Grad zu sinken.
Pétanque beobachten und genüsslich einen Café trinken
Eine feine Adresse, um auch außerhalb der Touristensaison ordentlich zu essen, ist das Café de la Place am Eingang des Städtchen St. Paul de Vance (1 Place du General de Gaulle). Hier treffen sich die Einheimischen, um eine der leckeren Plats du Jour zu essen.
Thanamat Somwan/Shutterstock.com
Das Café liegt direkt neben dem Pétanqueplatz von St. Paul de Vance, wo der Nationalsport der Franzosen auch während der kalten Jahreszeit mit Begeisterung ausgeübt wird. Ein idealer Platz, um auf der Terrasse des Cafés den Spielern zuzusehen und in der Wintersonne seinen Café au Lait zu genießen.
Üppig grüne Pflanzen statt winterlichem Grau
Kemal Taner/Shutterstock.com
Die in der kälteren Jahreszeit oft üppige Vegetation ist einer der vielen Vorzüge der winterlichen Côte d´Azur. Das satte Grün lässt den Winter zu Hause mit seinen kahlen Bäumen und Büschen vergessen.
In der kalten Jahreszeit ist die mediterrane Vegetation besonders beeindruckend und eine wahre Wohltat für die Seele nach dem winterlichen Grau in weiter nördlichen Regionen.
Eilenroc: Eine Luxusvilla öffnet ihre Pforten
Margarita Hintukainen/Shutterstock.com
Blick auf Eilenroc an der Südküste von Cap d’Antibes, eine neoklassizistische, nach Plänen von Charles Garnier für reiche Holländer erbaute Villa. Das weiße Haus und der sehr schöne Park sind seit einigen Jahren der Öffentlichkeit zugänglich.
Das exotische, 11 Hektar große Pflanzenparadies ist auch im Winter ein lohnendes Ziel, kann in dieser Zeit allerdings nur eingeschränkt besichtigt werden. Details zu den wechselnden Öffnungszeiten gibt es auf der offiziellen Website von Antibes,
Verträumte Buchten ohne Touristentrubel
Gordon Bell/Shutterstock.com
Im Sommer strömen alljährlich Millionen Touristen an die Côte d’Azur. Menschenleere Buchten findet man in dieser Zeit kaum. Ganz anders präsentiert sich die Region im Winter.
Die zauberhafte Landschaft zeigt sich jetzt in all ihrer Schönheit wie etwa hier am Cap d´Antibes.
Ins schönste ozeanografische Museum der Welt!
© Bildpixel / pixelio.de
Wenn es draußen mal grau und trübe ist, kann man in Monaco auch in den Wintermonaten wunderbar ins Meer eintauchen. Hier befindet sich an einem steilen Felshang 85 Meter über dem Meer das Ozeanographische Museum (Musée Océanographique), das ab 1899 auf Initiative von Prinz Albert I. errichtet und 1910 eröffnet wurde. 1957 wurde der bekannte Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau Direktor des Museums. Ein Nachbau des von ihm verwendeten Unterseebootes befindet sich vor dem Museum.
Ein Besuch des Ozeanografischen Museums (im Winter zwischen 10:00 und 18:00 geöffnet) lohnt sich. Auf über 6000 Quadratmeter lassen sich rund 6000 Meerestiere in hunderten artgerechten und naturgetreu gestalteten Aquarien bestaunen: Mond- und Laternenfische, Piranhas, Muränen, Rochen, Meeresschildkröten und viele andere Meeresbewohner. Ein Publikumsmagnet sind die Riffhaie in ihrem 40.000 Liter fassenden Becken.
Wer Pause machen will, findet im zweiten Stock das Café „La Terrasse“ mit einem tollen Ausblick auf das Mittelmeer. Neben dem Museum befindet sich der sehenswerte Park “Jardins Saint-Martin” mit exotischer Vegetation und einem Denkmal von Prinz Albert I. (1848-1922).
Autor: Regina Sailer
Alle Rechte vorbehalten
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Das betrifft insbesondere Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle Hinweise und Ratschläge wurden sorgfältig geprüft. Eine Garantie auf Richtigkeit oder Vollständigkeit kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.