Wien – der Kultur-Reiseführer

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Unzählige, oft einzigartige Konzerte machen Hochkultur in Wien erlebbar. Ein Spaziergang durch Wien ist eine architektonische (Zeit-)Reise, weil historische, prunkvolle Prachtbauten und zeitgenössische Architektur zu einem Stadtgebilde verschmelzen.

Ein besonderes Highlight ist etwa das Neujahrskonzert im Musikvereinssaal. Die Wiener Philharmoniker präsentieren ihren Gästen zum Jahreswechsel ein Programm aus dem Repertoire der Strauß- Dynastie und deren Zeitgenossen. Das Konzert wird weltweit übertragen und erreicht über 80 Länder. Auch die Konzerte im Musikverein und im Konzerthaus spiegeln ebenso wie die Kultur der festlichen Bälle die Rolle Österreichs als kulturelles Zentrum Mitteleuropas wider.

Schloss Schönbrunn, Belvedere, Ringstraße, die Hofburg mit den Kaiserappartements – keine andere Stadt bietet zudem so ein imperiales Ambiente auf engstem Raum. In der Innenstadt wandert man geradezu auf den Spuren der Habsburger. Das Habsburger-Erbe erlebt man eindrucksvoll im Kunsthistorischen Museum. Hinter dem monumentalen Prachtbau verbergen sich die Kunstschätze, die die Habsburger über Jahrhunderte zusammengetragen haben.

Wien –  Mischung aus Tradition und Moderne

Ein Blick vom Hausberg der Wiener, dem Cobenzl, hinunter in die Donau-Ebene zeigt die Größe der Stadt mit ihren rund 1,8 Millionen Einwohnern: Umgeben von einem breiten Ring aus Grün, dem berühmten Wienerwald, erstreckt sich die Metropole in einem fast perfekten Oval zu beiden Seiten der Donau. Mehr als fünfhundert Jahre war dies das machtpolitische und geographische Zentrum Europas. Bis 1918 regierten die Habsburger die Geschicke der Donaumonarchie (der Vielvölkerstaat war damals achtmal so groß wie Österreich heute), danach verlor die Stadt ihre politische Bedeutung.

Besucht man heute die Metropole an der Donau, möchte man beinahe sagen: zum Glück. Denn statt auf Politik konzentrierten sich die Wiener fortan auf ihre Liebe zu Musik, Theater, Film und Tanz – und was die Stadt im Bereich der Kultur heute zu bieten hat, ist beeindruckend. Über 100 Museen – darunter Häuser von Weltruf wie das Belvedere, die Albertina und das Kunsthistorische Museum – widmen sich der Kunst. Mehr als 120 Theaterbühnen, vom renommierten Burgtheater bis zur avantgardistischen „Garage X“, bieten jeden Abend Aufführungen. Und die Zahl der täglichen Konzerte ist immens. In Wien stehen Abend für Abend mehr als 60.000 Sitzplätze für Theater und Musik zur Verfügung!

Burgtheater
Burgtheater Wien

In der „Weltstadt der Musik“ sind die Wiener Sängerknaben, eine der „ältesten Boygroups der Welt“ (gegründet 1498) genauso zuhause wie die Wiener Philharmoniker, eines der besten Orchester der Welt. Selbst unter den größten Dirigenten gilt es als Ehre, beim alljährlichen Neujahrskonzert die Leitung zu übernehmen. Stars wie Lorin Maazel, Zubin Mehta oder Claudio Abbado haben bei diesem einzigartigen musikalischen Ereignis schon den Takt angegeben – und fast eine Milliarde Menschen lassen sich via TV von Walzerklängen aus Österreich ins Neue Jahr wiegen.

Wiener Musikverein

Der Große Saal des Wiener Musikvereins, Wiens schönste Konzerthalle, gilt klangtechnisch als wahres Wunderwerk – und ist auch optisch so überwältigend, dass man sich bei der Eröffnung 1870 fragte, ob er „nicht zu glänzend und prachtvoll für einen Concertsaal“ sei. Heute fragt sich das niemand mehr, ganz im Gegenteil: Die prunkvolle und elegante Ausstattung der Konzertsäle – ob Hofburg, Konzerthaus, Kursalon oder eines der vielen Wiener Palais – tragen ganz wesentlich zum speziellen Flair eines Musikabends in Wien bei.

Wien hat ein intaktes historisches Stadtbild wie kaum eine andere Stadt. Auf den ersten Blick wird Wien geprägt von den Prunkbauten aus der Barock- und Gründerzeit. Ein Fahrt mit der Vienna-Ring-Tram um die Wiener Ringstraße führt das eindrucksvoll vor Augen: Während der halbstündigen Fahrt erlebt man die prachtvolle Straße und passiert die Oper, das Burgtheater, Parlament, Votivkirche, Museen und das Rathaus – eine schier endlose Ansammlung von griechischen Säulen und Göttern, mythologischen Figuren, Bögen aus Gotik und Renaissance und Denkmälern.

Schloss Schönbrunn

Auch die Schlösser und Parkanlagen der Habsburgerzeit – Schloss Schönbrunn mit dem Tiergarten, das Obere und das Untere Belvedere, der gigantische Gebäudekomplex der Hofburg mit den Kaiserappartements, dem Sisi Museum und der Silberkammer – verleihen der Stadt ein imperiales Aussehen, angereichert durch Bauten aus der Jugendstilzeit. Dazwischen aber entstand in den letzten zwei Jahrzehnten moderne Architektur. Wiener Architekten entwickelten eine Kultur des Um- und Ausbauens alter Bausubstanz, die inzwischen weltweit trendbestimmend ist.

Wiener Hofburg

Bestes Beispiel: das um die Jahrtausendwende entstandene MuseumsQuartier – ein Kunst- und Kulturzentrum der Superlative. Innerhalb ehemaliger barocker Hofstallungen beherbergt es gleich drei große, teils monolithische Museumsbauten, Ausstellungsräume, Ateliers und Veranstaltungssäle für moderne Tanz- und Theateraufführungen sowie ein vielfältiges gastronomisches Angebot. Mittlerweile ist das Areal für viele Wiener zum beliebtesten Treffpunkt der Stadt geworden, in dem sie gerne Zeit verbringen und dies Sommer wie Winter – mit Lesen, Ausgehen, Boule spielen, Eisstock schießen und Chillen.

Der Mix aus Alt und Neu durchzieht die ganze Stadt. Im Siebten Bezirk (Neubau) haben sich zwischen den Biedermeierhäusern des Spittelbergs und den Gründerzeitbauten der Neubaugasse die jungen, hippen Designer der Stadt niedergelassen. In der Schleifmühlgasse im Vierten (Wieden) präsentieren sich die jungen Galeristen in ehemaligen Geschäften und Fabriken. Und im alten jüdischen Viertel im Zweiten Bezirk (Leopoldstadt) reihen sich Bioläden neben Szene-Lokale und Avantgarde-Theater.

Wer in diesem Gesamtkunstwerk aus Tradition und Moderne, aus Kultur und Szene eine kleine Pause braucht, kann sich in der wahrscheinlich schönsten Institution der Stadt ausruhen: dem Cafehaus. Ob Sacheroder Demel, Prückl oder Cafe Central – im „zweiten Wohnzimmer“ der Wiener kann man essen genauso wie einen Kaffee trinken oder stundenlang Zeitung lesen.

Der Wiener Küche ist dabei schon mancher Besucher auf immer verfallen. Golden panierte Schnitzel, süße Palatschinken, Buchteln oder ein warmer Apfelstrudel entsprechen zwar nicht ganz dem aktuellen Trend nach Light-Produkten, haben dafür aber ein umso höheres Suchtpotential.

Wie überhaupt schnell klar wird, dass Wien eine Stadt der Feinschmecker ist. Den Naschmarkt, Österreichs größten Markt, muss man einfach gesehen haben. Und vom höchstdekorierten Luxus- Restaurant des Landes, dem Steirereck, über Szene-Lokale wie dem Glacis-Beisl und dem „Österreicher im MAK“ bis hin zu traditionellen Wirtshäusern wie dem Reznicek wird der Wiener Küche gehuldigt. Zu der natürlich auch ein Glas Wein gehört, schließlich ist Wien die einzige Großstadt der Welt mit eigenem Weinbau und Weingärten im Stadtgebiet.

Für Feinschmecker findet jedes Jahr im Mai sogar ein eigenes Genuss-Festival statt, das drei Tage lang zum Picknicken, Gustieren und Flanieren in den Stadtpark lädt. Wie sich Wien überhaupt auch als attraktives Zentrum für Festivals etabliert hat. Den Reigen eröffnet im Winter das Akkordeon Festival, im Frühling locken die Wiener Festwochen mit spektakulären Theater-Produktionen Tausende Zuseher in die Stadt, und das Osterklang Festival widmet sich der modernen klassischen Musik.

Im Sommer steht dann das Jazzfest Wien auf dem Programm, und das Donauinselfest verwandelt die mitten in der Stadt liegende Insel für ein Wochenende mit Dutzenden Acts in die brodelndste (und mit 3 Millionen Zusehern meistbesuchte) Pop-Konzertbühne Europas. Vor dem Rathaus fröhnt man im Sommer gleich zwei typisch wienerischen Leidenschaften: der Musik und dem Essen. Während jeden Abend im Freien auf einer riesigen Leinwand ein anderer Opernfilm läuft, kann man sich an unzähligen Ständen kulinarisch auf eine Weltreise begeben. Und im Herbst bringt die Viennale nicht nur neue Filme, sondern immer wieder auch Filmstars in die Stadt.

Kein Wunder also, dass mittlerweile sozusagen „amtlich“ bestätigt wurde, wie attraktiv Wien als Stadt ist. Das bekräftigte auch das internationale Beratungs-Unternehmen Mercer: In einem Ranking zur Lebensqualität von 215 Großstädten wählte es Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt.

 


Die besten Adressen rund um Kunst & Kultur

 Museen in Wien 

Burgtheater
www.burgtheater.at

Klassische Musik

 Der Musikverein

Sonstiges 

Berühmte Gastronomiebetriebe

www.sacher.com
www.demel.at
www.wienernaschmarkt.eu
www.steirereck.at

Genuss Festival

www.kulinarisches-erbe.at/genussfestival/


Wien und die Kultur des Todes

Der Tod muss ein Wiener sein, lautet eine bekannte Redewendung. Aber auch für höchst lebendige Wienbesucher gilt: Der Kult rund um prunkvolle Bestattung, legendäre Friedhöfe und schaurige Grüfte mag mitunter skurril anmuten. Vor Langeweile sterben wird man dabei aber auf keinen Fall.

Elf Jahre lang hatte man die Möglichkeit dazu: Per Tramway auf den Friedhof zu fahren. Aber nicht so wie Wiener und Touristen das tun, wenn sie heute mit der Straßenbahn der Linie 71 die lange Fahrt Richtung Zentralfriedhof unternehmen, am prächtigen Belvedere vorbeizuckeln, dann quer durch den Arbeiterbezirk Simmering, immer weiter, immer geradeaus, um schließlich bei einem der drei Tore der berühmten Wiener Ruhestätte auszusteigen. Per Tramway auf den Friedhof, das bedeutete in der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1928 ein viel spezielleres Service der Wiener Verkehrsbetriebe: nämlich die Leichen-Tramway. Die schwarz lackierte Garnitur hatte ein Täfelchen mit der Aufschrift „Sonderfahrt“ umgehängt. Langsam und in gemessenem Tempo, aber zugleich mit der Unausweichlichkeit, die Schienenstränge so an sich haben, glitt die Tram zur letzten Reise dahin. Bis zu zwölf Tote fanden in den Kojen Platz. Beim Zentralfriedhof war dann Endstation.

Wien und der Tod. Das ist eine tiefschürfende und mitunter skurrile Angelegenheit. Der berühmteste der Wiener Friedhöfe ist der Zentralfriedhof oder „ Zenträu“, wie es mit rauer Melancholie, aber schon auch einer gewissen Wärme gebellt wird. Ganz im Osten Wiens breitet sich das legendäre Gräberfeld aus. Allein die Größe gebietet Respekt: 2,5 Millionen Quadratmeter Fläche, 330.000 Grabstellen, über drei Millionen Tote.

Wiener Zentralfriedhof

Doch um Zahlen und Quadratmeter geht es bei einer Institution wie dem Zentralfriedhof bestenfalls am Rande. Darauf verweist bereits die mächtige Kuppel der Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus, die gleich am Eingang auftaucht. Immerhin handelt es sich dabei, neben Otto Wagners Kirche am Steinhof, um den bedeutendsten Kirchenbau des Wiener Jugendstils, der Ende des letzten Jahrhunderts umfassend saniert wurde. Vier Ecktürme, drei mächtige Säulenportale mit breiten Freitreppen, ferner Gruftkapellen, daneben halbkreisförmige Arkaden und Kolumbarien genannte Nischen für Aschenurnen sowie farbenprächtige Mosaike und Glasfenster aus der Werkstatt lokaler Jugendstilkünstler. Dazu Details wie die Kirchenuhren, die Buchstaben statt Ziffern aufweisen, und die Worte „Tempus fugit“ – all dies ergibt: Die Zeit vergeht.

