Was Österreich Höhlenforschern und Schluchtenwanderern bietet

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In Österreich genießt das Caving, wie der englische Trendbegriff für den Weg durch die unterirdischen Labyrinthe lautet, eine Art Ausnahmestatus. Denn unsere mächtigen Kalkgebirge sind gelöchert wie Emmentaler Käse und von hunderte Kilometer langen Tunnelsystemen durchzogen, die erst teilweise erforscht sind. Über 11.000 Höhlen verteilen sich über die einzelnen Bundesländer – vorwiegend im heimischen Karstgestein. Doch die beeindruckende Anzahl an mehr oder weniger leicht begehbaren Höhlen ist nur ein Aspekt. Dazu kommt noch eine beachtliche Reihe an Superlativen. So hat allein das Bundesland Salzburg drei Rekordhöhlen zu bieten: Die im Trias-Dachsteinkalk angelegte Eiskogelhöhle gilt etwa als höchstgelegene Schauhöhle Europas und macht allein wegen ihrer enormen Titanenhalle – hundertvierzig Meter Länge, sechzig Meter Breite, fünfzig Meter Höhe – ziemlich was her. Mit der Eisriesenwelt kann Salzburg überdies die größte Eishöhle der Welt bieten, und mit dem Lamprechtsofen-System bei Lofer, einer aktiven Wasserhöhle der Leoganger Steinberge, die tiefste Durchgangshöhle der Erde: Sagenhafte 1632 Meter macht ihr Höhenunterschied aus. Mit fünfzig Kilometern Länge handelt es sich nebenbei auch noch um die längste Höhle Salzburgs.

Dachstein-Höhlenwelt Obertraun Paläotraun / in der Mammuthöhle mit Lichtinszenierung. © Österreich Werbung, Fotograf: Julia Knop
Dachstein-Höhlenwelt Obertraun Paläotraun / in der Mammuthöhle mit Lichtinszenierung. © Österreich Werbung, Fotograf: Julia Knop

Und die Steiermark kann zumindest einen Technik-Rekord bieten. Denn die Kraushöhle in der Nothklamm bei Gams gilt als erste elektrisch beleuchtete Schauhöhle der Welt. Wenngleich Mineralien-Freaks eher eine zweite Besonderheit der Kraushöhle anziehen dürfte: die Herkunft der markanten Gipskristalle. In keiner anderen Schauhöhle Europas hat Schwefelwasserstoff den Kalk in Gips umgewandelt.

LINKTIPPS:

Website des Landesverbandes für Höhlenforschung
www.cave.at

Abenteuertouren u. a. zu Höhlen
www.landhaus-gaisriegl.com

Abenteuertouren u. a. zu Höhlen
www.alpinseminar.at


Die Frauenmauerhöhle

Die Frauenmauerhöhle nordöstlich von Eisenerz ist einer der Orte, an denen Höhlenwanderer sogar prominenten Spuren folgen. Schon Kaiserin Sissi ging hier in den Untergrund. Genau das tun aber auch ganz normale Wanderer, die sich eine Besonderheit der relativ jungen Höhle zunutze machen. Denn die steirische Höhle ist eine Durchgangshöhle, die das darüberliegende Hochschwabmassiv auf einer Strecke von 644 Metern durchquert. Kommt man von der Präbichl-Passhöhe, so fällt sie nach Westen hin ab und verlässt den Berg nach sechshundert Metern Höhendifferenz an der Gsollalmseite, wo eine Eisenleiter zum Fuß der Wand führt.

Tief im Berg sieht die Sache freilich weniger eindeutig aus. Immer tiefer geht es die glitschigen Wege hinab. Dass sich das weitverzweigte, bislang erst auf 15 Kilometern Länge erforschte Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem mit dem Durchgang verbindet, kann da leicht für mulmige Gefühle sorgen. Plitsch. Plitsch. Rhythmisch klatschen unterwegs die Tropfen auf den nassen Boden. Vielleicht klingt ja so der Herzschlag der Kalkalpen. Um eine Facette ihres Innenlebens handelt es sich ganz bestimmt. Bleibt man einmal stehen und ist dabei ganz leise, dann scheint einem der Berg seine Geschichten zu erzählen. Etwa jene der drei Studenten, denen 1890 die Lichtquelle ausging, weswegen sie beschlossen, sich an der vor ihnen liegenden Felswand entlangzutasten. Bloß: Sie wählten die falsche Stelle. Heute erinnert ein Kreuz in der Frauenmauerhöhle daran, dass die scheinbare Felswand bloß ein Pfeiler mit 50 Metern Umfang war – der sich endlos umrunden ließ.


Die schönsten Höhlen der Wiener Alpen

Von den rund 4.000 Höhlen in Niederösterreich bergen die Wiener Alpen die größte und wohl spannendste Tropfsteinhöhle: Die Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel ist Heimat der meisten Fledermausarten Europas. Eindrucksvolle Felsgebilde und bizarre Tropfsteinfiguren säumen den 4.430 Meter langen Weg durch ein faszinierendes Labyrinth. Insgesamt 73 Höhenmeter umfasst das geheimnisvolle unterirdische Reich der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel. Hier hängen auf mehreren Etagen nicht nur Stalaktiten von der Decke, sondern auch jede Menge flatternder Zeitgenossen: Die größte Tropfsteinhöhle Niederösterreichs gilt auch als Europas artenreichstes Fledermausquartier.