Die für damalige Zeiten moderne Kirche fügt sich bestens in die gar nicht so lange Geschichte des Zentralfriedhofs ein. Denn um einen historisch gewachsenen Friedhof handelt es sich dabei nicht. Eher schon um eine Parklandschaft mit beeindruckender Flora, die zu besinnlichen Spaziergängen einlädt und einst ein politisches Statement war. Immerhin hatten die Gartenarchitekten Karl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli den Zentralfriedhof 1870 als letzte Ruhestätte für Menschen aller Konfessionen entworfen, was heftige Diskussionen auslöste. Sieben Mal wurde der Friedhof seither erweitert. Wer sich mit dem Friedhofsführer, der für zehn Euro erhältlich ist, zur Erkundung aufmacht, erlebt Wiener Kulturgeschichte im Zeitraffer. Falcos gläsernes Grab und Curd Jürgens in Stein gemeißeltes Antlitz, Ludwig van Beethoven und Gustav Klimt – wie ein „Who was who“ fällt der Spaziergang durch die Gruppen der rund tausend (!), überwiegend prächtig gestalteten Ehrengräber aus.

Verwitterte Reliefs und Steinskulpturen finden sich hier. Zuvor kann man in der Präsidentengruft nahe der Jugendstilkirche die letzte Ruhestätte aller österreichischen Bundespräsidenten seit 1945 besuchen.

„Park der Ruhe und Kraft“

Doch am Zentralfriedhof trifft der Hauch von Ewigkeit auch auf aktuelle Neuerungen. Im über das 3. Tor erreichbaren „Park der Ruhe und Kraft“ können Besucher Kontakt mit den Kräften der Natur, der Pflanzen und Bäume, der Steine und Erde aufnehmen und finden so einen Raum für Trost und Reflektion. Trittsteine aus Ternitzer Konglomeratstein weisen den empfohlenen Weg, verlieren sich später in offener Wiesenfläche. Linien aus Mühlviertler Granit symbolisieren den Verlauf von geomantischen Kraftlinien, die den ganzen Park durchziehen und zum Fühlen einladen. An besonderen Punkten bieten sich Bänke aus Waldviertler Granit und Fichtenholz zum längeren Verweilen an – willkommene Ruhepole. Wer Spuren des Lebendigen sehen will, kann diese im jüdischen Trakt der internationalen Gräberstadt finden, die neben dem Alten und Neuen jüdischen Friedhof auch einen buddhistischen, serbisch-orthodoxen und islamischen Teil umfasst. Denn hier zeigt sich eine weitere Besonderheit des Zentralfriedhofes: Feldhase, Dachs und Adler zählen zu den Bewohnern des Zentralfriedhofes, und auch das eine oder andere scheue Reh. Keine Frage: Der Wiener Zentralfriedhof ist ein Ort mit Seele und zugleich fester Bestandteil jeder vertiefenden Auseinandersetzung mit der Donaustadt. Aber er ist keinesfalls das einzige Rendezvous mit dem Totenkult, der Wien seit Jahrhunderten umtreibt.

Der Besuch der interessantesten Friedhöfe ist da bloß ein erster Einstieg. Um bizarre Orte handelt es sich dabei aber mitunter schon: der für angetriebene Flussleichen reservierte „Friedhof der Namenslosen“ am Albaner Donauhafen oder der viel höher gelegene Josefsdorfer Waldfriedhof, der neben stattlichen Biedermeiergräbern und der unmittelbaren Nähe zu diversen Heurigen vor allem auch mit herrlichen Ausblicken auf Wien aufwarten kann. Die Wiener selbst verteilen wiederum Höchstnoten an den kleinen Hernalser Friedhof, das ergab unlängst eine Umfrage in Sachen „Friedhofs-Zufriedenheit“. Romantisch verfallen, zugleich längst höchst reparaturbedürftig, präsentiert sich hinter einer dicken Backsteinmauer ein anderes verborgenes Friedhofsjuwel: der jüdische Friedhof Währing in der Sempergasse, der gleich eine Reihe von Besonderheiten aufweist. Florale Elemente des Klassizismus haben hier traditionelle jüdische Symbole ersetzt – und berichten so von der starken Assimilation der jüdischen Gemeinschaft im Wien des neunzehnten Jahrhunderts. Doch auch die einzigartigen osmanischen Grabhäuschen im sefardischen Teil des Friedhofs stechen heraus – es sind die einzigen nördlich der Alpen.

Totenkult in Wien, davon erzählt auch der Besuch eines ganz anderen Schattenreiches – nämlich das der Grüfte und Katakomben, die sich über die Eingeweide der Wiener Innenstadt verteilen. Die Katakomben unter dem Wiener Stephansdom, der auf einem mittelalterlichen Friedhof errichtet wurde, sind Teil dieser Spurensuche. Ebenso wie die prachtvoll-überladenen Marmorbüsten, Steinkronen und Sargplatten der berühmten Kapuzinergruft, in der seit 1633 die Gebeine der Habsburger – darunter ein ganzes Dutzend Kaiser und neunzehn Kaiserinnen – ruhen. Dass dabei im Laufe der Jahrhunderte auch verschiedenste architektonische Moden „zu Grabe getragen“ wurden, beweisen einige Highlights: Da wäre die 1720 vom Schönbrunn-Erbauer Johann Lucas von Hildebrandt angelegte, barocke Karlsgruft oder die wenige Jahrzehnte später im kokett- verspielten Rokoko-Stil gestaltete Maria-Theresiengruft, die überdies mit dem riesigen, spätbarocken Doppelsarkophag der österreichischen Regentin gekrönt wurde.

Weitere Begräbnisstätten der Habsburger finden sich in der Dominikanerkirche, im Salesiannerinnenkloster, in der Herzogsgruft des Stephansdoms und in der Herzgruft der Kirche St. Augustin – eine Aufteilung, die auch aufgrund der eigenwilligen Begräbniszeremonie der Habsburger Sinn machte. Körper, Eingeweide und Herz wurden nämlich getrennt bestattet: die Herzen in der Augustinerkirche, die Eingeweide in den Katakomben des Stephansdoms.

Aber Wien hat noch mehr Schauriges auf Lager. Da wären zunächst die mumifizierten Leichen und Schädelpyramiden der fahl beleuchteten Gewölbe der Michaelergruft, wo bleiche Gebeine durch spaltbreit geöffnete Sargdeckel schimmern. Spätestens seit Andy Warhol – gemeinsam mit André Heller – dem Kellerlabyrinth der Michaelergruft 1979 einen Besuch abstattete, hat sich der Ort zu einer Attraktion entwickelt. Die ältesten Knochen, die im Zuge von Kabelverlegungen gefunden wurden, sind rund 600 Jahre alt.

Wiener Bestattungsmuseum

Keine andere Stadt hat das letzte Geleit, die Inszenierung rund um den Tod und um das Sterben, für das im Wienerischen ein reichhaltigeres Vokabular existiert als an jedem anderen Ort der Welt, auf ähnlich theatralische Art dargestellt. Das veranschaulicht zuletzt auch ein Besuch des – wohl weltweit einzigartigen – „Wiener Bestattungsmuseums“ im 4. Wiener Gemeindebezirk. Ein Panoptikum des Morbiden breitet sich da aus und ein Naheverhältnis zum Tod, das die Grenze zum Skurrilen für heutige Begriffe fast überschreitet. Lässt man den düsteren Glanz der prächtigen Totenkutschen beiseite, sprechen die Exponate für sich: Da gibt es die Fotos des Studios Heinrich Laruelle, der ab 1854 einen besonderen Dienst anbot. Herr Laruelle fotografierte im Atelier Leichen, angekleidet in alltäglichen Posen, die hinterm Schreibtisch oder bei der Hausarbeit für ein letztes Mal ins Leben zurückzukehren schienen.

Und da gab es die Hochblüte der Trauerzüge, die von der „Enterprise des Pompes Funébres“, dem ersten privaten Bestattungsunternehmen Wiens, ab 1867 angeboten wurden, woraus sich eine regelrechte Konkurrenz um eine möglichst „scheene Leich“ entwickelte, jenes prunkvolle Begräbnis, das für die Bürgerschicht ab 1850 von höchster Priorität war. Pölster für posthum hinter dem Sarg nachgetragene Orden belegen das ebenso wie Farb-Codes für Sargtücher: Schwarz für normale Gläubige, Blitzblau für Kinder, Rot für Aristokraten, während Unverheiratete von weißen Pferden gezogen wurden. Plakate, die für „Logenplätze zur Besichtigung prominenter Begräbnisse“ werben und einfache Fensterplätze in günstig gelegenen Wohnungen anbieten – auch davon berichten die Exponate des Museums. Kein Wunder, dass all diese Spektakel die Fantasien der Kinder beflügelten. Der Leichenzug zum Ausschneiden war im Biedermeier ein beliebtes Spielzeug für die Kleinen. Freude für die ganze Familie bereiteten die von Krippenschnitzern gefertigten Tischsärglein – sie wurden komplett mit Mini-Gerippe geliefert.

Klingelzeichen aus dem Jenseits

Manches setzte sich nicht ganz so gut durch: Der 1784 per Dekret eingeführte, mehrfach verwendbare Fallsarg, bei dem die Leichen durch eine Klappe im Boden ins Grab fielen, wurde bereits ein Jahr später wieder abgeschafft. Länger hielt sich die ländliche Mode der vorgefertigten Särge, die – rechtzeitig geordert – oft jahrelang im Weg standen und daher, mit floralen Motiven reich bemalt, als Kleiderkasten konzipiert worden waren. In Wien hatte man anno dazumal aber ganz andere Sorgen: Der Urangst, lebendig begraben zu werden, wurde am Währinger Ortsfriedhof mit einem 48-Stunden-Aufenthaltsraum begegnet – sicherheitshalber beheizt, um etwaigen Scheintoten eine Verkühlung zu ersparen. Zusätzlich wurde der so genannte „Rettungswecker“ eingeführt: eine Schnur, die den Finger des mutmaßlichen Toten mit einem Wecker verband. Bewegte sich der vermeintlich Tote, schrillte der Wecker im Zimmer des Friedhofswärters. – Was durchaus häufig der Fall war, verursachten doch allein schon die Gase der Körpergärung jede Menge Bewegung. So sorgte die einzigartige Wiener Bestattungskultur für ein weiteres Novum: nämlich für Klingelzeichen aus dem Jenseits!

 

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Ein Spaziergang durch Wiens Architektur

Ob in der historischen Innenstadt, in den Weinhöfen oder „jenseits“ der Donau: Wien bietet viele architektonische Höhepunkte.

Wer frühmorgens entlang des Donaukanals spaziert, genießt nicht nur die ersten Sonnenstrahlen. Man spürt hier auch das einzigartige Zusammenleben von Natur, jugendlich-spielerischer Kreativität und dem wichtigsten Architekten Wiens. Auf der linken Seite schlägt der Flusskanal seine ruhigen Wellen. Rechts auf den Steinwänden strahlen die bunten Graffitis in der Morgensonne. Und entlang des Weges bekommt man einen ersten Eindruck vom berühmten Jugendstil des Baumeisters Otto Wagner: Die U-Bahnstationen Roßauer Lände und Friedensbrücke wurden Anfang des 20. Jahrhunderts nach den Plänen des berühmten Stadtplaners errichtet. Sie sorgen auch dafür, dass man schnell in die Innenstadt kommt.

Tradition und Moderne leben hier miteinander

Im historischen Zentrum von Wien leben das Traditionelle und das architektonisch Neue ein geniales Miteinander. Man wird Zeuge, wie historische Bauten und zeitgenössische Architektur zu einem beeindruckenden Stadtgebilde verschmelzen. Hier etwa der mittelalterliche, gotische Stephansdom. Gegenüber davon das moderne Haas Haus, geprägt von viel Glas und Stahl. Dort die Hofburg, das imperiale und prunkvolle Zentrum der Donaumonarchie. Vis-a-vis das Looshaus, ein Wahrzeichen der Wiener Moderne. Unweit davon residiert die weltbekannte Staatsoper. Daneben die Albertina, die nicht nur eine der größten grafischen Sammlungen weltweit beheimatet. Sie fällt besonders durch den Soravia Wing auf, eine bemerkenswerte moderne Glas-Stahl-Konstruktion, die als Flugdach dient.

Ein urbanes Wohnzimmermitten in Wien

Die imperiale Vergangenheit wird heute noch spürbar, während man zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum schlendert. Nicht unweit davon kann man eine ganz besondere Vermischung von Historie und Zeitgeist bewundern. Gemeint ist das MuseumsQuartier. Mittels zeitgenössischer Architektur wurde der Gesamtkomplex, der vor 100 Jahren noch als kaiserliche Hofstallungen diente, mit neuem Leben erfüllt. Der Innenhof ist nun als modernes, urbanes Wohnzimmer gestaltet, umgeben von historischen und modernen Bauten wie dem Leopold Museum oder dem Museum für Moderne Kunst. Das MuseumsQuartier ist somit einer der belebtesten Plätze in Wien. Einheimische kommen hierher zum Entspannen, zum Plaudern und um die Abendsonne zu genießen.

Schmelztiegel verschiedener Baukulturen

Die Gegend rund um den Karlsplatz ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Baukulturen: Die Secession an der Wienzeile ist das wichtigste Jugendstilgebäude in Wien. Die barocke Karlskirche direkt am Karlsplatz ist wiederum ein Gegensatz zum weltberühmten klassizistischen Gebäude des Wiener Musikvereins in unmittelbarer Nähe.

Dass Wien so viele Kulturen vereint, liegt an der großen Vergangenheit der Stadt. Das Erbe des Habsburgerreiches sind die vielen imperialen Bauten, darunter zwei besonders imposante Schlossanlagen: Das Schloss Schönbrunn mit der Wiener Gloriette diente früher als Sommerresidenz der Kaiser. Im farbenprächtigen Schlossgarten konnte sich schon Kaiserin Sisi erholen. Das Schloss Belvedere ist ebenfalls eine Gegend zum Aufleben – dafür sorgt die einladende Parkanlage mit ihren reizvollen Skulpturen und Wasserspielen.

Wiener Belvedere

 Ausklang beim „hauseigenen“ Wiener Wein

Wenn man es wieder moderner will, dann ist man in der Donau City richtig. Das Viertel wird auch „Vienna DC“ genannt. Hohe Glastürme ragen in den Himmel: Glas, Stahl und Beton prägen das architektonische Bild dieses neuen Stadtteils.

Und in der Abenddämmerung wird die Vorfreude auf einen gemütlichen Abend groß. In keiner anderen Stadt kann man den Wein genießen wie in Wien. Wien hat das Privileg, eigene Weingebiete zu haben und daher auch den „hauseigenen“ Wiener Wein. Und das in Kombination mit einer herausragenden modernen Weinarchitektur. Letzte Station der Stadtbesichtigung ist daher Wien-Floridsdorf. Das Weingut Christ und das Weingut Wieninger stehen für den Architekturinteressierten und Weinliebhaber zur Auswahl. Für einen gemütlichen Ausklang empfiehlt sich ein Glas Grüner Veltliner oder ein Glas vom Gemischten Satz, der Wiener Weinspezialität.

Architektur:

Betriebe:


Wiens moderner und sozialer Wohnungsbau

Mit dem Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918 wurde Wien zur Hauptstadt des neuen Rumpfstaates von Österreich. Im Herzen der Innenstadt erbauten die Architekten Theiss & Jaksch das erste Hochhaus der Stadt, ein exklusives Wohnhaus in der Herrengasse 6-8 (1931-1932). Um dem großen öffentlichen Bedarf an Wohnraum zu genügen, begann die sozialdemokratische Stadtregierung ein Aufbauprogramm, das weltweit einzigartig war. Es erlaubte die Schaffung von 60.000 Wohnungen in hunderten von Wohnanlagen in der ganzen Stadt innerhalb von nur wenigen Jahren. Darunter ist auch der bekannte Karl-Marx-Hof (1925-1930), von Karl Ehn entworfen.

Die internationale Werkbundsiedlung, eine Alternative zu den mehrstöckigen Wohngebäuden, eröffnete im Jahr 1932. 31 Architekten aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Holland und den USA waren in das Projekt, das Modelle für bezahlbaren Wohnbau präsentierte, eingebunden. Darunter Adolf Loos, André Lurçat, Richard Neutra und Gerrit Rietveld. Damit zählt die Werkbundsiedlung, die umfangreich renoviert wurde, zu den wichtigsten Dokumenten der modernen Architektur in Österreich.

Die Moderne fand auch Ausdruck in einer Reihe von Villen, die in dieser Zeit gebaut wurden. Bemerkenswert ist etwa das strenge Design und die radikale Ästhetik des Stonborough-Wittgenstein Hauses (1926-1928, heute bulgarisches Kulturinstitut), das vom Architekten Paul Engelmann und dem Philosophen Ludwig Wittgenstein für Wittgensteins Schwester Margarete entwickelt wurde.

Kriegswirren und Wiederaufbau

Nach der Annexion Österreich an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurden viele jüdische Bauherren und Architekten, die in der Wiener Architektur eine wichtige und äußerst positive Rolle gespielt hatten, aus dem Land vertrieben. Wien wurde im Wesentlichen von Bauprojekten der Nazi-Ära verschont, mit Ausnahme der sechs Stahlbeton-Flaktürme von Friedrich Tamms, die zwischen 1942 und 1945 gebaut, immer noch ihre Spuren in der städtischen Skyline hinterlassen.

Die Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von Wiederaufbaumaßnahmen in der stark bombengeschädigten Stadt geprägt. Ästhetisch war Pragmatismus das bestimmende Merkmal der Architektur dieser Zeit, obwohl Versuche unternommen wurden, um an die großen Leistungen der Zeit vor 1938 anzuknüpfen und internationale Beachtung zu finden. Roland Rainers Stadthalle (1952-1958), Das Wien Museum am Karlsplatz von Oswald Haerdtl (1954-1959) und das 21er Haus (1958-1962) von Karl Schwanzer gehören zu den wichtigsten Bauten der 1950er Jahre.

Visionäre Entwürfe der 1960er Jahre

In den 1960er Jahren suchte eine neue Generation nach Alternativen zu den architektonischen Entwürfen der Wiederaufbaujahre. Mit ihren visionären Ideen verschafften sich Raimund Abraham, Günther Domenig, Eilfried Huth, Hans Hollein, Walter Pichler, und die Gruppen Coop Himmelb(l)au, Haus-Rucker-Co, Missing Link und schnell internationale Aufmerksamkeit.

Wien hatte einen großen Einfluss auf die internationalen postmodernen und dekonstruktivistischen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre. Holleins futuristisches Kerzengeschäft Retti (1964-1965) am Kohlmarkt und Domenigs biomorphes Gebäude der Zentralsparkasse (1975-1979) in Favoriten gehören zu den frühesten Beispielen, die später ergänzt wurden von Holleins Haas-Haus (1985-1990), dem Dachausbau Falkestraße (1987) oder von Coop Himmelb(l)aus und Domenigs T-Center (2002-04). Ausländische Aufträge ergingen an Domenig, Hollein, Coop Himmelb(l)au und die Architekten Ortner & Ortner und verschafften der neue österreichischen und Wiener Architektur eine internationale Stimme.

Museumsquartier und Gasometer

Seit den 1980er Jahren war ein wichtiger Schwerpunkt der Architektur in Wien der Neubau im historischen Kontext. Zu den besten international bekannten Projekten zählt das Museumsquartier (Wettbewerb 1987, erbaut 1998 – 2001) an den ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen,  das von Ortner & Ortner konzipiert wurde. Dabei handelt es sich um eines der größten Kulturareale der Welt mit einer Reihe von Institutionen, einschließlich des mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, dem Leopold Museum, der Kunsthalle Wien, dem Architekturzentrum Wien und dem Zoom Kindermuseum. Nach einer langwierigen und kontroversen Planungsphase wurde ein architektonischer Kompromiss zwischen alt und neu erreicht. Das Museumsquartier hat sich erfolgreich als städtischer Kulturbetrieb etabliert und zieht Jahr für Jahr Millionen Besucher an.

In einer Stadt, die so stark mit der Geschichte verwoben ist, wie Wien prägt der Dialog zwischen Altem und Neuem immer auch die Architektur. Eine gestalterische Herausforderung war etwa die Umwandlung der Gasometer in Simmering (1999 – 2001) durch Coop Himmelb(l)au, Wilhelm Holzbauer, Jean Nouvel und Manfred Wehdorn. Mit diesem Projekt wurde neuer Wohnraum geschaffen und zugleich eine Neuinterpretation eines historischen Denkmals der industriellen Vergangenheit geschaffen.

Gasometer

Neue Stadteile entstehen

In den letzten Jahren hat sich die Planung auf die großen Bahnhöfe Wiens konzentriert und die Bereiche um sie herum. Im Prater, eine der großen Wiener Grünflächen, entstand der neue Campus für Europas größte Wirtschaftsuniversität. Die spektakulären Gebäude rund um den zentralen Platz des Campus WU haben hitzige Debatte über den Status quo in der zeitgenössischen Architektur ausgelöst. Entworfen wurde sie von einer internationalen Gruppe von Architekten (Hitoshi Abe, BUSarchitektur, Peter Cook, Zaha Hadid, NO MAD Arquitectos und Carme Pinós).

Hochhäuser verändern die Skyline

Massimiliano Fuksas hat den Twin Tower-Komplex im Stadtteil Wienerberg mit seinen 138-Meter-und 127-Meter-Türmen konzipiert. Ein architektonischer Hingucker, der kilometerweit sichtbar ist. Jean Nouvels monolithisches 75-Meter-Hotel Sofitel am Donaukanal (2007 – 10) ist eine Reaktion auf die Besonderheiten der städtischen Umwelt. Die oberste Etage bietet neue Perspektiven auf das historische Stadtzentrum. Dominique Perraults DC Tower 1 (2010-13) in der Donau City dominiert das Hochhausviertel nördlich der Donau. Besucher können in der Sky Bar auf der obersten Etage einen atemberaubenden Blick über Wien genießen. Der DC Tower 1 ist das höchste Gebäude in Österreich und fast doppelt so hoch wie der Stephansdom.


Wien und die bildende Kunst

Der Bruch mit der Tradition hat in Wien, zumindest, was die bildende Kunst angeht, eigentlich schon Tradition. Vor 100 Jahren waren es die Secessionisten, die sich vom Althergebrachten lossagten, 70 Jahre später mussten die Aktionisten schon wesentlich radikaler sein, um Tabus zu brechen. Heute, im Medienzeitalter, halten Künstler der Gesellschaft den Spiegel im Spiel mit den Medien vor.

Das erste Mal war es um 1900 so weit. Damals sagte eine junge Künstlergeneration den konservativen Vertretern des Historismus, der bis heute das Stadtbild Wiens prägt, den Kampf an. Was wir heute unter „Wiener Moderne“ kennen, begann mit der Gründung der Künstlergruppe „Secession“. Die Secessionisten, das Wort bedeutet soviel wie Splittergruppe, wollten der klassischen, realistischen Kunsttradition eine neue, offene, experimentelle Haltung entgegensetzen.

Noch im Gründungsjahr begann die Künstlergruppe mit dem Bau eines eigenen Ausstellungsgebäudes, gleich neben dem Naschmarkt. „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“, prangt als Motto über der bis heute als Museum fungierenden „Secession“. Ein Mitglied der Künstlergruppe war Gustav Klimt, heute der bekannteste Vertreter des Wiener Jugendstils. Eines seiner Hauptwerke, der Beethoven-Fries und extra für die Secession gefertigt, ist noch heute ebendort zu besichtigen.

Während die Secessionisten Kunst und Leben zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen wollten, entstand zeitgleich die expressionistische Bewegung in der Kunst. Die Expressionisten hielten weit weniger von Schönheit und Reinheit. Egon Schiele zertrümmerte gar den Schönheitsbegriff des Jugendstils und bannt in düsteren Farbtönen, mit vehementem Strich Eros und Tod auf die Leinwand. Sein Künstlerkollege Oskar Kokoscha, der in seinem Frühwerk noch vom linearen Stil der Wiener Secession geprägt war, erlangte schon früh internationale Anerkennung als bedeutender Vertreter des Expressionismus. Sein Zyklus von Städtebildern und Landschaften, die immer starke Aufsicht mit weiter Fernsicht verbinden, kann als einzigartig in der Kunst des 20. Jahrhunderts angesehen werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam mit der „Schule der phantastischen Realisten“ wieder Bewegung in die österreichische Kunstszene. Zu ihren bekanntesten Vertretern zählen Ernst Fuchs, Friedensreich Hundertwasser, Arik Brauer und Rudolf Hausner. Sie knüpfen an die Surrealisten an; ihre Motive stammen aus Traumwelten oder der griechischen Mythologie.

Friedensreich Hundertwasser

Die Kunst der 1950er- und 1960er-Jahre ist von der Reaktion auf ein beengendes politisches und kulturelles Klima geprägt. Die „Wiener Gruppe“ – zu der unter anderem Oswald Wiener, Vater der TV-Köchin Sarah Wiener, gehört – arbeitet mit Sprache, literarischen Cabarets und Happenings.