Im Reich der Fledermäuse

Bis zu 14 Fledermausarten tummeln sich in der Hermannshöhle bei erfrischenden 7 Grad und 100 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Sie haben witzige Namen, wie „Hufeisennase“, „Bartfledermaus“, „Fransenfledermaus“, „Großes Mausohr“, „Bechsteinfledermaus“, „Zwergfledermaus“, „Braunes Langohr“ oder „Mopsfledermaus“. Am häufigsten unter den etwa 300 in der Hermannshöhle lebenden Fledermäusen kommt hier die „Kleine Hufeisennase“ vor.

Der Weg durch das Labyrinth 

Der Haupteingang zur Hermannshöhle befindet sich in 627 Metern Seehöhe beim sogenannten „Windloch“, der Ausstieg erfolgt durch das „Taubenloch“. Der Weg verläuft über mehrere Etagen bequem auf gut ausgebauten Stiegen und Pfaden mit elektrischer Beleuchtung. Höhepunkt der Wanderung ist die 25 Meter hohe, imposante „Fürstenhalle“ mit Ablagerungen von Bergmilch und Tropfsteinen mit den Stalaktiten und Stalagmiten.

Besuchen kann man die Tropfsteinhöhle nur im Rahmen einer Führung. Reguläre Führungen finden im Zeitraum 1. Mai bis 30. September täglich um 09:30, 11:00, 13:30, 15:00 und 16:30 Uhr statt und dauern eine ¾ Stunde. Im April und Oktober ist die Höhle nur an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sowie nach Vereinbarung geöffnet.

Abenteuerführung

Wer körperlich fit ist und sich intensiver auf das Abenteuer „Höhlenforschung“ einlassen möchte, bucht die etwa 3-stündige Abenteuerführung. Der Weg führt – ohne elektrische Beleuchtung – auf alten, nicht mehr ausgebauten Wegen durch ein verwinkeltes Labyrinth abseits der großen Hauptklüfte. Geprüfte Höhlenführer begleiten die Tour und erzählen dabei spannende Geschichten. Da die Gänge teilweise recht eng und der Boden feucht und lehmig ist, tritt man die Wanderung am besten in alter Kleidung und mit Gummistiefeln und Gummi-Arbeitshandschuhe an.

Gruppen können sich unter der Telefonnummer +43/2641/2326 oder +43/664/5311026 anmelden.

Bad Fischau und Hohe Wand

Eine weitere interessante Schauhöhle liegt in Bad Fischau: In der Eisensteinhöhle gibt es großartige Perlsinter- und Kristallbildungen zu entdecken. Wegen ihrer warmen Thermalquelle wird sie auch als Thermalhöhle bezeichnet. Wer im Naturpark Hohe Wand unterwegs ist, gelangt über markierte Wanderwege in Dreistetten zur Einhornhöhle. Hier geht es durch mehrere Stollen zu einer großen Halle, in der neben Stalagmiten und Stalaktiten auch Knochen und Zähne von Höhlenbären zu bestaunen sind.

Information:
Wiener Alpen in Niederösterreich Tourismus
Schlossstraße 1, 2801 Katzelsdorf, Österreich
Tel. + 43 (2622) 789 60, Fax: + 43 (2622) 789 60-50
office@wieneralpen.at, www.wieneralpen.at


Die Höhlen und Klammen im Salzburger Saalachtal

„Auf die Gegend rund um das Pinzgauer Saalachtal kann man regelrecht süchtig werden“, bekennt ein passionierter Klammwanderer. Wer gerne Schluchten erkundet, findet in der Salzburger Region nahe Lofer tatsächlich traumhafte Bedingungen vor. Allein im Umkreis von nur zwei Kilometer bietet das Pinzgauer Saalachtal (www.pinzgauer-saalachtal.co.at) drei ganz besondere Naturdenkmäler – die „Saalachtaler Naturgewalten“.

Hier an den Ausläufern des Steinernen Meeres beeindrucken bizarr geformte Felsen, tobende Wasserfälle und eine der größten wasserführenden Höhlen Europas. Wenn man durch diese romantisch-grandiose Kulisse mit seinen klaren, grün leuchtenden Wasserläufen wandert, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. So als könnte jeden Moment eine sagenhafte Märchengestalt hinter einer der spektakulären Felseinschnitte auftauchen. Besonders beeindruckend ist die Lamprechtshöhle, mit 51 Kilometern eines der größten Höhlensysteme Europas.

Die Saalachtaler Höhlen sind mit Stiegen und Steigen gut erschlossen und auch für weniger geübte Wanderer sicher begehbar. Wer sechs Wandertage Zeit hat, kann ab Mai gepäckfrei die „Route der Klammen“ erwandern. Dabei organisiert der Saalachtaler Tourismusverband die jeweilige Unterkunft und den Transport des Gepäcks (Tel. +43(0)6588/8321-0 oder tourist-office@lofer.net).

Info: http://www.salzburgerland.com/de/wandern-trekking/route-der-klammen.html