 Die Wiener Aktionisten

Die Wiener Aktionisten gehen in den 1960er- und 1970er-Jahren noch ein Stück weiter. Die Gruppe um Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler provoziert mit ihren Aktionen – daher die Bezeichnung Aktionisten – den „guten Geschmack“ aufs Äußerste. Um die Performances für die Kunstwelt zu erhalten, werden Fotografie und Film eingesetzt.

Ebenfalls in den 1970er-Jahren werden die Bildhauer Fritz Wotruba – bedeutendstes Werk ist seine monumentale Kirche im Wiener Stadtteil Mauer – und Alfred Hrdlicka international bekannt. Hrdlickas „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“, gegenüber der Wiener Albertina, erregte Anfang der 1990er-Jahre aufgrund seiner schonungslosen, schockierenden Darstellung großes Aufsehen. Hrdlicka agierte mit seiner Kunst gegen die dunklen Seiten menschlichen Handelns. Er sagte von sich selbst, dass er „einen schonungslosen Humanismus lebt, der auch Mord und Terror und sexuelle Brutalität mit expressiven Stilmitteln und bisweilen schockierender Deutlichkeit vor Augen führt“.

Einer der wichtigsten österreichischen Künstler der Gegenwart ist Erwin Wurm. Er schafft „Kunst mit Augenzwinkern“, ob es nun ein verkehrt und seitlich auf einem Museum angebrachtes Einfamilienhaus ist oder Fotos von Personen, die in skurrilen Stellungen abgebildet sind. Ein weiterer Repräsentant der jüngeren österreichischen Kunst ist Peter Kogler. Die Grundlagen seiner raumbezogenen Arbeiten sind Medien- und Computertechnologien. Kogler baut auf filmischen Techniken auf und wählt die Ameise als symmetrisch gebautes und zugleich labyrinthisch organisiertes Lebewesen zum logoartigen Hauptmotiv seiner Kunst. Zu den bedeutendsten Künstlerinnen zählt ohne Zweifel Maria Lassnig.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages widmet ihr das MUMOK eine große Personale, die den Schwerpunkt auf die Arbeiten der letzten zehn Jahre legt. Lassnigs Werk entwickelte sich in den vergangenen Jahren immer konfrontativer und direkter, wobei die Künstlerin frühere Themen aktualisiert und variiert. Ihre Arbeiten thematisieren unter anderem das Verhältnis der Geschlechter als zärtlich-erotische wie auch als aggressiv-feindselige Beziehungen. Im Bereich von Malerei und Performance konnte sich die 1970 geborene Elke Krystufek international einen Namen machen. Ihre Bilder und Installationen kreisen um anerzogene bzw. gesellschaftlich normierte Vorstellungen, um eigene und fremde Wahrnehmung. Nicht zuletzt deshalb ist ihr eigener Körper häufig Oberfläche oder Inhalt ihrer Arbeit.

So unterschiedlich die Auslöser für den jeweiligen Ausbruch aus den Konventionen waren, die Geschichte der bildenden Kunst in Österreich war prägend für die Kunstgeschichte Europas. Heute ist die österreichische Kunstszene weitläufiger und vielgestaltiger denn je – eine einheitliche Strömung lässt sich nicht ausmachen. Feststellen lässt sich, dass Malerei und Medienkunst bzw. dem Spiel mit den Medien eine besondere Rolle zukommt.

Weitere international anerkannte bildende Künstler sind: Christian Ludwig Attersee, Günter Brus, Valie Export, Bruno Gironcoli, Maria Lassnig, Hermann Nitsch, Walter Pichler, Arnulf Rainer, Markus Prachensky, Franz Ringel, Hubert Schmalix und Hans Staudacher

Österreichische Mid-Career-Artists: Gunter Damisch, Franz Graf, Hubert Scheibl, Heimo Zobernig, Xenia Hausner, Erwin Bohatsch, Eva Schlegel, Gerwald Rockenschaub, Herbert Brandl, Brigitte Kowanz

Österreichische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts:


Filmstadt Wien

Vom „Dritten Mann“ zu „Mission: Impossible“: Wien ist als Filmdrehort international begehrt. Und bietet zudem eine vielfältige Kinolandschaft und interessante Filmfestivals.

Das Riesenrad, das unterirdische Kanalsystem und die Zitherklänge von Anton Karas: „The Third Man“ („Der dritte Mann“) ist einer der bekanntesten Filme, in denen Wien eine Hauptrolle spielt. Das Meisterwerk des britischen Kinos aus dem Jahre 1949, nach dem Drehbuch von Graham Greene und unter der Regie von Carol Reed, zeigt auf ungeschönte Weise das zerstörte Wien der Nachkriegszeit. Heute gibt es in der Stadt ein eigenes Dritte Mann Museum sowie Führungen zu den Drehorten inklusive Abstieg in die Kanalisation. In den Wiener Untergrund führte 1973 auch der US-Agententhriller „Scorpio“, in dem sich Cross (Burt Lancaster) und Jean „Scorpio“ Laurier (Alain Delon) eine Verfolgungsjagd auf einer U-Bahn-Baustelle am Wiener Karlsplatz liefern. In „The Living Daylights“ (1987) mit Timothy Dalton als James Bond 007 werden am Riesenrad Küsse ausgetauscht und Fiakerfahrten durch den Schönbrunner Schlosspark unternommen. Geküsst wird auch in „Before Sunrise“ (1995) von Richard Linklater. Der Film zeigt die Liebesgeschichte zwischen dem Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) und der Französin Celine (Julie Delpy), die gemeinsam einen Tag und eine Nacht in der österreichischen Hauptstadt verbringen.

Wien ist als Filmkulisse besonders begehrt, wenn es um die Atmosphäre des Fin de siècle geht. Für „Klimt“ (2006), Raoul Ruiz‘ Filmporträt des berühmten Wiener Jugendstil-Malers Gustav Klimt mit John Malkovich und Veronica Ferres, wurde z. B. im Café Central in der Innenstadt gedreht. In „A Dangerous Method“ (2011) von David Cronenberg essen Sigmund Freud (Viggo Mortensen) und C. G. Jung (Michael Fassbender) Sachertorte mit Schlag im Café Sperl und spazieren durch den Park des Belvedere. „Woman in Gold“ (2015, Regie Simon Curtis, mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Katie Holmes) über die US-Kunstsammlerin Maria Altmann und fünf Klimt-Gemälde aus dem Belvedere, die 2006 an sie restituiert wurden, zeigt u. a. Konzerthaus, Rathaus und Akademie der Bildenden Künste.

Eine der internationalen Filmproduktionen in Wien waren die spektakulären Dreharbeiten für „Mission: Impossible 5“ (2015), bei denen Tom Cruise und seine Filmpartnerin Rebecca Ferguson in Abendgarderobe vom Dach der Wiener Staatsoper an der Ringstraße sprangen. Unvergessen sind die kitschig-schönen Wien-Sujets in den „Sissi“-Filmen (1955-57) des Wiener Regisseurs Ernst Marischka. Die legendäre Trilogie um Kaiserin Elisabeth mit der jungen Romy Schneider als Sissi und Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Joseph gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Filmproduktionen und zu den erfolgreichsten Filmen in deutschen und österreichischen Kinos. In Wien wurde z. B. die Hochzeitsszene in der Michaelerkirche gedreht, andere Szenen in den Wiener Rosenhügel-Filmstudios, mit imperialen Originalmöbeln als Requisiten. Diesem Film-Mobiliar widmet das Hofmobiliendepot. Möbel Museum Wien im 7. Bezirk eine eigene Dauerausstellung („Sissi im Film“).

 Vienna Symphonic Library und Synchron Stage Vienna

In der ehemaligen Synchronhalle der Rosenhügel-Filmstudios im 23. Bezirk entsteht derzeit mit der Synchron Stage Vienna einer der führenden Aufnahmeorte für Filmmusik-Produktionen und Orchester-Aufnahmen. Aufgrund ihrer herausragenden akustischen Eigenschaften ist die neue Wiener Synchronhalle den gegenwärtig führenden Scoring Stages in Los Angeles, London oder Berlin mindestens ebenbürtig. Parallel dazu wurde mit dem Synchron Stage Orchestra ein Ensemble aufgebaut, das den hohen Qualitätsansprüchen der Studios und Filmproduzenten gerecht wird. Betrieben wird die Synchron Stage Vienna von der Vienna Symphonic Library, einem auf die Entwicklung von Musiksoftware und Sample Libraries spezialisierten Wiener Unternehmen. Derzeit sind über zwei Millionen Audio-Samples erhältlich, Musikschaffende wie Grammy-Preisträger James Newton Howard nutzen das hochwertige Angebot. Diese mit Abstand größte Ton-Datenbank macht die Vienna Symphonic Library zum Weltmarktführer in ihrem Segment.

 Die Wiener Kinolandschaft

Ob großes Kinocenter oder kleines Filmtheater: Wiens Kinolandschaft ist erfreulich vielfältig. 1902 wurde das erste Kino im Prater eröffnet. Die 1905 gegründeten Breitenseer Lichtspiele im 14. Bezirk bezeichnen sich als „ältestes dauernd bespieltes Kino der Welt“. Wien kann mit rund 30 Kinos und knapp 26.000 Sitzplätzen aufwarten. Neben den meist auf Mainstream ausgerichteten Multiplex-Kinos existiert eine ganze Reihe anspruchsvoller Programmkinos. Einige davon sind historische Schmuckstücke mit Originalausstattung, etwa das 1960 errichtete Gartenbaukino an der Ringstraße mit beeindruckender Großleinwand und 736 Sitzplätzen. Es gilt als eines der schönsten Lichtspielhäuser Wiens und dient dem Filmfestival Viennale als zentrale Spielstätte.

Ebenfalls im Herzen der Stadt, nämlich im Gebäude der Albertina, befindet sich das 1964 gegründete Österreichische Filmmuseum, das gar kein Museum ist: Es zeigt als einzige Ausstellungsstücke Filme in seinem „Unsichtbaren Kino“. Der Kinosaal wurde vom Experimentalfilmer und Künstler Peter Kubelka komplett schwarz eingerichtet, so dass die Architektur zurücktritt und allein der Film dominiert. Darüber hinaus widmet sich das Filmmuseum der Sammlung, Konservierung und Restaurierung filmischer Werke und besitzt einen der weltweit wichtigsten Bestände zum Avantgardefilm.

Mit dem vom Filmarchiv Austria betriebenen Metro Kinokulturhaus wurde 2014 eine weitere Pilgerstätte für Cineasten eröffnet. Neben dem Metro-Kino, einem wunderschönen einstigen Theatersaal, verfügt das neue Kinokulturhaus in der Innenstadt auch über ein kleines Studiokino. Das Filmarchiv Austria ist die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für das audiovisuelle Kulturerbe Österreichs, seine Sammlungen reichen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart und umfassen neben Filmen, Filmprogrammen, Plakaten und Büchern auch eine umfangreiche Gerätesammlung.

Interessante Filme kann man in Wien an vielen schönen Orten genießen, etwa im Filmcasino mit seinem hinreißenden 50er-Jahre-Interieur, im nostalgisch-antiquierten Bellaria-Kino, im hippen Top- oder Schikaneder-Kino, im Burg-Kino, wo jeden Dienstag, Freitag und Sonntag „The Third Man“ in der englischen Originalfassung läuft, im Votivkino, im De France und einigen mehr. Viele Wiener Programm- und Arthouse-Kinos konnten sich dank eines feinen Gastronomieangebots und/oder einer Bar auch als Szenetreffpunkte etablieren. Gute Beispiele dafür sind die Bar im Schikaneder-, Top-, Gartenbaukino und im Filmmuseum sowie das Restaurant „Ludwig & Adele“ im Stadtkino im Künstlerhaus. In den meisten der genannten Kinos sind Filme in Originalversionen zu sehen. Das English Cinema Haydn und zum Teil auch das Burg-Kino haben sich auf englischsprachige Filme spezialisiert.

 Festivals & Sommerkino

300 Spiel-, Dokumentar- und  Kurzfilme in 14 Tagen: Jedes Jahr Ende Oktober findet in der Wiener Innenstadt mit ihren schönen, komfortablen Kinos ein Festival mit urbanem Flair und internationaler Ausrichtung statt, mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland und unter Beteiligung von mehr als 96.000 BesucherInnen. Die Viennale ist Österreichs größtes internationales Filmevent und zugleich eines der akzentuiertesten Filmfestivals im europäischen Zusammenhang. Sie versucht, sowohl ein Publikumsfestival für eine breite, kinointeressierte Öffentlichkeit zu sein, als auch den Stand der internationalen Filmkultur auf hohem ästhetischen und politischen Niveau zu vermitteln und zur Diskussion zu stellen.

Rathausplatz Wien

Der Sommer in Wien gehört den Open-Air-Filmfestivals. Im Juli und August wird der Rathausplatz zum Treffpunkt für Nachtschwärmer, die Kultur gern mit Kulinarik verbinden. Das Musikfilm-Festival serviert zu Musikfilmen von Klassik bis Pop bei freiem Eintritt köstliche Speisen und Getränke. Eine traumhafte Kulisse hat das „Kino unter Sternen“, nämlich die barocke Karlskirche am Karlsplatz. Gezeigt werden von Ende Juni bis Mitte Juli österreichische Spiel- und Dokumentarfilme. Von Ende Mai bis Ende September zieht das beliebte Volxkino als Gratis-open-Air-Kino durch die Wiener Bezirke und bespielt als „Kino am Dach“ auch das Obergeschoss der Hauptbücherei am Gürtel. Im Herbst steht das Jüdische Filmfestival Wien auf dem Programm, das 14 Tage lang Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Animationsfilme mit jüdischer Thematik zeigt.

 Service & Förderung: Vienna Film Commission und Filmfonds Wien

Die 2009 gegründete Vienna Film Commission ist für alle Filmschaffenden die zentrale Service- und Beratungsstelle in Wien. Als Einrichtung der Stadt unterstützt sie nationale und internationale Filmproduktionen bei Dreharbeiten in Wien. Sie hilft u. a. bei Ansuchen um Drehgenehmigungen sowie bei der Suche nach geeigneten Motiven, Locations und Servicepartnern in der Filmbranche. Darüber hinaus betreibt die Vienna Film Commission gezieltes internationales Lobbying für den Drehort Wien. Die Webseite www.viennafilmcommission.at  bietet eine umfangreiche Motiv- und Branchen-Datenbank.

Vorrangiges Ziel des Filmfonds Wien ist es, Wien als Film- und Medienstandort sowie als Drehscheibe des internationalen Filmschaffens zu stärken. Die Filmförderungsstelle der Stadt Wien vergibt Zuschüsse für Projektentwicklung, Herstellung und Verwertung von Filmen. Die eingereichten Projekte werden nach ihrer kulturellen, künstlerischen und filmwirtschaftlichen Bedeutung für Wien beurteilt.

Adressen:

Dritte Mann Tour, www.drittemanntour.at

Dritte Mann Museum, Pressgasse 25, 1040 Wien, www.3mpc.net

Hofmobiliendepot. Möbel Museum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien, www.hofmobiliendepot.at

Synchron Stage Vienna, Engelshofengasse 2, 1230 Wien, www.vsl.co.at

Vienna Symphonic Library, Draschestraße 89, 1230 Wien, www.vsl.co.at

Breitenseer Lichtspiele, Breitenseer Straße 21, 1140 Wien, www.bsl-wien.at

Gartenbaukino, Parkring 12, 1010 Wien, www.gartenbaukino.at

Österreichisches Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien, www.filmmuseum.at

Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien, www.metrokino.at

Filmcasino, Margaretenstraße 78, 1050 Wien, www.filmcasino.at

Stadtkino im Künstlerhaus, Akademiestraße 13, 1010 Wien, www.stadtkinowien.at

Bellaria-Kino, Museumstraße 3, 1070 Wien

Topkino, Rahlgasse 1, 1060 Wien, www.topkino.at

Schikaneder-Kino, Margaretenstraße 22-24, 1040 Wien, www.schikaneder.at

Burg-Kino, Opernring 19, 1010 Wien, www.burgkino.at

Votivkino, Währinger Straße 12, 1090 Wien, www.votivkino.at

De France, Schottenring 5, 1010 Wien, www.votivkino.at

Viennale, www.viennale.at

Musikfilm-Festival, Rathausplatz, 1010 Wien, www.filmfestival-rathausplatz.at

Kino unter Sternen, Karlsplatz, 1040 Wien, www.kinountersternen.at

Volxkino, www.volxkino.at

Jüdisches Filmfestival Wien, www.jfw.at

Vienna Film Commission, Karl-Farkas-Gasse 18, 1030 Wien, www.viennafilmcommission.at

Filmfonds Wien, Mariahilfer Straße 76/1/10, 1070 Wien, www.filmfonds-wien.at


Empfehlenswerte Feste & Festivals

 Wiener Festwochen

Mit einem riesigen Fest auf dem Rathausplatz beginnt alljährlich ein Festival, das Kulturereignisse auf höchstem Niveau mit gesellschaftsrelevanten Inhalten und Zielen verbindet.

Wien ist eine der führenden Kulturmetropolen der Welt. Die Wiener Festwochen haben in den 60 Jahren ihres Bestehens einen gewichtigen Platz als innovatives Festival mit internationalen Kooperationen erobert. Quer durch alle Sparten – Oper, Schauspiel, Konzert, Performances und Installation – werden zahlreiche Orte in der ganzen Stadt bespielt. Ob MuseumsQuartier – eines der zehn größten Kulturareale weltweit –, Theater an der Wien, Musikverein, Schauspielhaus oder die Märkte und Plätze der Stadt. Klassisches, Zeitgenössisches oder klassische Moderne in Oper und Konzert, legendäre Theatermarathons oder die Wiener Sängerknaben im Gemeindebau gehören ebenso zum Programm wie die alljährliche Reihe „Into the City“, deren Ziel es ist, unterschiedliche Communitys in Wien anzusprechen und in das kulturelle Treiben der Stadt einzubeziehen.

www.festwochen.at

Musikverein in Wien

wean hean

 Kein stures Bewahren, sondern die Weiterentwicklung des Wienerliedes forciert das Wienerliedfestival weanhean im Mai.

Es ist Pionieren wie Roland Neuwirth zu verdanken, dass sich – wie die Stadt Wien selbst – auch das Wienerlied der Welt öffnete. Von Jazz über Blues, Pop und Soul bis Klassik reichen heute die Einflüsse. Und dabei hat es nichts von seiner Anarchie, dem schrägen Witz, dem Widerspruchsgeist und seinen Ecken und Kanten eingebüßt. Neurotische Nabelschau ist aber weiterhin erlaubt, und so kommt das Wienerlied schon einmal im Freud-Museum auf der Couch zu liegen. Ansonsten aber wird weit über den Tellerrand geblickt. Da erklingt das Wienerlied auch einmal in serbischer Sprache im Siebenvierteltakt oder als klassische Reggaenummer, oder die Programmgestalter gehen unter dem Titel „Daham im Hamam“ eine Städtepartnerschaft mit Istanbul ein.

www.weanhean.at

Internationales Akkordeonfestival Wien

 Die nahezu unbegrenzte Vielfalt der Idiome dieses anarchischen Instrumentes gibt beim Internationalen Wiener Akkordeonfestival im Februar und März den Ton an.

Akkordeon, Ziehharmonika, Quetschkommode, Schifferklavier, Handorgel: Die Vielfalt der Namen verweist auf die Vielfalt der Bauarten und Idiome des Instrumentes, das einen Monat lang im Mittelpunkt des Akkordeonfestivals steht. Übrigens: Von Wien aus trat das Akkordeon seinen Siegeszug um die ganze Welt an, wo es Einzug in die unterschiedlichsten Volksmusiken fand. Schräges Wienerlied erklingt denn auch beim Akkordeonfestival Wien, ebenso wie Klezmer, Musette und Zydeco. Dazu werden Blues, Chanson, Modern Music und Jazz von Musikern aus der ganzen Welt in Kirchen, Theatersälen, einem Schutzhaus und in Clubs zu Gehör gebracht. Und im ehrwürdigen Filmcasino werden bei sonntäglichen Matineen legendäre Stummfilme von Livemusikern zeitgemäß vertont.

www.akkordeonfestival.at

Blue Bird Festival

 Die Wiener Singer/Songwriter-Szene präsentiert sich jedes Jahr gemeinsam mit internationalen Größen auf einem kleinen, aber äußerst feinem Festival.

Ende November finden sich jedes Jahr in Wien Musikliebhaber zu einem sehr speziellen Event ein: dem Blue Bird Festival der Vienna Songwriting Association. Die dreitägige Veranstaltungsreihe befasst sich mit zeitgemäßen Formen des Songwritings wie Antifolk, Weird Folk und Americana – und in diversen Szene-Locations finden kleine, feine Konzerte statt. Der Schwerpunkt des Blue Bird Festivals liegt auf der heimischen Singer/Songwriter-Szene, die in den letzten Jahren regelrecht explodierte und Szene-Stars wie Marilies Jagsch, Tini Trampler, Ernst Molden und Clara Luzia hervorbrachte. Das Festival-Programm präsentiert sich vielfältig und hochwertig, von charmantem Neo-Folk bis hin zu Experimenten mit elektronischen Sounds.

www.myspace.com/bluebirdvienna

www.songwriting.at

ImPulsTanz

Tausende professionelle Tänzer, Choreograph, Lehrer und Studierende aus aller Welt verwandeln Wien fünf Wochen lang in die Tanzhauptstadt der Welt.

Als sich Ende des 18. Jahrhunderts die Paare auf den Tanzflächen der Wiener Vorstadt im Dreivierteltakt zu drehen begannen, galt das noch als anstößig. Aber das konnte den Siegeszug des Wiener Walzers um die ganze Welt nicht aufhalten. Die Hauptstadt des Walzers ist Wien geblieben, was unzählige Tanzende zum Jahreswechsel lebhaft unter Beweis stellen. Und natürlich ist der Walzer auch der Eröffnungstanz des Wiener Opernballs, wenn es alljährlich wieder heißt: „Alles Walzer!“

Dass Wien aber auch im 21. Jahrhundert eine Weltmetropole des Tanzes ist, verdankt es dem Festival ImPulsTanz. Wim Vandekeybus, Marie Chouinard und Mark Tompkins brachten hier schon ihre Werke zur Aufführung und sind mit dem inzwischen größten Tanzfestival Österreichs weiterhin verbunden. Außerdem sieht sich das Festival der Förderung zeitgenössischen Tanzes verpflichtet. So wurde 1996 das Projekt danceWEB ins Leben gerufen. Die Vernetzung europäischer Tanzinstitute soll künftigen Tänzern und Choreographen Orientierung bieten und ihre künstlerische Laufbahn mithilfe von Stipendien, Fortbildungsprogrammen und Koproduktionen unterstützen.

Einen Monat lang zeigt ImPulsTanz 40 Produktionen, unter anderem im MuseumsQuartier, im Schauspielhaus und im Akademietheater. 80 Dozenten leiten an die 200 Workshops mit über 5000 Kursbuchungen und 3000 Studenten. In der Serie [8:tension] trifft zeitgenössischer Tanz auf zukunftsweisende Produktionen von Newcomern. So ist ImPulsTanz auch nach über zwanzig Jahren der steten Suche nach neuen Trends und Tendenzen dem zeitgenössischen Tanz treu geblieben.

Termin: Juli / August

www.impulstanz.com

Weitere Festivaltipps:

www.viennajazz.org
www.donaufestival.at


Alles Walzer: Österreichs Ballkultur

Allein in Wien, der Hauptstadt der Bälle, wird auf 400 Veranstaltungen getanzt. Jeder einzelne Ball ist dabei einzigartig. So etwa der Wiener Kaiserball zu Silvester mit seinem imperialen Flair – nicht nur wegen der kaiserlichen Kulisse der Hofburg. Die Idee dieses Events geht auf den Hofball zurück, der während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. veranstaltet wurde.

Zwei traditionelle Bälle zelebrieren indessen die österreichische Alltagskultur: der Kaffeesiederball die unverkennbare Wiener Kaffee-, der Zuckerbäckerball die Mehlspeisen-Kultur. Die Hochkultur ist vor allem bei zwei anderen Tanzveranstaltungen spürbar: beim Wiener Philharmonikerball im Wiener Musikverein und beim Opernball in der Staatsoper. Letzterer ist eine der berühmtesten Ballveranstaltungen in Mitteleuropa – mit viel Pomp und Prominenz.

Etwas weniger pompös sind die anderen großen Bälle in Wien oder Graz. Gemeinsam ist den meisten Veranstaltungen eines: Die höfischen Sitten der Kaiserzeit werden noch heute zelebriert – mit Eröffnungsfanfare, Einzug der Debütantinnen und Debütanten und dem Ausruf „Alles Walzer“! Der Kontrast zu diesen bürgerlichen Traditionen ist der extravagante und mittlerweile weltbekannte Life Ball in Wien mit seinen ausgefallenen Kostümen.

Die wichtigsten Bälle

 Österreichweite Ballübersicht
www.ballkalender.cc

Lückenloses Ballverzeichnis
www.ballkalender.com

Life Ball – Karten unbedingt rechtzeitig reservieren

Der jährlich im Wiener Rathaus stattfindende Life Ball ist Europas größte Aids-Benefiz-Veranstaltung. Organisiert wird der Life Ball jedes Jahr vom Wiener Gerald „Gery“ Keszler, der dieses bunte Treiben 1992 erfunden und 1993 erstmals im Wiener Rathaus einer breiten Öffentlichkeit präsentieren konnte. Keszler, ein ehemaliger Opalschürfer, Zirkuskoch und angesehener Visagist für internationale Top-Designer wie Vivienne Westwood oder Jean-Paul Gaultier, lässt sämtliche Erlöse des Life Balls Organisationen zukommen, die diese zur Bekämpfung von HIV und Aids einsetzen.

Der Dresscode beim Life Ball ist immer wieder anders, in jedem Fall aber exhibitionistisch, glamourös und vor allem provokant. Es gilt: Je schriller der Auftritt, desto besser. Obligatorisch ist auf jeden Fall eine opulente, kreative Haartracht und ebensolches Bodystyling – Glam und Glitter ohne Ende, Auffallen um jeden Preis. Wie wichtig den Organisatoren das optische Erscheinungsbild ihrer Gäste ist, zeigt übrigens die Tatsache, dass opulent und schrill gekleidete Besucher günstigere Eintrittskarten erhalten als jene, die in herkömmlicher Abendgarderobe erscheinen.

Als glamouröse (und lukrative) Charity-Veranstaltung ist der Life Ball weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Alljährlich berichten TV-Stationen und mehr als 500 Medienvertreter aus dem In- und Ausland von der exaltierten Show. Es gibt eine Life-Ball-Sonderbriefmarke, einen Life-Ball-Song und vor allem jedes Jahr prominente Gäste: zum Beispiel Elton John, Sharon Stone oder Designer wie Vivienne Westwood, Gianfranco Ferré oder Donatella Versace. Letztere zählen übrigens zu jenen Modeschöpfern, die bereits die Life-Ball-Modeschau – exklusiv für diese Veranstaltung – ausrichteten.

Offizielle Seite des Life Balls: www.lifeball.org


Der Wiener Opernball

Der Ball der Bälle findet in der Wiener Staatsoper statt. Er ist der große Treffpunkt von Kultur, Wirtschaft und Politik aus dem In- und Ausland. Seit einer Reihe von Jahren wird immer mehr Wert darauf gelegt, dass die KünstlerInnen der Staatsoper im Vordergrund stehen, als Sänger wie als Ballgäste. Sie verleihen dem Ball ein besonderes Flair. Natürlich wird dieses Medienspektakel vom Fernsehen live übertragen: vom Eintreffen der Gäste am Red Carpet über die festliche Eröffnung bis zu den vielen Interviews mit Prominenten. Die Kulisse des Opernballs ist einmalig. Palmen und üppige Blumengestecke zieren die prunkvolle Feststiege und das Foyer der Staatsoper.

Mit Tausenden von Blumen ist auch der Ballsaal geschmückt. Kaum vorstellbar, dass hier drei Abende zuvor noch eine Opernvorstellung stattfand. Gleich nachdem der Vorhang gefallen ist, beginnen rund 500 Facharbeiter und Helfer mit dem Umbau des 50 Meter langen Saals. Die Sitzplätze im Parkett werden abmontiert. Über den Orchestergraben hinweg wird in Bühnenhöhe auf einem Gerüst ein Tanzboden verlegt. Statt der sonst üblichen Bühnenkulissen entstehen hier drei Etagen von Bühnen-Logen, um eine Symmetrie zu den Logenrängen im Zuschauerraum herzustellen. Innerhalb von gut 30 Stunden entsteht so ein harmonisch-einheitlicher, festlich in Gold schimmernder Ballsaal.

Die Eröffnung nur dieses Balles wird als Staatsakt zelebriert. Es ist wie zu Zeiten Kaiser Franz Josephs: Unter Fanfarenklängen erscheinen, mit allen Orden geschmückt, das Staatsoberhaupt und die österreichische Bundesregierung in der Mittelloge der Staatsoper. Genau an jenem Ort, der einst dem Kaiser vorbehalten blieb. Stehend lauschen die über 5.000 BesucherInnen des Opernballs – in großer Abendrobe oder im Frack – den Klängen der österreichischen Bundeshymne und der Europahymne.

 Adressen:

Silvesterball in der Hofburg

Am letzten Tag des Jahres lädt die Hofburg Vienna mit ihrem Silvesterball zum spektakulären Auftakt in die Ballsaison. In den prachtvoll geschmückten Festsälen der ehemaligen kaiserlichen Winterresidenz wird das Neue Jahr mit beschwingten Melodien von Walzer bis Jazz und mit Stars aus der Ballett- und Opernwelt stilvoll begrüßt: die Damen im bodenlangen Abendkleid, die Herren in Frack oder Smoking. Ein feines Galadiner, verschiedene Silvesterbuffets und schicke Bars verwöhnen die Gäste des Hofburg Silvesterballs kulinarisch.

Die Inszenierung zu Mitternacht ist prächtig: Unter das Läuten der mächtigen Pummerin im Stephansdom mischen sich die traditionellen Klänge des Donauwalzers, verbunden mit dem atemberaubenden Anblick des Feuerwerks über dem Halbrund der Hofburg am Heldenplatz. Anschließend folgt auch hier in den imperialen Prunkräumen die Publikumsquadrille.

Hofburg Silvesterball, 31.12., Hofburg, Heldenplatz, 1010 Wien, www.hofburgsilvesterball.com

Pilharmonikerball

Für viele WienerInnen ist nicht der Opernball, sondern der Philharmonikerball das Juwel aller Bälle. Wird er doch seinem Ruf gerecht, ein Ball von Künstlern für Künstler zu sein, etwas kleiner und mit weniger Medienpräsenz, aber doch mit hochkarätigen Gästen.

Das weltberühmte Orchester der Wiener Philharmoniker gibt seinen Ball in dem von vielen als schönster Konzertsaal der Welt gefeierten „Goldenen Saal“ des Musikvereins, der durch die fast weltweiten TV-Übertragungen des Neujahrskonzerts allseits bekannt ist. Die Wiener Philharmoniker spielen selbst nur zur Eröffnung. Zum Einzug der Ehrengäste beginnen sie mit der Fest-Fanfare, die Richard Strauss extra für diesen Ball komponiert hat. Doch dann überlassen sie anderen Kapellen das Feld – schließlich ist es ihr Ball, auf dem sie selbst tanzen wollen. Es ist vor allem ein Abend für die Philharmoniker selbst, ihre Freunde und Gönner. Schon lange im Voraus ist der Ball ausverkauft.

In der heißen Schlussphase der Ballsaison häufen sich die Traditionsbälle. Sie treten meist in der gleichen zeitlichen Reihenfolge an: Dabei bleibt unumstößlich der letzte Donnerstag im Fasching dem Opernball vorbehalten. Am nächsten Tag folgen der BonbonBall und der Ball der Wiener Kaffeesieder, am Samstag der Juristen-Ball sowie am Faschingsmontag die Rudolfina-Redoute.

Ball der Wiener Philharmoniker, Musikverein, Musikvereinsplatz 1, 1010 Wien, www.wienerphilharmoniker.at

BonbonBall

Der süßeste Ball in Wien ist zweifelsohne der BonbonBall. Er findet im prunkvollen Wiener Konzerthaus statt, dessen Hausherren die Wiener Symphoniker sind. In den vier Sälen können 4.000 Gäste tanzen. Aus den weiblichen Ballbesuchern wählt eine Jury die „Miss Bonbon“, die dann auf einer großen Stahlzeigerwaage mit Süßigkeiten aufgewogen wird – als Spende für einen sozialen Zweck. Zwar gibt es auch hier Debütantinnen in Weiß, doch insgesamt sind die Kleidervorschriften nicht so streng, und es genügt im Gegensatz zu Opern- und Philharmonikerball elegante Abendkleidung.

BonbonBall, Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, www.bonbonball.at

Wiener Kaffeesieder-Ball

 Da will es der angesehene Ball der Wiener Kaffeesieder schon etwas feierlicher. Bei den Einheimischen genießt er mit seiner besonderen Wiener Note hohe Wertschätzung und gilt fast schon als kleiner Opernball. Als einziger Ball findet er in allen Sälen der Hofburg statt, auch in den Redoutensälen sowie dem eleganten Dachfoyer mit Blick auf das nächtliche Wien. Mit rund 6.000 Gästen ist er der größte Nobelball im Fasching. Das Eröffnungsprogramm der Kaffeesieder braucht einen Vergleich mit dem Opernball nicht zu scheuen: Die Debütantinnen erscheinen ebenso elegant. Auch hier tritt das Wiener Staatsopernballett auf, begleitet vom Wiener Opernball Orchester.

Ball der Wiener Kaffeesieder, Hofburg, 1010 Wien, www.kaffeesiederball.at

Juristen-Ball

 Veranstalten die Kaffeesieder ihren Ball erst seit 1956, so kann der Juristen-Ball schon auf eine etwa zweihundertjährige Tradition zurückblicken. Eröffnet wird er, wie kann es anders sein, vom österreichischen Justizminister. Der klassisch-elegante Ball ist inzwischen zu einem Treffpunkt von JuristInnen aus aller Welt geworden. Manche internationale Organisationen halten daher ihre Tagungen im terminlichen Umfeld zu diesem Ball ab.

Juristen-Ball, Hofburg, 1010 Wien, www.juristenball.at

Johann-Strauss-Ball

 Seit 2002 gibt es den Johann-Strauss-Ball, der verstärkt auch TouristInnen das stilvolle Wiener Ballvergnügen nahe bringen will. Er findet an historischer Stelle statt, im Kursalon Wien im Stadtpark, in dem die Gebrüder Strauss große musikalische Erfolge feierten. Das Besondere: Der Abend schließt ein dreigängiges Galadinner ein sowie einen Tanzworkshop, der auch in die Geheimnisse des Dreivierteltaktes einführt.

Johann-Strauss-Ball, Kursalon Wien, Johannesgasse 33, 1010 Wien, www.johannstraussball.com

Ebenfalls im Kursalon Wien starteten 2016 die Wiener Sängerknaben eine Premiere: Sie veranstalten ihren ersten eigenen Ball. Da sie als die „singenden Botschafter“ Österreichs gelten, übernimmt das Außenministerium die Schirmherrschaft. Gemäß dem Motto „Musik kennt keine Grenzen“ wollen die Sängerknaben bei diesem Ballereignis Bosnien und Herzegowina eine Stimme geben. Erwartet werden zahlreiche Gäste und Freunde aus Kunst und Kultur mit Kurzauftritten. Die Eröffnung wird stilvoll sein, zeichnet dafür doch die renommierte Tanzschule Elmayer verantwortlich, die lange Jahre die Opernball-Eröffnung organisiert hat.

Ball der Wiener Sängerknaben, Kursalon Wien, Johannesgasse 33, 1010 Wien, www.muth.at, http://ball.wsk.at

Rudolfina-Redoute in der Hofburg

Der letzte der großen Faschingsbälle ist die Rudolfina-Redoute am Rosenmontag in der Hofburg. Sie wird veranstaltet von der katholischen farbentragenden Studentenverbindung Rudolfina, deren Balltradition bis in die Monarchie zurückreicht. Von den früher so zahlreichen Maskenbällen ist nur noch diese Redoute übrig geblieben. Die Herren erscheinen in Frack oder Smoking, Mitglieder der Verbindung mit Band und „Deckel“, wie die Kopfbedeckung heißt. Die Damen im großen Abendkleid, viele mit einer die Augen bedeckenden Maske, im Stil der „Fledermaus“-Operette. Dies gibt ihnen den ganzen Abend das Vorrecht der Damenwahl – bis zur Demaskierungsquadrille um Mitternacht. Danach herrscht bis zum Ballende um fünf Uhr Damen- und Herrenwahl.

Rudolfina-Redoute, Hofburg, 1010 Wien, www.rudolfina.at


Wiener Sommerbälle und Charity-Events

Zwei elegante Sommerbälle haben die Aufmerksamkeit der Wiener Gesellschaft: zum einen der schon 150 Jahre alte Concordiaball. Walzerkönig Johann Strauss widmete dem Presseclub Concordia eine Reihe seiner weltberühmten Walzer, die selbstverständlich bei dem Ball im Festsaal des Rathauses aufgeführt werden. Mehr als 2.500 Gäste kommen zum Branchenball der JournalistInnen, unter ihnen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Die Concordia zelebriert das gesellschaftliche Ereignis in echter Wiener Balltradition auf hohem Niveau.

Noch anspruchsvoller ist die noch sehr junge Wiener Ballkreation Fête Impériale Sie wurde initiiert von der Leiterin der Spanischen Hofreitschule, der früheren Opernball-Organisatorin Elisabeth Gürtler. Die Reitbahn der Winterreitschule, wo sonst die Lipizzaner tanzen, verwandelt sich im Juni jeden Jahres in ein großflächiges Tanzparkett. Schon Kaiserin Maria Theresia nutzte diese Räumlichkeiten für Hoffeste. Auch die Stallburg, der älteste Renaissancehof der Stadt, wird zur Tanzfläche, und die Sommerreitschule lädt zum Flanieren im Freien ein. Das rauschende Sommerfest hat in Niveau und Stil etwas vom Opernball – natürlich mit Eröffnungskomitee und Mitternachtsquadrille – und stellt den gelungenen Versuch eines Crossover aus Tradition und Moderne dar. Mit diesem Konzept hat die Fête Impériale sofort einen renommierten Platz im Wiener Ballkalender gefunden. Der Reinerlös des Balls unterstützt den Erhalt und die Zucht der Lipizzaner, der ältesten Kulturpferderasse Europas.

In einem etwas anderen Dreivierteltakt, doch nicht minder festlich, feiert das schwule und lesbische Wien den Fasching. Der schillernde Regenbogenball, der eine Benefizveranstaltung ist, findet seit 1998 im historischen Ambiente des Parkhotels Schönbrunn statt. Lesben, Schwule und Transgender-Personen zelebrieren ebenfalls in festlicher Abendrobe den traditionellen Einzug des Komitees und um Mitternacht die schweißtreibende Publikumsquadrille. Eingeladen sind auch alle heterosexuellen Freundinnen und Freunde zum „Mitschweben“. Ein weiterer glamouröser Höhepunkt ist der Rosenball, zu dem die Gay-Community mit House- und Disco-Musik in den Kursalon Wien einlädt. Hier gilt nur eine Kleidervorschrift: auf jeden Fall auffallen.

Auch Charity-Events bereichern die Wiener Ballszene. Unter dem Motto „In 80 Bällen um die Welt“ stellt der Wiener Rotkreuz-Ball in den Festräumen des Rathauses den weltumspannenden Gedanken des Helfens in den Mittelpunkt. Ebenfalls im Rathaus findet der Wiener Flüchtlingsball unter dem Ehrenschutz des Bürgermeisters mit einem multikulturellen Musikangebot statt. Der Erlös hilft Flüchtlingen im Wiener Integrationshaus. Der international Beachtung findende Life Ball (siehe oben) im Frühsommer, der diverse Aids-Hilfsorganisationen unterstützt, ist auch ein großes Modeereignis in und vor dem Rathaus.


Wiens schwule und lesbische Kultur

Wiens vielfältiges lesbisches Leben floriert dank der langen Tradition und der gemütlichen Atmosphäre der Stadt. Heute hat Wien eine lebendige lesbische Szene, eine großartige Café- und Restaurantkultur und bietet die Möglichkeit, auf Schritt und Tritt spannende historische lesbische Bezüge zu entdecken.

Lesbische Geschichte und Geschichten

 Das Stadtbild zeigt manchmal und verbirgt oftmals die lesbischen Geschichten und Geschichte. Egal ob in den Museen oder Galerien, wo es lesbische Referenzen zu entdecken gibt, den Opernhäusern oder Konzertsälen, immer schon gern besuchte und auch bespielte Orte von und für Lesben, bis zu den Cafés und Bars, in deren Räumen viele lesbische Geschichten entstanden sind, um dann erzählt und geschrieben zu werden.

Im Haus Habsburg, welches über Jahrhunderte Österreich regierte, gab es lesbische undschwule Leidenschaften, auf Sigmund Freuds Couch lagen lesbische Patientinnen und auf Wiens zahlreichen Bühnen trat eine große Zahl von lesbischen Schauspielerinnen und Sängerinnen auf, die die Herzen des gesamten, nicht nur des lesbischen Publikums, höher schlugen ließen.

In der Vielfalt der Erzählungen über die einstige Habsburg-Monarchie berührt die Geschichte – in Briefen der Nachwelt überliefert – der großen Leidenschaft zwischen Isabella von Parma, der Gattin Joseph II., und ihrer Schwägerin Marie Christine. Im 19. Jahrhundert entstand schon ein Kult – oftmals von Frauen getragen – um Kaiserin Sisi. Das vielbesuchte Sisi Museum in der Wiener Hofburg zeigt, dass sie auch noch heute viele Herzen höher schlagen lässt. Erwähnenswert ist auch Erzherzog Ludwig Viktor, in der Familie Luziwuzi genannt, der schwule jüngste Bruder Kaiser Franz Josephs, von dem viele hinreißende Fotografien in Damenkleidung erhalten sind.

Auf der Couch (das Original befindet sich im Londoner Freud-Museum) des weltberühmten Professor Freud lag nicht nur seine eigene Tochter Anna, die bis zur erzwungenen Emigration aus Wien 1938 im Elternhaus in der Berggasse wohnte, in dem auch ihre Lebensgefährtin Dorothy Burlingham eine Wohnung gemietet hatte, sondern auch eine Reihe lesbischer Frauen. Unter ihnen Margarete Csonka, deren Analyse Sigmund Freud 1920 in seinem Aufsatz über die Psychogenese weiblicher Homosexualität beschrieb.

Schon im Wien der 1920er-Jahre tummelte sich wie in anderen europäischen Metropolen lesbische Prominenz, allerdings wegen der ständig drohenden Kriminalisierung immer unter dem Mantel der völligen Verschwiegenheit. An der Wiener Staatsoper traten Sängerinnen wie Lotte Lehmann auf, auch die Balletteusen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr tanzten gemeinsam auf dieser Bühne sowie in Wiens berühmten Revuetheater Tabarin in der Annagasse im 1. Bezirk. Dorthin kam auch die Berliner Nackttänzerin Anita Berber, die mit ihren Auftritten im Wiener Konzerthaus Furore machte. Dort  vergnügten sie sich mit ihren Liebhaberinnen – unter ihnen die stadtbekannte Leonie von Puttkamer, der großen Liebe von Freuds Patientin Margarete Csonka –, aber auch in der Bar des Parkhotels Schönbrunn, heute Austragungsort des jährlich stattfindenden Wiener Regenbogenballs.

Als der Komponist Alban Berg in den späten 1920ern begann, an seiner Oper Lulu zu arbeiten, hatte er hinsichtlich der Figur der lesbischen Gräfin Geschwitz möglicherweise seine Schwester Smaragda, selbst eine leidenschaftliche Musikerin, vor Augen, die seit Jahren offen ihre Frauenbeziehungen lebte und die, für die damalige Zeit wohl eher unüblich, ihre lesbischen Neigungen freimütig kundtat.

Gegenüber vom Revuetheater Tabarin lebte ab den späten 1930er Jahren die Volkstheater-Schauspielerin Dorothea Neff, die von 1942 bis zum Kriegsende Lilly Wolff, ihre jüdische Freundin, in ihrer Wohnung versteckte. Erst in den späten 1970er-Jahren, nach der Abschaffung des § 129, erzählte Dorothea Neff über diese Zeit. Die Politikerin Rosa Jochmann, Überlebende des Frauen-KZs Ravensbrück und langjährige Vorsitzende der Sozialistischen Frauen, thematisierte ihre Frauenbeziehungen genauso wenig wie Anfang der 1990er-Jahre die erste österreichische Frauenministerin Johanna Dohnal. Erst nach dem Rückzug aus der Politik und in einem in der Zwischenzeit geänderten politischen Klima zeigte sich Johanna Dohnal mit ihrer Lebensgefährtin in der Öffentlichkeit.

Die interessantesten Events und Highlights

Einmalig ist der während der Ballsaison stattfindende Wiener Regenbogenball, der einen prominenten Platz in Wiens Ballkalender einnimmt. Alljährlich eröffnet wird dieser vom Eröffnungskomitee gleichgeschlechtlicher Tanzpaare, gefolgt von einer turbulent-schrillen Einlage der einzigen queeren Tanzformation Les Schuhschuh. Überhaupt spielt Standardtanzen eine wichtige Rolle für viele Lesben. Das ganze Jahr über finden wöchentliche, für alle zugängliche Frauentanzabende im Café Gugg statt. Dort wird nicht nur für den Ball geübt und viel gefeiert, hier trifft sich auch das Tänzerinnenteam, das das alljährliche internationale gleichgeschlechtliche Tanzturnier Vienna Dance Contest organisiert. Laut Mitorganisatorin Raphaela Grabmayr „eines der bekanntesten und beliebtesten Tanzevents in der internationalen LGBT-Standard-Tanzszene“.

In Wien gibt es seit 1996 eine jährliche Regenbogenparade, die von Anfang an auf der Wiener Ringstraße stattfand und als Ort der Begegnung und der Schaustellung genutzt wird. 2001 fand in Wien zum ersten Mal Europride statt, das Rahmenprogramm zeigte die große kulturelle Vielfalt der Wiener Szene. Seit fünf Jahren gibt es in den Tagen vor der Regenbogenparade ein Pride Village, wo eine große Zahl von Vereinen, Geschäften und politischen Parteien ihre Pläne, Ideen und Produkte präsentieren.

Regenbogenparade und Regenbogenball werden seit einigen Jahren von der HOSI Wien organisiert, die seit der Eröffnung des Vereinslokals Gugg ein beliebter Ort für Veranstaltungen verschiedenster Gruppen geworden ist. Wer lesbische Geschichte recherchieren will, kann dies im QWIEN Archiv und im Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung Stichwort tun, an den Wiener Universitäten erfolgt seit vielen Jahren Erforschung und Lehre von lesbischen, frauenbewegten und queeren Biografien Texten und Einrichtungen. Die europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft L’Homme hat hier ebenso ihren Sitz wie die Sammlung Frauennachlässe.

Lesbische Autorinnen und ihr Publikum treffen sich bei Lesungen in den Buchhandlungen Löwenherz und ChickLit. Löwenherz, die Buchhandlung für Schwule und Lesben, liegt in der Berggasse im 9. Bezirk, gleich neben dem Traditions-LGBT-Café Berg, und hat ein großes Sortiment an lesbischer Lektüre.

Die lange Unterdrückung und Kriminalisierung hat trotz all der Unterschiede Orte des gemeinsamen Widerstands und der gemeinsamen Lebensfreude geschaffen. Im Café Fett + Zucker beim beliebten Karmelitermarkt lässt sich im queeren Ambiente hervorragend Kuchen essen. Regelmäßige Clubbings für Lesben werden von g.spot und Las Chicas an wechselnden Orten in Wien organisiert. Die Diversität innerhalb der Szene drückt sich auch in der Gründung von MiGay, der Plattform für queere Migrant_innen und ORQOA, der Oriental Queer Organisation, aus. Gehörlose Lesben, Schwule und Transgender haben sich in queer as deaf zusammengeschlossen, an verschiedenen Religionen Interessierte tauschen sich in der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexualität und Glaube auseinander, jüdische weiters in der Gruppe Re’uth.

Um Bewegung geht es den vielen lesbischen Sportlerinnen. Der Frauenfußballverein BALLerinas, inzwischen 15 Jahre alt, veranstaltete die queer-feministische FußBALLade, an der eine große Zahl von Teams teilnahm. Die Kraulquappen sind Österreichs einzige LGBTI-Schwimmtrainingsgruppe (prominenteste Mitschwimmerin ist Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments) und Mitveranstalterinnen von Viva Vienna Valentine, einer dreitägigen Sport- und Party-Veranstaltung für Queers und ihre Freund_innen. Bereits seit 1990 spielen Lesben und Freundinnen Volleyball im Verein, der inzwischen Vienna’s Queer Melange heißt.

Zu erwähnen wären noch berufliche Vereinigung, wie jene von LGBTI-Lehrer*innen und das seit zehn Jahren bestehende Netzwerk der Queer Business Women, das sich für mehr Sichtbarkeit von Lesben im Geschäftsleben einsetzt. Und natürlich das alle zwei Jahre stattfindende queere Filmfestival Identities. Es wurde vor mehr als 20 Jahren von Barbara Reumüller ins Leben gerufen und hat einen festen Platz in Wiens Filmfestivalszene.

Rechtliche Situation in Österreich

Nach der Aufhebung der strafrechtlichen Verfolgung von Homosexualität in Österreich im Jahr 1971 brauchte es noch gut zwei Jahrzehnte, bis die Gesellschaft begann, Lesben und Schwule zu akzeptieren und eine offene, lebensfrohe Szene entstehen konnte. Diese Szene mit Schwerpunkt in den Bezirken rund um den Naschmarkt trägt dazu bei, dass die gelungene Mischung von Genusskultur und Kulturgenuss, für die Wien so bekannt ist, immer wieder neu aufgemischt wird.

Als erstes Land Europas schaffte Österreich unter Joseph II 1787 die Todesstrafe für Sodomie ab. 1852 wurde der § 129 I b ins Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen, der „Unzucht wider die Natur“ bei Männern sowie auch bei Frauen mit bis zu fünf Jahre Kerker bestrafen konnte. Damit war Österreich eines der wenigen Länder Europas, in denen auch lesbischer Sex kriminalisiert wurde. Dieser Paragraph überdauerte die Erste Republik, den Austrofaschismus, die NS-Zeit und fiel im Jahre 1971. Erst 2003 wurden alle Paragraphen, die Bereiche des homosexuellen Lebens kriminalisierten, abgeschafft. Trotz dieser (un)rechtlichen Situation hat in den vergangenen 20 Jahren Österreich, und besonders Wien, eine Reihe von positiven Schritten gesetzt.

Wien hat in Sachen Homosexuellen-Rechte in Österreich eine Sonderstellung: In vielen Bereichen wie beispielsweise Eingetragene Partnerschaft oder Pflegeelternschaft übernahm Wien im vergangenen Jahrzehnt eine Vorreiterrolle in Österreich. Die 1998 gegründete Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) hat seit Beginn mit Angela Schwarz eine engagierte Lesbe und mit Wolfgang Wilhelm einen ebenso engagierten Schwulen im Team. Die WASt hat wesentlich zum entspannten Umgang der in der Stadt lebenden Menschen untereinander beigetragen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierungen oder geschlechtlichen Identitäten.

Schon seit 1995 gehören homosexuelle Pflegeeltern in Wien zum Alltag. Somit war Wien das erste österreichische Bundesland, das die Pflegeelternschaft auch für gleichgeschlechtliche Paare öffnete. Bei den zuständigen Behörden versichert man, dass es keinen Unterschied zwischen lesbischen und schwulen und heterosexuellen Pflegeeltern gibt. Die zahlreichen Regenbogeneltern und -familien haben sich inzwischen zusammengeschlossen im Verein FamOs – Familien Andersrum Österreich, der neben rechtlichem und praktischem Austausch auch Faschingsfeste und Wanderungen organisiert, sodass die Kinder in einer Gemeinschaft mit anderen Regenbogenkindern aufwachsen können.

Am 1. Jänner 2010 wurde die Eingetragene Partnerschaft in Österreich eingeführt, die in einigen Bereichen der Zivilehe gleichgestellt ist. Wien bot von Anfang an eine Zeremonie am Standesamt an. Seit 1. August 2013 ist die gemeinschaftliche Adoption leiblicher Kinder gesetzlich gestattet. Mit Anfang 2015 wurde lesbischen Paaren mittels Samenspende eine künstliche Befruchtung erlaubt und zum selben Zeitpunkt wurde das Adoptionsverbot gleichgeschlechtlicher Paare vom Verfassungsgericht aufgehoben, was 2016 in Kraft getreten ist. Der Schritt zur Öffnung der Ehe ist bis dato jedoch noch nicht erfolgt.

Wien-Adressen und Links für Schwule und Lesben

Cafés, Initiativen und Zentren 

 Zeitschriften, Buchhandlungen und Archive 

 Übernachten 

Parkhotel Schönbrunn, Hietzinger Hauptstraße 10-14, 1130 Wien, www.austria-trend.at/Parkhotel-Schoenbrunn

Ball, Tanz und Parade 

 Sport 

Weitere Informationen über Wien für lesbische und schwule Gäste gibt es auf www.wien.info/schwullesbisch und www.facebook.com/GayCityWien.


Tourist-Info und Wien-Karte

WienTourismus bietet gratis Stadtpläne mit Museenliste, Hotel-Guides und Monatsprogramme, Gastronomietipps und andere Unterlagen in vielen Sprachen. Sie können, wie auch Hotelzimmer, unter der Service-Telefonnummer +43-1-24 555 oder info@wien.info bestellt werden. Unter www.wien.info bietet der WienTourismus außerdem eine  Veranstaltungsdatenbank und viele Tipps für den Wien-Aufenthalt.

Die Wien-Karte ist eine 48- bzw. 72-Stunden-Netzkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien und zugleich eine Vorteilskarte. Sie ist in Wiener Hotels, der Tourist-Info Wien, bei Reisebüros und bei Vorverkaufsstellen der Wiener Linien sowie online (www.wienkarte.at) erhältlich. Wien-Karten-InhaberInnen können damit über 210 Vorteile genießen, vom günstigeren Eintritt ins Museum bis zum Rabatt beim Einkaufen. Eine Gebrauchsanweisung für die Wien-Karte befindet sich im Kuponheft, das jeder Käufer erhält.

Die zentrale Tourist-Info des WienTourismus ist gleich hinter der Staatsoper am Albertinaplatz (Ecke Maysedergasse, 1010 Wien) zu finden. Wien-Gäste können sich hier von den Fachleuten des WienTourismus beraten lassen. Täglich von 9 bis 19 Uhr bietet die Tourist-Info Wien neben Information und Zimmervermittlung auch Eintrittskarten und Last-Minute-Tickets für Kulturevents an, ebenso steht Gratis-WLAN zur Verfügung. Auch Wien-Souvenirs können hier erstanden werden.

Die gleichen Services wie am Albertinaplatz bietet der WienTourismus auch am neuen Wiener Hauptbahnhof. Dort befindet sich eine (wesentlich kleinere) Tourist-Info direkt im Info-Point der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen), die täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. ist.

www.wien.info


Wien – Daten & Fakten

Wien ist nicht nur die Hauptstadt von Österreich, sondern auch eines der neun Bundesländer. Der Stephansdom befindet sich im Zentrum der Stadt. Wien erstreckt sich auf 415 km² und ist in 23 Bezirke unterteilt. Mit Wäldern, Wiesen, Parks und Gärten, die rund die Hälfte der Fläche Wiens ausmachen, ist sie die Stadt in Europa mit dem höchsten Anteil an Grünflächen. Urbanes Grün bietet etwa der Stadtpark (mit dem meistfotografierten Motiv der Stadt, dem goldenen Johann-Strauß-Denkmal), der Wald und die Wiesen des Praters, die ausgedehnten Gärten des Schlosses Schönbrunn, die Abschnitte des Wienerwalds, Weinberge, Ackerland und die Feuchtgebiete der Donau. Während die Temperaturen im Sommer selten über 30 °C ansteigen, wird es im Winter selten kälter als  -5 °C.

Wien ist Bundeshauptstadt und zugleich das kleinste der neun Bundesländer Österreichs. Die Stadt liegt im Herzen Europas an der Donau und an den nordöstlichen Ausläufern der Alpen (geografische Koordinaten: 48° 12′ N, 16° 22′ O). Das Zentrum der Stadt (Stephansdom) befindet sich auf einer Seehöhe von 171 Metern. In Wien herrscht ein gemäßigtes Übergangsklima mit kontinentalen und maritimen Einflüssen. 67 Sommertage (Temperaturen über 25 Grad Celsius) stehen 50 Frosttagen (Temperaturen unter 0 Grad Celsius) gegenüber. Westwetterlagen herrschen vor, die durchschnittliche Lufttemperatur beträgt rund elf Grad Celsius im Jahresmittel, die Niederschläge 600 mm/Jahr.

Wiener Stephansdom

Wien liegt historisch gesehen an einem Schnittpunkt von Kulturen und Verkehrswegen, an der einstigen Bernsteinstraße und der Donau. Archäologische Funde gibt es bereits aus der Altsteinzeit. Mit den Römern beginnt Wiens eigentliche Siedlungsgeschichte, sie legten im Bereich des heutigen Stadtzentrums ein Militärlager und eine Zivilstadt (Vindobona) an. 1156 wurde Wien Herzogresidenz der Babenberger. Unter den Habsburgern war Wien über 600 Jahre lang kaiserliche Reichshaupt- und Residenzstadt. Die historische Innenstadt der Kulturmetropole und Welthauptstadt der Musik wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

23 Bezirke für 1,7 Millionen Menschen

Das Stadtgebiet ist in 23 Bezirke gegliedert, umfasst 415 km² und wird von über 1,7 Millionen Menschen bewohnt (siebtgrößte EU-Stadt, Bevölkerungsdichte circa 4.200 Einwohner pro km²). 1995 trat Österreich der EU bei, Währung ist der Euro. Der Großraum Wien zählt 2,6 Millionen Einwohner, ein knappes Viertel aller Österreicher lebt hier. Wien gehört – wie Österreich im Allgemeinen – zum deutschen Sprachgebiet.

2014 wurde Wien bereits zum fünften Mal in Folge vom internationalen Beratungsunternehmen Mercer als lebenswerteste Stadt weltweit ausgezeichnet. Jährlich führt Mercer eine Studie zur Bewertung der Lebensqualität in 223 Metropolen weltweit durch. Bewertet wurde das politische, soziale und ökonomische Klima, die medizinische Versorgung, die Ausbildungsmöglichkeiten, die infrastrukturellen Voraussetzungen wie das öffentliche Verkehrsnetz, Strom- und Wasserversorgung. Weiters wurden Freizeitangebote wie Restaurants, Theater, Kinos, Sportmöglichkeiten, die Verfügbarkeit von Konsumgütern vom Nahrungsmittel bis zum Auto sowie Umweltbedingungen von der Grünanlage bis zur Luftverschmutzung verglichen.

Wien – eine grüne Stadt

Die Hälfte des Wiener Stadtgebiets ist Grünfläche, die aus Gärten, Parks, Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen besteht. 39 Prozent aller Wege in Wien werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt – ein Europarekord. Zudem ist die Stadt die einzige der Welt, die nennenswerten Weinbau innerhalb der Stadtgrenzen betreibt. Wien ist nicht nur Bundesland und Bundeshauptstadt, sondern auch eine eigenständige Weinregion mit einer Rebfläche von über 700 Hektar (rund 80 Prozent Weißweinreben).

Nur 60 Kilometer von der slowakischen Hauptstadt Bratislava entfernt, spielt Wien nicht nur eine bedeutende Rolle in der 2003 gegründeten Europaregion Centrope, sondern auch im internationalen Verkehrsnetz. Der Flughafen Wien-Schwechat (Vienna International Airport) verzeichnet im Jahr rund 231.200 Flugbewegungen und knapp 22 Millionen Passagiere. Große europäische Fernstraßen führen ebenso über Wien wie überregionale Eisenbahnlinien. Mit dem neuen Hauptbahnhof gewinnt Wien als moderner Knotenpunkt des transeuropäischen Schienennetzes zusätzlich an Bedeutung.

Wien ist zudem eines der vier UNO-Hauptquartiere und Sitz zahlreicher internationaler Organisationen, etwa der OPEC (Organisation Erdöl exportierender Länder), OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), IAEO (Internationale Atomenergiebehörde) und UNIDO (Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung). Wien fungiert aufgrund seiner geografischen Lage für zahlreiche internationale Firmen als Sprungbrett in den Osten.

Imperial Nostalgie und zeitgenössische Trends

Das Spannungsfeld zwischen Tradition, die sich etwa in den Cafés und Weinstuben mit dem typischen Wiener Gemütlichkeit ausdrückt und der Moderne, wie sie sich etwa in Veranstaltungen wie dem Life Ball und dem Festival für elektronische Musik zeigt, vermittelt einen Lebensstil, der Gäste aus der ganzen Welt anspricht.

Der Naschmarkt, Wiens multinationaler Obst-und Gemüsemarkt, bietet auch einen Flohmarkt (jeden Samstag). Der Markt hat in seiner Umgebung die Entstehung einer außerordentlich vielfältige Gastronomieszene gefördert. Die Mariahilfer Straße, eine Straße, die das historische Zentrum mit dem Schloss Schönbrunn verbindet, hat sich seit der Fertigstellung der U-Bahn-Linie U3 zur größten Einkaufsmeile der Stadt entwickelt. Im Sommer drängen sich Wiener und Touristen nicht nur im Prater mit dem berühmten Riesenrad, sondern auch auf der Copa Cagrana auf der Donauinsel – mit dem Donauinselfest, Europas größter kostenloser Open-Air-Party im Juni, als Höhepunkt. Strandatmosphäre bieten auch zahlreiche Badestellen am Fluss entlang des Donaukanals, wo der Sommer mit coolen Drinks gefeiert wird.


Tipp zum Weiterlesen: ungewöhnliche Orte, überraschend, verstörend, amüsant und schön

111 Orte in Wien die man gesehen haben muss

111 Einblicke und Einsichten in ungewöhnliche Orte, überraschend, verstörend, amüsant und schön verspricht der etwas andere Wien-Reiseführer: „hinter den diskret versteckten Tapetentüren der alten Monarchie ebenso wie in den schrill erleuchteten Entrees des New Vienna, in postmodernen Kaffeehäusern, musealen Beisln, politischen Waschsalons und längst vergessenen Hinterhöfen“.

Lesen Sie nach, wo sich Wien richtig böse, und wo ist es richtig gemütlich ist, wo sich das schönste Stundenhotel der Stadt befindet und wo der Kopf eines Mörders hinter Glas liegt … Dieses Buch ist ein wahrer Lesegenuss für all jene, die bei ihrem Besuch nicht nur das übliche Standard-Touristenprogramm abspulen möchten.

Von Peter Eickhoff  / Emons Verlag